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02.11.2006
Karin Neumann: Lexikon systemischer Interventionen. Psychotherapeutische Techniken in Theorie und Praxis
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Krammer Verlag KEG Wien 2006
349 S. broschiert
Preis: 28,00 €
ISBN: 3901811184 |
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Krammer Verlag Wien
Tom Levold, Köln:
Fragt man heutzutage systemische Therapeuten oder Beraterinnen nach dem spezifischen Gehalt ihres Ansatzes, so erhält man wohl häufig als Antwort, dass es sich im wesentlichen um eine Haltung, eine reflexive, konstruktivistische Position der Beobachtung handelt, die sich ihrer subjektgebundenen Beobachterposition bewusst ist und daher als Kybernetik 2. Ordnung relativ unabhängig von speziellen Vorgehensweisen Geltung beanspruchen kann - ein Konzept, das als Exportschlager des systemischen Ansatzes erfolgreich ist, da es in den verschiedensten Therapieschulen zunehmend rezipiert wird und an Boden gewinnt. Dennoch ist die Geschichte der systemischen Therapie natürlich auch mit der Entwicklung bestimmter Techniken und Methoden verbunden, die die Psychotherapie-Landschaft kräftig durcheinander gewirbelt haben und auf Dauer mit dem Attribut "systemisch" verbunden sein werden. Diese z.T. genialen Entwicklungen, die in zahlreichen Büchern und Aufsätzen nur verstreut aufzufinden sind, in konzentrierter Form zusammenzubringen, war das Anliegen von Karin Neumann, die das vorliegende "Lexikon systemischer Interventionen" als Abschlussarbeit ihres Studiums an der neugegründeten Siegmund-Freud-Universität in Wien verfasste. Dieses Anliegen umzusetzen, ist der Autorin auf glückliche Weise gelungen. Einem kurzen Einleitungskapitel, in dem auf die theoretischen Prämissen und praktischen Tücken des Interventionsbegriffs eingegangen wird (vor allem auf die Gefahr, Techniken ohne gründliche Reflexion von Auftrag, Behandlungsfokus und Einschätzung der therapeutischen Beziehung einzusetzen) folgen 21 Kapitel mit ausführlichen Beschreibungen von Techniken, die sich in der systemischen Praxis bewährt haben, aber keinesfalls alle ausschließlich im Kontext systemischer Konzepte entstanden sind. Die Arbeit mit Collagen, Malerei, Ritualen usw. wird aber nicht nur in anderen psychotherapeutischen Kontexten genutzt, sondern ist auch problemlos in ein systemisches Therapiekonzept zu integrieren. Im Einzelnen handelt es sich bei den vorgestellten Methoden und Techniken um das therapeutische Schreiben von Briefen an Klienten als Reflexionshilfe, die Erstellung von Collagen als Hilfe zum Ausdruck innerer Erlebniswelten, das Verfassen von Dokumenten zur Bescheinigung besonderer Fertigkeiten (speziell in der Therapie von Kindern und Jugendlichen), die Techniken des Externalisierens, der Familienaufstellungen und der Arbeit mit dem Familienbrett, das zirkuläre Fragen, die Genogrammarbeit, den Einsatz von therapeutischen Geschichten, die Arbeit mit dem (von dem österreichischen Pionier der Systemischen Therapie Harry Merl entworfenen) Gesundheitsbild, den Einsatz verschiedener Hausaufgaben (Ordeal, Paradoxe Intervention, Rituale, Symptomverschreibungen etc.), Internalisierungen, Malen, Arbeit mit Metaphern, Skalierungen, Skulpturarbeit, Teilearbeit, Time-Line, den Einsatz von Umdeutungen, die Frage nach Unterschieden bzw. Ausnahmen sowie die Wunderfrage. Der Aufbau bei der Präsentation der einzelnen Techniken und Vorgehensweise ist jeweils ähnlich, was die Orientierung bei der Lektüre der einzelnen Abschnitte erleichtert (allerdings wäre eine entsprechende Kopfzeile hilfreich gewesen, die einem das Suchen einfacher gemacht hätte). Die einzelnen Kapitel beginnen mit einer kurzen Definition der erläuterten Vorgehensweise, daran schließen sich theoretische Überlegungen des jeweiligen Begründungszusammenhanges an. Es folgen dann meist sehr informative Darstellungen der Entwicklungsgeschichte der jeweiligen Interventionen, die den historischen Kontext und die Persönlichkeiten der mit ihnen verbundenen Personen in den Vordergrund stellt. Daran schließt jeweils ein Praxisteil an, in dem die Anwendung der Intervention vorgestellt wird, öfter auch mit einem transkribierten Ausschnitt aus der therapeutischen Arbeit sowohl aus der Praxis der Autorin als auch – als Zitat – aus veröffentlichten Fällen der genannten Gründerpersönlichkeiten. Die einzelnen Kapitel werden jeweils durch Überlegungen zur Indikation und Gegenindikation des Einsatzes der einzelnen Techniken abgeschlossen. Die gesamte Arbeit, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, zeichnet sich durch ausgesprochene Sorgfalt und Ausführlichkeit in der Darstellung aus und füllt durchaus eine Lücke in der systemischen Literatur. Es ist eine schöne Quelle für Lehrende und Lernende im Weiterbildungsbereich und bietet Systemischen TherapeutInnen die gute Gelegenheit, ihr methodisches Repertoire zu überprüfen, zu fundieren und zu erweitern. Das Buch gehört daher weniger in den Bücherschrank als in das Regal für diejenigen Bücher, in die man auch noch mal kurz vor Beginn einer Therapie- oder Beratungssitzung hineinschaut, um sich inspirieren zu lassen. Ein Kompliment für diese Arbeit!
Die website der Autorin Karin Neumann
Verlagsinformation:
"Dieses Buch ist in seiner umfassenden Konzeption ein Grundlagenwerk von Interventionen der systemischen Familientherapie. Aufgrund seiner didaktisch sehr gut geordneten Aufgliederung jeder einzelnen therapeutischen Technik in Definition, Theorie, Geschichte der Entwicklung, Praxis und Indikation/Gegenindikation, kann es als Nachschlagewerk sowohl für Studierende und WeiterbildungsteilnehmerInnen, als auch für PraktikerInnen, die sich wieder einmal Anregungen für ihren "Therapiealltag" holen wollen, empfohlen werden; die vielen Fallbeispiele veranschaulichen die dargestellten Themenbereich: Dadurch können neue Anregungen zur Lösung von Problemen gefunden werden! Somit ist dieses Buch ein unverzichtbarer "therapeutischer Werkzeugkoffer" für alle, die sich mit Interventionen der systemischen Familientherapie befassen."
Über die Autorin:
Mag. Karin Neumann, Jahrgang 1959, ist verheiratet und hat drei Töchter (Nina, Alice, Julia). Sie lebt und arbeitet als Psychotherapeutin in freier Praxis in Perchtoldsdorf bei Wien als systemische Familientherapeutin (la:sf Lehranstalt für systemische Familientherapie) und Hypnotherapeutin (Klinische Hypnose nach Dr. Milton Erickson, MEGA). Darüber hinaus lehrt sie Energetische Psychologie, eine Traumatechnik nach Dr. Fred Gallo. Sie ist Leiterin vom "Wiener Zentrum für Energetische Psychologie" mit laufender Seminartätigkeit.
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