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Neuvorstellung zur Übersicht
19.12.2006
Günter Schiepek: Die Grundlagen der Systemischen Therapie. Theorie - Praxis - Forschung
Schiepek Grundlagen systemischer Therapie Vandenhoeck & Ruprecht 1999

Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft für Systemische Therapie (AGST). Mit Vorworten von Luc Ciompi, Hans Westmeyer und den Herausgebern

450 Seiten mit 70 Abb.und 8 Tab., 13 farb. Bildern der Malerin Isolde Folger und einer CD-ROM mit Literatur, Tabellenanhang und Klangumsetzung einer Sequentiellen Plananalyse., gebunden

Preis: 54 €
ISBN 3-525-45855-X
Vandenhoeck & Ruprecht





Wolfgang Loth, Bergisch Gladbach: Wer hat Angst vor Systemischer Therapie?
- Von den Herausforderungen eines weit gewordenen Feldes –

"Ich persönlich verstehe Familientherapie, die sich auf ein
systemisches Modell gründet, als eine Untersuchung,
die gerade erst begonnen hat; ich meine genau das,
was Gregory Bateson ausdrückte, als er sein Buch betitelte
"Schritte zu ... (einer Ökologie des Geistes): eine Art Signal,
das lediglich eine Richtung anzeigt, eine Straße voller
Schwierigkeiten, die, wie ich hoffe, eine Generation von Forschern
anziehen wird, die nach etwas grundlegend Neuem suchen.
In unserem Bereich der Familientherapie sehe ich gegenwärtig
viele Gefahren. Die meiner Meinung nach größte ist das Risiko,
den Forschergeist zu verlieren."

Mara Selvini Palazzoli (1979) (1)

"Vorhersagen sind schwierig, zumal sich
Potentiale durch Realisationen verändern."

Günter Schiepek (1999, S.277)


Aktueller Anlass
Die Arbeitsgemeinschaft Systemische Therapie (AGST) hatte Günter Schiepek beauftragt, eine Materialsammlung zu erstellen, die dazu dienen sollte, beim Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie der Bundesärztekammer den Antrag auf Anerkennung der Systemischen Therapie zu begründen. Diese Materialsammlung liegt nun als Buch vor. Ebenso liegt mittlerweile das Votum des Wissenschaftlichen Beirats vor (Margraf & Hoffmann 2000). Der Antrag wurde abgelehnt. Der Zug ist abgefahren, zunächst, wir hätten also einen Augenblick Zeit zur Besinnung. Ich möchte ihn nutzen und das vorliegende Buch nicht auf seine Funktion als Materialsammlung für den Antrag reduzieren. Es macht Sinn, denke ich, nach seiner Position im Kontext der Entwicklung Systemischer Therapie zu fragen.

"Ist das schon so lange her?"
Das waren noch Zeiten! Als 1996 das Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung herauskam (von Schlippe & Schweitzer, 1996), fragte sich Helm Stierlin in seinem Vorwort wehmütig, ob mit der Zäsur, die dieses Buch setzte, "nicht auch eine Phase der schöpferischen Anarchie zu Ende geht" und "jetzt eine langweiligere Zeit des Ordnens, des Kategorisierens, des Verdeutlichens, des Lehr- und Lernbarmachens, der Verschulung der systemischen Therapie und Beratung eingesetzt hat" (S.13). Gute alte Zeit! Das Lehrbuch erlebt mittlerweile seine 6. Auflage und "eigentlich" gehört Systemische Therapie hierzulande zu den erfolgreichsten Verfahren der letzten Jahre, nimmt man die Akzeptanz des Verfahrens und das Interesse daran im professionellen Feld als Maßstab.
Stierlin mag also Recht gehabt haben mit seinem Eindruck, es habe damals eine neue Phase im Selbstverständnis der Systemischen TherapeutInnen begonnen. In dieser Phase schien sich (bei aller epistemologischen Vorsicht) der Boden unter den Füßen gefestigt zu haben. Prämissen hin oder her, Systemisches ließ sich zunehmend auch unter dem Blickwinkel erfolgreichen Intervenierens verkaufen. Dies sollte doch wohl auch seinen Platz in der öffentlich anerkannten (also auch: bezahlten) gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung beanspruchen können. Der Apfel vom Baum der Erkenntnis schien reif zu sein. Anderenorts wird allerdings beschrieben, wie die Frucht der Erkenntnis zu Dornen & Disteln mutierte (2)…
Ein Blick zurück: Wie sah es damals aus, damals, als das Lehrbuch erschien? 13 Jahre zuvor (1983) hatte Jürgen Hargens mit der Gründung und Herausgabe der Zeitschrift für systemische Therapie im deutschsprachigen Raum erstmals ein Forum dafür geschaffen, die aufkommenden Systemischen Ideen regelmäßig zu diskutieren (3).Zwar stand bereits auf dem Züricher Kongress im Jahr 1979 "Systemisches Denken und Handeln in der Therapie" im Zentrum (publiziert in Duss-von Werdt & Welter-Enderlin 1980), jedoch noch deutlich als "Systemische Familientherapie" akzentuiert. Die Gründung der ZfST kann aus der Rückschau daher als entscheidendes Datum dafür genommen werden, daß sich hierzulande ein an explizit "systemischem" Denken orientiertes Feld formieren konnte. Die Zeitschrift wurde zum Sammelbecken und zum Flußbett gleichermaßen. Sie verkörperte den "Spirit" der sogenannten epistemologischen Wende Anfang der Achtziger Jahre, folgenreich akzentuiert auf der "1. Internationalen Konferenz über Epistemologie, Psychotherapie und Psychopathologie" im September 1982 in Houston. Hargens klingt in seinen "Einleitenden Hinweisen" zum Kongreßteil vorsichtig optimistisch: "Vielleicht ist die Zeit für ein neues Verständnis von Psychotherapie und Psychopathologie gekommen" (1983, S.58).
Die Theorie autopoietischer Systeme wurde zum Leitmotiv Systemischer Theorieverständnisse. Maturanas Entwurf auf der Grundlage biologischer und neurophysiologischer Forschungen (1982) und Luhmanns Entwurf auf der Basis soziologischer Forschung (1984) bildeten die beiden Säulen der deutschsprachigen systemischen Szenen. Sie erwiesen sich als fruchtbare Nährböden, möglicherweise eher wegen ihrer Unterschiede als wegen ihrer Gemeinsamkeiten (Krüll et al. 1987). In der Folge kam es 1986 zu zwei weiteren spannenden und weichenstellenden Kongressen in Deutschland (später publiziert in Rotthaus (1987) und Simon (1988)).
Während die Theorienbildung offensichtlich "blühende Landschaften" widerspiegelte, wartete hinsichtlich einer Systemischen Methodologie noch eine Menge Arbeit. Ein erster Meilenstein auf diesem Weg war für mich der von Günter Schiepek als Gastherausgeber moderierte "Diskurs systemischer Methodologie" (ZfsT 6(2), 1988), bis heute für mich ein herausragendes Lehrstück systemisch inspirierter und begründeter Reflexion. Vorsichtiger und respektvoller Umgang mit dem Ungewissen verknüpfte sich damals mit ersten Eindrücken eines kohärenten programmatischen Profils.
Im gleichen Jahr erschien die 1. Auflage des mittlerweile legendären Readers Von der Familientherapie zur systemischen Perspektive (Reiter et al. 1988) (4) . Der Wendepunkt in der Entwicklung von interpersonellen Therapiekonzepten war markiert: weg von einer externen Sicht auf Mehrpersonenkonstellationen hin zu einer beobachterabhängigen Sicht auf Systemkonstruktionen. Kurt Ludewigs Beitrag war darin enthalten, in dem es ihm gelang,  die beiden theoretischen Nährböden - Maturana und Luhmann - sinnvoll differenziert und aufeinander bezogen zu nutzen und im Konzept des Problemsystems und des "Mitglieds" zu bündeln. "Familientherapie" und "Systemische Therapie" konnten nicht mehr ohne weiteres als Synonyme benutzt werden (Loth 1989). Ein Jahr später dann das erste Handwörterbuch zur Systemischen Theorie und Therapie (Böse & Schiepek 1989). Systemische Therapie wurde als "Metastrategie" verstanden, und die Autoren kamen zu dem Schluß, es sei "nicht sinnvoll, die systemische Therapie auf der Ebene konkreter Interventionen mit anderen Therapieansätzen vergleichen zu wollen" (S.206).
Als Durchbruch in der Entwicklung eines eigenständigen Profils Systemischer Therapie galt für mich drei Jahre später Kurt Ludewigs Buch zu den Grundlagen klinischer Theorie und Praxis (1992). Mir schien das ein "bemerkenswert klar herausgearbeiteter Vorschlag, Systemische Therapie sinnvoll von anderen Ansätzen abzugrenzen, sie kohärent zu begründen und nachvollziehbar zu verwirklichen" (Loth 1992, S.81). Ich erwartete wichtige Impulse nicht nur für die Praxis, sondern auch für die Forschung, was ich "umso bedeutsamer" einschätzte "als sich die Diskussion um die wissenschaftliche Anerkennung Systemischer Therapie bislang nur bedingt optimistisch entwickelt." (S.81).
Parallel zu dieser Entwicklung eines professionellen Selbstverständnisses als Systemische TherapeutInnen entwickelte sich ein anderer Strang, der zunächst nicht wie ein anderer Strang wirkte, sondern als wichtiger Bestandteil eines Ganzen. Ich spreche von den Versuchen und Unternehmungen, die Komplexität, die durch systemische Ansätze ins Spiel kommt, angemessen zu erfassen und zu erforschen. Es war Günter Schiepek, der zu diesen Bemühungen schon sehr früh entscheidende Impulse gab. Bereits 1986 erschien seine Systemische Diagnostik in der Klinischen Psychologie, in der er sein Modell der idiographischen Systembeschreibung ausführlich erläuterte. Schiepeks Beitrag erschien mir damals äußerst hilfreich, die Orientierung zu behalten zwischen den Verlockungen der Beliebigkeit und den Engpässen trivialisierender Verständnisse menschlichen Handelns. Die nachfolgende umfassende Systemtheorie der Klinischen Psychologie (Schiepek 1991) war ein weiterer gewichtiger (und früher) Versuch, professionelles systemisches Handeln an die Standards der Naturwissenschaften anzuknüpfen, und deren methodisches Rüstzeug für das planmäßige Erforschen komplexen Geschehens zu nutzen. Therapie wurde als Kontextsteuerung beschrieben, als "dynamisiertes Schaffen von Bedingungen für die Möglichkeit von Selbstorganisationsprozessen in psychischen und sozialen Systemen" (1991, S.34). Ein Schlüsselsatz, nicht nur für das Verstehen des als hilfreich erhofften Tuns in der Praxis professioneller Hilfe. Ein Schlüsselsatz auch für das Verstehen des zunehmenden Auseinandersdriftens von Praxis und Forschung. "Bedingungen für die Möglichkeit von...": Selbst wer von einem "How-to-"-Interventionismus nichts wissen wollte und "im Prinzip" der "Unmöglichkeit instruktiver Interaktion" zustimmte, so richtig warm ums Herz wurde PraktikerInnen zunehmend selten, wenn ihnen ihre Arbeit im Licht nichtlinear-komplexer Dynamik vorgestellt wurde. Aber auch eher traditionelle Forschungsansätze kamen offensichtlich nicht so zum Tragen: im Lehrbuch (von Schlippe & Schweitzer 1996) waren es ganze 17 Seiten, die von Evaluation kündeten, vieles kleingedruckt.
Synergetik wurde für Schiepek zunehmend zur Referenzwissenschaft, mit deren Hilfe er das Geschehen (nicht nur) in Systemischen Therapien zu erfassen hoffte (z.B. 1993, 1994b,1995a,b, Schiepek & Kowalik 1994, Tschacher et al. 1992). Ein von ihm gemeinsam mit H. Spörkel herausgegebenes Themenheft zu Verhaltensmedizin als angewandte Systemwissenschaft (1993) vermittelt beispielhaft die Möglichkeiten systemwissenschaftlicher Forschung für das Entwickeln eines bio-psycho-sozialen Gesundheitsmodells und synergetischer Medizin. Die von Schiepek mit auf den Weg gebrachten "Herbstakademien" zu Fragestellungen der Selbstorganisation und zu empirischen Zugängen zu einer psychologischen Synergetik bündelten unterschiedlichste Ansätze und Ideen. Das alles schien aufregend, spannend und (ich gebe es zu:) ein bisschen elitär, Avantgarde. Trotzdem konnten Reiter & Steiner bereits 1994 "Klinische Synergetik und Selbstorganisation" als ein wissenschaftliches Feld beschreiben, das sich formiert und für die Praxis Relevanz gewonnen habe.
Allerdings scheint sich um die Entstehungszeit des Lehrbuchs für Schiepek die Einsicht ergeben zu haben, daß seine Bemühungen um einen Anschluß systemischer Therapie im Bereich der Forschungswissenschaften nicht genügend Anklang finden. In einem Zeitschriftenbeitrag beklagte er 1994, Systemische Therapie kennzeichne sich zur Zeit durch eine "Einengung auf eine sprachlich-kommunikative Ebene der Problembearbeitung" (1994a, S.81). Und beinahe als Absatzbewegung könnte folgender Satz verstanden werden: "Tatsächlich ist es auch keineswegs das Ziel der Systemwissenschaften, eine bestimmte Therapierichtung (z.B. die systemische Therapie) zu begründen oder zu favorisieren. Vielmehr geht es darum, einen Beitrag zu einer "an der empirischen Psychologie orientierten Psychotherapie" (...) und ihren Anwendungsbedingungen zu leisten" (1994a, S.82).
Schiepek selbst hat sich nicht auf den engeren Bereich der Therapie beschränkt. Entscheidungsverläufe und Handlungsoptionen in komplexeren Systemen waren ein Thema in den letzten Jahren, es ging um "Selbstorganisation und Kompetenzentwicklung in sozialen Sysemen" (Manteufel & Schiepek 1998) mit dem Ergebnis,  Planspiele zur Auswertung und Optimierung professioneller Helfersysteme zu nutzen. Programmatisch spricht er vom "Ausbildungssziel: Systemkompetenz" (1997), und diskutiert dabei "Systemkompetenz als Grundmerkmal klinischer Professionalität" (S.199). Auch hier werden sich Systemische PraktikerInnen weniger durch vertrauten Stallgeruch und wärmende Tröstungen angesprochen fühlen. Es sind auf eine Art Zumutungen, die Schiepek beisteuert, und es würde für Kraft und Selbstvertrauen der Systemischen Gemeinden sprechen, wenn sie sich nicht vor den Übersetzungsleistungen drücken, die notwendig sind. Genau dies aber unterstreicht aus meiner Sicht Schiepeks Bedeutung für die Systemische Szene: Er hat das Potential, für Unruhe zu sorgen. Seine Forschungsarbeiten tragen dazu bei, instabile Phasen zu befördern. Die Rede kommt noch darauf, welchen praktischen Sinn das macht, wenn ich auf Schiepeks Verständnis von Psychotherapie als Selbstorganisation eingehe. Es zwingt die Kunst zum beständigen Training, wenn sie angemessen respektlos mit Mitteln von Nachbarkünsten beleuchtet wird..Es macht wenig Sinn, sich davor zu fürchten.

Vom Zurechtfinden in schwierigem Gelände
Systemische Therapie hat es sich nicht leicht gemacht. Ein virulentes Spannungsfeld ist entstanden. Ich halte es weder für selbstverständlich, dass das Feld bislang nach außen hin noch relativ kohärent erscheint, noch halte ich für selbstverständlich, dass es so bleibt. Eine "alte" Erfahrung im Umgang mit Krisen zeigt, daß Unterschiede relativ gut abgefedert werden können, solange die Rahmenbedingungen "stimmen", dann zählt das Modell "Batterie": zwischen den beiden Polen läuft der Strom (und macht das Licht). Werden die krisenhaften Bedingungen zu stark, "geht das Licht aus", Sollbruchstellen scheinen sich aufzutun, es kippt. Ich komme noch darauf zurück. Schiepek hat dazu einiges zu sagen.
Ich glaube, es wird deutlich genug, dass Schiepeks Aufgabe, eine Materialsammlung zu erarbeiten, die vor einem Wissenschaftlichen Beirat Bestand hat, einer Gratwanderung gleichkommt, genauer: einer Gratwanderung in dünner Luft. Es geht um die Frage, ob sich die Prämissen des Wissenschaftlichen Beirats einer Bundesärztekammer und die Prämissen Systemischer Therapie ohne Weiteres in eine gemeinsame Sprache übersetzen lassen.
Ein Beispiel für viele: In einer neueren Arbeit diskutiert Kurt Ludewig "Ziele in der Systemischen Therapie" (1999). Zwar unterlässt auch Ludewig nicht den Bezug auf eine wissenschaftliche Fundierung. Wie jedoch sollte einem Wissenschaftlichen Beirat anschlussfähig vermittelt werden: "In diesem eminent psychosozial angelegten, auf Sinnerzeugung und Kommunikation beruhenden Verständnis von Lebensproblemen und Problemsystemen entfällt jede Vorstellung von "Heilung" oder "Problemlösung". Probleme-des-Lebens (Lebensprobleme und Problemsysteme) sind weder in Analogie zu somatisch-medizinischen Auffassungen heilbar noch in Analogie zu mathematischen Gleichungen lösbar." (S.260). Dieser Satz erfasst und beschreibt einen Kernpunkt Systemischer Therapie (so wie ich sie verstehe), ebenso wie der folgende: "Im Unterschied aber zu anderen Ansätzen setzt die systemische Therapeutin die Problembeschreibung des Klienten nicht in ihr modellhaftes Verständnis psychischer Störungen oder Krankheiten um, sondern sie macht es vielmehr zu ihrer Aufgabe, sich in die Denkmodelle und Empfindungen ihrer Klienten zu versetzen, um von dort aus Einfluß im vereinbarten Umfang zu nehmen. Hierfür benötigt die systemische Therapeutin keinen ausgefeilten und verdinglichten Krankheitsbegriff, sondern vielmehr eine klare und flexible Vorstellung darüber, dass sie es mit Kognitionen und Kommunikationen und nicht mit "Dingen" zu tun hat." (S.268).
Ich denke, es braucht Nehmerqualitäten, wenn man sich in Kenntnis dieses Selbstverständnisses darauf einlässt, einem "Hohen Rat" entgegenzutreten, der das Gegenteil verlangt. Das skizzierte Selbstverständnis dürfte sicher besser aufgehoben sein bei Positionen, wie sie neuere Überlegungen zum Thema "Profession" (Reiter & Steiner 1996, Buchholz 1999) anbieten. Wissenschaft wird hier als Umwelt von Profession diskutiert, eine wichtige und notwendige zwar, aber eben nicht in erkenntnis- und handlungsleitender Funktion.

"Was nun, Systemische Therapie?"
Erst jetzt käme ich zu Schiepeks Grundlagen der Systemischen Therapie. Gerade weil nach der Ablehnung des Antrags die begründende Materialsammlung besonders im Blickfeld steht, gerade weil es nahezuliegen scheint, das Buch im Kontext eines Misserfolgs zu betrachten, gerade deswegen scheint es mir notwendig, dieses Buch in einer (mittlerweile) langen Tradition zu betrachten. Es zu würdigen als neue Bestandsaufnahme einer Entwicklung, die bedeutsame Impulse für die Alltagspraxis mit sich gebracht hat und deren Sicht der Dinge mehr zur Bewältigung des üblichen "unordentlichen" Arbeitsalltags beiträgt als konkurrierende Ansätze (5).
Es wird nicht nötig sein, die Kompendiumsqualitäten des Buches dadurch zu unterstreichen, dass ich hier die gesammelten Materialien zu Rahmenbedingungen, Prozeßgestaltung oder Verfahren systemischer Therapie wiederhole. Das ist nicht neu, sondern umfassend. Herausgreifen möchte ich zwei Aspekte, zum einen die praktischen Implikationen, die Schiepek für die Beziehungsgestaltung in der Systemischen Therapie herausfiltert, zum anderen seine originäre Leistung, Systemische Therapie als selbstorganisierenden Prozess zu fassen.
In ihrer ablehnenden Stellungnahme monieren Margraf & Hoffmann (2000) explizit, sie könnten nicht erkennen, was das Spezifische im Zusammenhang zwischen geschilderten theoretischen Voraussetzungen und praktischem Vorgehen sei. Dies ist mir unverständlich. Die theoretischen Grundpositionen (S.36ff.): Berücksichtigung der Autonomie von Systemen, Berücksichtigung der Eigendynamik von Systemen, Berücksichtigen der System-Umwelt, die Veränderung innerer Konstrukte und Wirklichkeitskonstruktionen, und wechselseitiger Bezug (strukturelle Koppelung) zwischen individuellen Problemen und interpersonaler Kommunikation. Schiepek spricht die "permanente Beobachterabhängigkeit aller Aussagen" an (S.226) und damit auch die Zeitgenossenschaft Systemischer Therapie, einer Zeit, die durch fundamentale Pluralität gekennzeichnet sei. "Dies setzt eine Fähigkeit zum Wechseln von Perspektiven und Standpunkten sowie die Bereitschaft zur Selbstkritik voraus. Diese Selbstkritik kann sich aber nicht selbst wiederum zur Setzung neuer Maßstäbe aufschwingen, sondern vollzieht sich in einem permanenten Prozeß der Relativierung und Relationierung von Standpunkten. Das Adjektiv "systemisch" sollte vor diesem Hintergrund bedeuten: eine Haltung von Respekt und intellektueller Redlichkeit." (S.51).
Wie ich das verstehe, lassen sich die praktischen Implikationen für die Beziehungsgestaltung in der Systemischen Therapie, wie sie Schiepek beschreibt (S.128ff.) nahtlos daran anknüpfen: Anliegen/ Auftrag ermitteln, äußerst vorsichtiger Gebrauch (wenn überhaupt) von Interpretationen, angemessenes Einbeziehen von Bezugssystemen und Umfeld der Hilfesuchenden, Aufmerksamkeit für Fortschritte und Erfolge, Unterstützung des Selbstwertgefühls und die Würdigung von Anstrengungen und Bewertung des therapeutischen Angebots durch die Hilfesuchenden. Desweiteren: Wahlfreiheit und Verzicht auf das Konstrukt des "Widerstands" sowie auf Schuldzuschreibungen. Die in Zeiten notwendiger Instabilität wichtigen Sicherheitssignale und stabil(isierend)e Rahmenbedingungen kommen zur Sprache, Transparenz, Berücksichtigung der aktuellen Motivationslage der Hilfesuchenden und das Einstimmen auf die nonverbalen Aspekte des Geschehens.

Systemische Therapie als selbstorganisierender Prozess
Beeindruckend finde ich, wie Schiepek das vorliegende Forschungsmaterial zu einem von anderen Ansätzen unterscheidbaren kohärenten Konzept zusammenfasst und Systemische Therapie als selbstorganisierenden Prozess beschreibt. Das wirkt manchmal wie aus einem Guß, und macht neugierig darauf, wie es erst wirken mag, wenn das Ganze auch noch alltagsorientiert beschrieben werden kann. "Die Therapie", sagt Schiepek, "führt (...) nicht entlang des Ariadnefadens durch das Labyrinth zurück zum Ausgang, sondern nach vorne. Das Thema Systemischer Therapien ist die Neuentwicklung von Mustern (Lebensstilen, Selbstkonzepten, Kommunikationsstrukturen). Es geht um die Auflösung von Problemsystemen zugunsten von Neuentwicklungen." (S. 276). Im Unterschied zu traditionellen Therapieverfahren, die auf das kontinuierliche Herbeiführen dieser Veränderungen setzen, fokussiert Schiepeks Vorschlag eines systemischen Verständnisses von Psychotherapie auf das Vorbereiten und Hinarbeiten auf diskontinuierliche Veränderungen. "Ordnungs-Ordnungs-Übergänge" ist das Zauberwort, die sich unter Bedingungen hilfreichen Beisteuerns ergeben. "Systemische Therapie schafft Bedingungen für die Möglichkeit selbstorganisierender Prozesse, das heißt von Übergängen zwischen bio-psycho-sozialen Funktionsmustern. Dieser Vorgang ist qualitativ verschieden von einem reinen Optimierungsprozess, der bestehende Muster zu erhöhter Wirksamkeit und Effizienz führt. [...] Verhaltens- und Erlebensmodifikation wäre in diesem Sinn mit einem kontinuierlichen Optimierungsprozeß, therapeutische Veränderung mit selbstorganisierten Ordnungsübergängen, also mit einem diskontinuierlichen Prozess zu vergleichen." (S. 285). Die von Schiepek dazu zitierte Forschungslage ist imposant, teilweise spannend, stellt allerdings an PraktikerInnen den Anspruch, sich nicht nur von leichter Kost ernähren zu wollen.
Zusammengefasst ergibt sich etwa folgendes Bild von Systemischer Therapie als selbstorganisierendem Prozess (S. 159ff.): Ordnungs-Ordnungs-Übergänge erhalten besondere Aufmerksamkeit wegen der in diesen Phasen kritischen Instabilität. Die in diesen Phasen typischen Irritationen und Unsicherheiten machen es notwendig, einen Rahmen von Stabilität und Sicherheit herzustellen. Das Aufmerksamsein für die Motivation der Hilfesuchenden, ihre Absichten, Wünsche und Anliegen, erlaubt es, dies als "relevante Energetisierung des Selbstorganisationsprozesses" zu erkennen. Hier ergibt sich eine deutliche Querverbindung zur herausragenden Bedeutung von KlientInnen-Variablen und Variablen der therapeutischen Beziehung, wie sie etwa von Lambert (1992) und Hubble et al. (1999) unterstrichen werden.
Weitere Eckpunkte der Konzeptualisierung Systemischer Therapie als selbstorganisierender Prozess:
Damit etwas Neues (anderes als das bislang Beklagte) entstehen kann, kommt es darauf an, "bestehende Funktionsmuster (Attraktoren) nicht weiter zu produzieren oder kognitiv aktiviert zu halten" (S.161). Das bislang vertraute Beklagte wird verstört. Eine Phase kritischer Instabilität wird möglich. Dies kann durch aktives Herbeiführen geschehen wie auch durch das Lenken der Aufmerksamkeit auf die Möglichkeit von Ausnahmen.
Aus solchen Phasen kritischer Instabilität resultieren jedoch nicht automatisch erwünschte Veränderungen. Zunächst wird einfach anderes möglich als bisher, und das könnte im Prinzip auch eine Verschlimmerung sein. Um also die Richtung der Veränderung "nicht dem Zufall zu überlassen, [...] sollten von Anbeginn an bestimmte Entwicklungsrichtungen "attraktiver" sein als andre. Die Erarbeitung von Visionen und Zielen dient genau diesem Zweck." (S.161)
Es wird dabei angenommen, dass sich "neue Formen der Verhaltensorganisation und neue kognitiv-emotionale Schemata (...) nicht wie die Teile eines Puzzles additiv" zusammensetzen, sondern "in holistischer Weise als Ganzes Gestalt" gewinnen (S.161).
Solche Situationen können nicht einseitig gesteuert oder geregelt werden. Dazu sind sie zu komplex und zu instabil. Es kommt zu eigendynamischen Neuordnungen. Da muss der Rahmen schon stimmen: "Während des gesamtes Prozesses kommt es in einem wohlwollenden und akzeptierenden therapeutischen Klima darauf an, eine Atmosphäre der "Fehlerfreundlichkeit" herzustellen." (S.161)
Neu entstehende Muster unterliegen natürlich den gleichen Lernbedingungen wie die beklagten Muster auch: was sich nicht bewährt, fällt wieder raus. Damit sich erwünschte Neuerungen also stabilisieren können, braucht es "spezifische therapeutische Unterstützungsformen." (S.162).
Neue Entwicklungen sind besonders dann hilfreich, wenn sie "generative Veränderungen" darstellen (Lankton 1985)."In Systemischen Therapien vollzieht sich nicht nur eine Auflösung von Problemsystemen und ein Austausch von Verhaltensmustern, sondern es entwickelt sich im günstigsten Fall eine größere Flexibilität von verfügbaren und aktualisierbaren Formen der Verhaltens- und Beziehungsorganisation" (S.162). Schiepek leitet dies auch aus der ätiologischen Orientierung der Systemischen Therapie ab: "Ätiologisch gesehen indiziert sind daher Interventionen, die dazu geeignet sind, Handlungsspielräume zu erweitern und kognitiv einen flexibleren Umgang mit verhaltensprägenden Konzepten ermöglichen. Es gilt, neue und alternative Verhaltens-, Erlebens- und Wahrnehmungsweisen zu entwickeln." (S.311 f.)
Die besondere Aufmerksamkeit für die Bedingungen (anscheinend) spontaner Ordnungs-Ordnungsübergänge macht für mich Schiepeks gelegentliche Gleichsetzung zwischen systemischen und lösungsorientiert-kurztherapeutischen Konzepten nachvollziehbar. Mehrfach (nicht zuletzt bei der Diskussion der Vorzüge Systemischer Therapie für die Kosten des Gesundheitswesens) betont Schiepek die in der Regel eher kurze Dauer Systemischer Therapie. Kennzeichnend seien überschaubare, umgrenzte Veränderungsziele, deren Erreichen in der Therapie angestoßen werde. Weiteres sei wahrscheinlich nicht hilfreich: "Es wird geprüft, ob eine Fortsetzung von Therapiemaßnahmen mit dem Ziel persönlicher Veränderung nicht selbst zur Aufrechterhaltung des Problems beiträgt (Hilfeleistungen der Form "mehr desselben" stabilisieren trotz gegenteiliger Absicht: kontraintuitiver Effekt)."(S.324). Sollte mehr gewünscht werden, könnte eine "Screeningfunktion" Systemischer Therapie genutzt werden, "wobei Patienten mit weiterführendem Behandlungsbedarf entsprechend der in der Systemischen Therapie klärbaren oder erarbeitbaren Auftragslage im Rahmen anderer Therapieformen weiterbehandelt werden können. [...] Aber auch die Systemische Therapie kennt Formen der Langzeitbehandlung von 50 bis 100 Stunden, die in bestimmten Fällen indiziert und angemessen sind." (S. 328). Interessanterweise greifen Margraf & Hoffmann (2000) diesen Köder kurz auf, geben ihn aber als (noch) zu unsicher wieder zurück.
Ich belasse es bei diesen inhaltlichen Verweisen, vieles mehr verdiente Erwähnung, die Diskussion zum Konstrukt des "Selbst" in der Systemischen Therapie etwa (S.276ff.) oder die Kritik an der Medikamenten-Metapher (S.154ff.). Worauf ich hier nicht weiter eingehe, was jedoch für die Antragstellung entscheidend war: Zum Thema "Systemische Therapie bei spezifischen Problemen und Störungsbildern" (S.329ff.) gibt es jeweils eine kurze Skizze des erreichten Forschungsstandes und ausführliche Literaturverweise. Zum Nachschlagen ein sehr informatives Kapitel über bisherige Studien zu Effektivitätsnachweisen, jeweils mit Abstract: 27 kontrollierte Studien, 22 Prä-PostVergleiche und Katamnesen zu verschiedenen Behandlungsansätzen innerhalb der ST, 4 Untersuchungen zur Methode des Reflecting Teams, 8 Untersuchungen zu systemisch-lösungsorientierter Therapie, 2 Seiten Literaturverweise zu Kasuistiken, sowie ausführlich: 5 Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen. Wie gesagt ein Kompendium.

"Und, wie geht’s jetzt so?"
Gute Frage! Was ich sagen kann: Ich ziehe den Hut vor Schiepeks Leistung! Was ich weiter sagen kann: Systemische Therapie als selbstorganisierenden Prozess zu konzeptualisieren, halte ich für spannend, weiterführend und ich bin neugierig auf weitere Anregungen für die Praxis dazu. Ich bin auch persönlich daran interessiert, weil ich auf diese Weise weitere Unterstützung für ein Praxisverständnis erhoffe, das ich mit dem Begriff des "Beisteuerns" gekennzeichnet habe (Loth 1998) und wesentlich mit einer Haltung "unerschrockenen Respektierens" verbinde (Hargens 1995).
Was kann ich noch sagen? Der vom Untertitel des Buches genährte Eindruck der Gleichbehandlung von Theorie, Praxis und Forschung ist bald verflogen. Schiepek setzt auf Forschung als Referenzgröße. Von dieser Basis aus nähert er sich jeweils den beiden anderen. Das ist die Stärke des Buches und natürlich auch seine Schwäche, wenn man so will. Die Stärke ist die Bereitschaft, systemisches Denken von jeglichem esoterischen Beiwerk zu befreien und überprüfbar zu machen. Das dürfte sowohl dazu beitragen, die nötige selbstkritische Haltung einzunehmen (die Schiepek auch anmahnt, s.o.), Selbstzufriedenheit vorzubeugen und das nötige Feuer unter dem Hintern heiß zu halten (6) und wohl auch das Bemühen um Verständigung mit anderen Positionen wachzuhalten. Die Schwäche: Schiepek setzt dermaßen konsequent auf Forschung, daß es PraktikerInnen verstören mag, insbesondere der konsequent forschungswissenschaftliche Jargon dürfte da einiges an Anschlussfähigkeit trüben. Vielleicht hat damit auch zu tun, dass er offensichtlich wenig Wert auf eine einheitliche Beschreibung der Hilfesuchenden legt: Patienten heißt es oft, Klienten nicht so oft, selten: Kundschaft. Das mag für die Forschung keinen Unterschied machen, praktisch machen die Unterschiede in den Prämissen für diese unterschiedlichen Bezeichnungen Unterschiede, die Unterschiede machen (in Batesons Sinne). Auch mutet es mich seltsam an, wenn "Beziehungsarbeit" unter "Interventionsmethoden" zur Sprache kommt (S. 90) oder wenn Plananalysen die Spezifizität von therapeutischen Beziehungen gewährleisten sollen. Nachvollziehen lassen, ja, unterstützen, ja, aber gewährleisten? (7). Und ein Querschläger besonderen Ausmaßes ist natürlich die Eingrenzung Systemischer Therapie auf FachärztInnen und Psychologische PsychotherapeutInnen (S. 109). Systemische Therapie ist gerade dadurch so stark geworden, daß sie von vorneherein als interdisziplinär und nicht-hierarchisch verstanden wurde. Aber Schiepek ist ein ehrlicher Arbeiter im Weinberg, das wird deutlich, er macht keinen Schmuh, hält nicht hinter dem Berg mit seiner Einschätzung. Gelegentlich wirkt es wie eine Mission, die er zu erfüllen sich anschickt. Vermutlich wird es ihm nicht genug gedankt werden.
Zum Schluss noch ein Wort zur Ausstattung: Das ist gelungen. Ein hardcover-Buch und optisch kommentiert durch Farbdrucke von Bildern der Künstlerin Isolde Folger. Die Verbindung von Wissenschaft und Kunst war schon immer ein Markenzeichen Schiepeks. Daß sich die immense Literaturlise auf einer beigelegten CD-ROM befindet, ist ein Novum, eine Notwendigkeit und – für mich – etwas schade, weil es nicht mit meinem Lesestil korrespondiert. Da die CD-ROM jedoch auch eine tabellarische Übersicht der im Text kommentierten kontrollierten Studien enthält, sowie als weitere Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst die klangliche Umsetzung einer Plananalyse, sei es begrüßt. Systemic grüßt Neuland!

Statt einer Schlußbemerkung:
"Nur wer den Stillstand im Fortschritt kennt und achtet, wer schon einmal, wer mehrmals aufgegeben hat, wer auf dem leeren Schneckenhaus gesessen und die Schattenseiten der Utopie bewohnt hat, kann Fortschritt ermessen"
(Günter Grass: Aus dem Tagebuch einer Schnecke)

Anmerkungen
(1) auf der 4. D.D.Jackson Memorial Conference in San Francisco. Zit. nach: Z.f.System.Therapie 1(1), 1983, S.70.
(2) oder waren es Dörner & Disteln? Eine "Logik des Misslingens"?
(3) Die parallel entstandene amerikanische Schwesterzeitschrift nannte sich zunächst noch "Journal of Strategic and Systemic Therapies", mittelerweile auch auf "Systemic" eingegrenzt, aber immer noch im Plural: Therapies. In Deutschland reagierte auch das Flaggschiff: "Famiendynamik" änderte mit Heft 1/1983 den Untertitel in: "Interdisziplinäre Zeitschrift für systemorientierte Praxis und Forschung".
(4) von Schlippes "Familientherapie im Überblick" war schon 1984 erschienen, wirkt in diesem Zusammenhang jedoch mehr als ein Vorläufer, der noch eindeutig auf das Setting Familie fokussiert.
(5) "So, wie es im Lehrbuch steht, funktioniert es nicht!", kommentiert der VT-Lehrbuch-Autor M.Hautzinger (1999) die üblichen, fehlschlagenden Versuche, idealtypische Anregungen in trivialisierender Form auf das "richtige" (Berufs)Leben zu übertragen.
(6) "Arsch huh, Zäng ussenander" (Köln 1992, immer noch aktuell)
(7) Zumal Schiepek an anderer Stelle durchaus deutlich macht, daß er die Gefahr eines objektivierenden Verständnisses von Plananalyse kennt und ihr entgegenwirkt: "Man bekommt leicht das Gefühl, eine Person durchschauen zu können, wenn man nicht immer wieder an die Beobachterrelativität plananalytischer Konstruktion erinnert,..." (1999b, S.784)

Literatur:
Böse, R & Schiepek, G. 1989. Systemische Theorie und Therapie. Ein Handwörterbuch. Heidelberg: Asanger
Buchholz, M.B. 1999. Psychotherapie als Profession. Gießen: Psychosozial
Dörner, D. 1989. Die Logik des Misslingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen. Reinbek: Rowohlt.
Duss-von Werdt, J. & R. Welter-Enderlin (Hrsg.) 1980. Der Familienmensch. Systemisches Denken und Handeln in der Therapie. Stuttgart: Klett-Cotta.
Hargens, J. 1983. Einleitende Hinweise. In: Z.f.System. Therapie 1(1), pp.57-58.
Hargens, J. 1995. Kurztherapie und Lösungen – Kundigkeit und respektieren. In: Familiendynamik 20(1), pp. 32-43.
Hautzinger, M. 1999. So, wie es im Lehrbuch steht, funktioniert es nicht. In: Psychotherapeut 44, pp. 44-45.
Hubble, M.A.; B.L. Duncan & S.D. Miller [Hrsg.] 1999. The Heart & Soul of Change. What Works in Therapy? Washington, D.C.: American Psychological Association.
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(Eine leicht gekürzte Fassung ist erschienen in Systhema, Bd. 14(1), 2000, pp.98-108)





Verlagsinformation:

Schon längst versteht sich die Systemische Therapie nicht mehr nur als Variante der Paar- und Familientherapie, sondern als eigenständiges psychotherapeutisches Paradigma. In einem systematischen Überblick werden dessen Definition, Grundannahmen, Menschenbild, Diagnose-, Modellierungs- und Therapiemethoden sowie Indikations- und Anwendungsbereiche dargestellt. Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Systemischer Therapie und tiefenpsychologisch fundierten Verfahren, Verhaltenstherapie sowie dem Konzept der Allgemeinen Psychotherapie machen zusätzlich die Essentials und Konturen deutlich. Modelle klinischer Problemzustände ebenso wie therapeutischer Veränderungsprozesse beruhen auf modernen Theorien komplexer selbstorganisierender Systeme und beziehen sich auf den aktuellen Stand der Psychotherapieforschung. Prozess- und Evaluationsstudien verdeutlichen die Wirksamkeit des Verfahrens. Systemische Therapie in ihrer theoretischen Fundierung, praktischen Umsetzung und empirischen Durchdringung wurde im deutschsprachigen Raum noch nicht so umfassend dargestellt.



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