Start
Bücher
Neuvorstellungen
kurz vorgestellt
Klassiker
Vorabdrucke
Zeitschriften
Familiendynamik
Konfliktdynamik
Journ. of Fam.Ther.
Family Process
Kontext
OSC
perspekt. mediation
Psychoth. im Dialog
Psychother.Soz.Wiss.
rpm
Soziale Systeme
systeme
System Familie
systhema
ZSTB
Links
Beiträge
Feldpost
Salon
Interviews
Nachrufe
Glossen
Luhmann-Special
Kongressgeschichten
"Das erste Mal"
Begegnungen
Blinde Flecke
Mauerfall 1989
Von Klienten lernen
Bibliothek
edition ferkel
Berichte
Nachrichten
Kalender
Newsletter
Konzept
Institute
Info
Autoren
Kontakt
Impressum
Druckversion Druckversion
Copyright © 2013
levold system design
Alle Rechte vorbehalten.
systemagazin logo

Neuvorstellung zur Übersicht
24.11.2005
Hans Jellouschek: Die Paartherapie. Eine praktische Orientierungshilfe
Jellouschek Paartherapie Kreuz Verlag Stuttgart 2005

113 S., Paperback

ISBN: 3-7831-2511-1

Preis: 9,95 €
Kreuz Verlag Stuttgart





Tom Levold, Köln:

Hans Jellouschek, einer der bekanntesten deutschsprachigen Paartherapeuten und Autor zahlreicher auflagenstarker Bücher über die Potentiale und Abgründe der Paarbeziehung, hat mit diesem Buch genau das geschaffen, was der Untertitel verspricht, nämlich eine  praktische Orientierungshilfe für alle diejenigen, die sich mit der Frage beschäftigen, ob eine Paartherapie für ihr Anliegen das richtige sein könnte, was sie dort erwartet, womit sie rechnen müssen, was sie einsetzen wollen. In erster Linie richtet sich das Buch also an Menschen, die in Paarbeziehungen leben und ein Problem damit haben.
Diese Zielgruppe wird meines Erachtens auch durch den einfachen, behutsamen und angenehm persönlichen Ton, den Jellouschek durchgängig sehr sicher intoniert, bestens angesprochen. Die damit zwangsläufig verbundenen fachlichen Vereinfachungen sind daher auf keinen Fall als Manko des Buches anzusehen, im Gegenteil streichen sie das Wesentliche heraus. 
In einem ersten Kapitel „Wie und Warum?“ stellt Jellouschek die Nachfrage nach Paartherapie und Paarberatung (zwischen denen er keinen begrifflichen Unterschied macht) in einen historischen Zusammenhang: während Paare noch vor wenigen Jahrzehnten eher mit dem Überleben als mit dem „guten Leben“ beschäftigt waren, die Ehe als Institution einen viel stärkeren öffentlichen Schutz als heute genoss und die gesellschaftliche Doppelmoral es durchaus zuließ, dass die männliche Untreue die Ehe nicht gefährdete, haben sich die Ansprüche an die Qualität der Paarbeziehung seither gründlich geändert, was Paarbeziehungen nicht unbedingt leichter macht.
Ebenfalls in diesem Kapitel macht der Autor mit den unterschiedlichen Settings und Vertragsbedingungen der Paarbehandlung vertraut und informiert darüber, was Klienten von einem Paartherapeuten erwarten dürfen und was nicht.
Im zweiten Kapitel wird „die Sichtweise der Paartherapie“ auf Beziehungsprobleme entfaltet. Es wird verständlich nahegelegt, dass auch bei einer scheinbar eindeutigen Asymmetrie in der Verursachung von Problemlagen letztlich immer beide Partner an der Herstellung von Beziehungsproblemen beteiligt sind. Gleichzeitig wird aber auch klargestellt, dass Paarprobleme immer auch schon als Lösungsversuch beschrieben werden können, und zwar insofern, als sich in ihnen die „Suche nach dem ungelebten Leben“ (S. 26) manifestiert. Vor diesem Hintergrund können Beziehungsprobleme grundsätzlich als Herausforderung zu Entwicklungsprozessen betrachtet werden: Ein Paar muss sich ständig verändern, um seine Identität als Paar aufrecht erhalten zu können. Paartherapie kann hierbei hilfreich sein, muss jedoch immer davon ausgehen, dass auch eine (faire) Trennung ein gutes Ergebnis der Therapie sein kann.
Im umfangreicheren dritten Kapitel präsentiert Jellouschek auf anschauliche Weise ein Modell der Paartherapie, das seine eigene Konzeption gut erkennbar macht, dies aber gleichzeitig auf so unprätentiöse und allgemein anschlussfähige Weise, dass man an keiner Stelle das Gefühl hat, eine der vielen Selbstvermarktungsstrategien aufgetischt zu bekommen – vielmehr spricht er als Vertreter der Zunft der PaartherapeutInnen ganz allgemein für die Paartherapie als Bewältigungschance für Paare in Schwierigkeiten.
In einer Art Erstgespräch-Ablaufschema wird zunächst auf die Identifizierung dysfunktionaler Interaktionsmuster fokussiert, d.h. die Art und Weise, in der Paare symmetrisch oder komplementär immer mehr gemeinsam von dem erzeugen, was sie als Problem erleben. Die zweite Ebene der Beobachtung gilt der „dysfunktionalen Lebensorganisation“ (39), in der es in erster Linie um die problematische Balance von individuellen Selbstverwirklichungswünschen (vor allem im Beruf) und den Erfordernissen des Zusammenlebens als Paar oder als Familie geht. Die dritte und vierte Ebene kreisen um das Thema des „Unerledigten“ aus der Paargeschichte und den Herkunftsfamilien, in denen die Auseinandersetzung mit früheren Vorstellungen der Beziehungsgestaltung einerseits, ursprungsfamiliären Aufträgen und Beziehungsmodellen andererseits im Mittelpunkt stehen. Therapeutische Interventionen zielen zum Einen auf die Einsicht in die Verwobenheit der Paarprobleme mit diesen unterschiedlichen Ebenen, zum Anderen geht es darum, mittels Hausaufgaben, Ritualen usw. direkte Änderungen in den Umgangsweisen herbeizuführen.
Für den weiteren Verlauf der Paartherapie schlägt der Autor vor, zunächst die ersten beiden Ebenen ins Auge zu fassen, da eine „schlecht funktionierende Kommunikation … meist nicht Ursache, sondern Folge von ‚Schieflagen‘ in ihrer Lebensorganisation“ sei (44ff.). Diese Schieflagen ergeben sich seines Erachtens vor allem in Zusammenhang mit bestimmten Polaritäten, die in einer Paarbeziehung ausbalanciert werden müssen: Autonomie und Bindung, Durchsetzung und Anpassung sowie Geben und Nehmen.
Bei der Bearbeitung dieser Schieflagen ist damit zu rechnen, dass unerledigte Dingen aus der Geschichte des Paares, z.B. alte Verletzungen, wieder virulent werden. Andererseits kommen aber gerade Geschichten aus der Anfangszeit in aller Regel auch als Ressourcen für eine Wiederannäherung in Betracht.
Aus dem Blick in die Ursprungsfamilie ergibt sich Für Jellouschek die Möglichkeit, „liegengebliebene Entwicklungsaufgaben“ sowie offene und verdeckte Beziehungs-Aufträge herauszuarbeiten. Ist dies alles geschehen, muss das Paar eine Entscheidung über einen Neuanfang oder ggf. auch über eine Trennung treffen. Auch hierbei kann Paartherapie – etwa durch die Entwicklung von Trennungsritualen – Paare unterstützen, darüber hinaus kann es aber auch einen weiter gehenden Mediationsbedarf geben.
Alle diese Fragen werden nicht nur konzeptuell angerissen, sondern jeweils anhand der sich durch den Text hindurch ziehende Geschichte eines konkreten Paares auf einfühlbare Weise nachvollziehbar gemacht.
Das vierte Kapitel stellt eine Sammlung der wichtigsten Probleme dar, die in einer Paartherapie bearbeitet werden können: Kommunikations– und Entscheidungsprobleme, „Auseinander gelebt“, Trennungswunsch, work-life-balance, Zweitehen – Patchwork-Familien, Sexuelle Probleme, Untreue, Gewalt, Sucht, Schicksalsschläge (Tod und Krankheit) sowie Altersprobleme.
Jellouschek ermutigt er Menschen mit Paarproblemen, die Hilfe von Seiten Dritter zu aufzusuchen, ohne Heilserwartungen zu wecken. Immer macht er deutlich, dass beide Partner bereit sein müssen, das Ihre zu einem gemeinsamen Entwicklungsprozess hinzu zu tun, damit etwas Konstruktives gelingen kann. Jenseits aller therapeutischen Überlegungen ist dieses Buch unbedingt empfehlenswert für alle diejenigen, die sich ein erstes Bild machen und klären wollen, ob für sie eine Paartherapie in Frage kommt.




Die Website des Autors Hans Jellouschek

Ein "Brigitte"-Interview mit Hans Jellouschek zum Thema "Trennung"





Verlagsinfo:

"mmer mehr Menschen erwarten von einer Beziehung mehr, als ihr Partner zu geben bereit ist. Seminare, die die Bewältigung von Partnerschaftskonflikten zum Thema haben, sind ausgebucht. Durch die gehobenen Erwartungen, denen sich viele heute in Beruf, Familie und Gesellschaft gegenüber sehen, steigt das Konfliktpotenzial innerhalb der Beziehungen, Trennungen nehmen zu, Hans Jellouschek  , Deutschlands bekanntester Paartherapeut, hat in diesem Band den Sinn und Zweck einer Paartherapie zusammengefasst."


Hans Jellouschek schreibt auch für systemagazin.




Suche
Heute ist der
Aktuelle Nachrichten
15.06.2014
Die Systemische Gesellschaft sucht zum 1. Januar 2015 neue Geschäftsführung
10.04.2014
W 3 Endowed Professorship for Systemic Family Therapy in Freiburg
08.04.2014
Gesundheitsausgaben 2012 übersteigen 300 Milliarden Euro
28.01.2014
Fast jede zweite neue Frührente psychisch bedingt
17.12.2013
Diagnose Alkoholmissbrauch: 2012 wieder mehr Kinder und Jugendliche stationär behandelt

Besuche seit dem 27.1.2005:

Counter