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Kurzvorstellung zur Übersicht
26.11.2006
Satulia Stierlin: "Ich brannte vor Neugier!" Familiengeschichten bedeutender Familientherapeutinnen und Familientherapeuten
Satu Stierlin: "Ich brannte vor Neugier" Carl-Auer-Systeme Verlag 2001

217 S., kartoniert

Preis: 19,90 €
ISBN: 3896702092
Carl-Auer Verlag





Michael Wirsching, Freiburg:

Brennende Neugier – dem Motto dieses Buches kann man sich nur anschließen. Hier plaudert die Insiderin aus dem Nähkästchen, ohne jemals die Grenzen des Respekts und der Fairness zu verletzen. Über 40 Jahre Geschichte der Familientherapie hat die Autorin mit ihrem Mann, Helm Stierlin, und über weite Strecken auch ganz losgelöst, erkundet. Als ausgebildete Psychologin Piaget’scher Herkunft und durch und durch systemische Familientherapeutin, ist ihre Methodik vorgegeben: Interviews, Genogramme, sinnliche Erfahrungen und Schlussfolgerungen. Das Ganze wird angereichert, vertieft und subjektiv gewendet durch jahrzehntelange persönliche und kollegiale Freundschaften. Auf diese Weise ist ein Buch von unschätzbarem Wert entstanden, wie es wohl heute kaum noch einmal geschrieben werden könnte. Die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Systemischen Therapie ist hier verankert in den Lebensläufen der wesentlichen Protagonisten. Wer weiß heute schon noch, wie stark Selvinis Arbeit durch die kritische Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse von magersüchtigen Patienten geprägt war. Wer weiß noch, wie die Geschichte von Ted und Ruth Lidz, den berühmten Schizophrenieforschern in Heidelberg begann, wo Ruths Vater als Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik von den Nazis vertrieben wurde, nachdem er in seinen Vorlesungen die Auffassung vertreten hatte, dass Hitlers vorübergehende Blindheit im Ersten Weltkrieg ein Fall männlicher Hysterie gewesen sei. Lyman Wynne und Margret Singer, die in den 1960er Jahren ebenfalls grundlegende Forschungen über Schizophrenie und Familie machten, tauchen als Freunde auf, ebenso wie Don Bloch, der gute Mensch von Manhattan. Minuchin, der Begründer der strukturellen Therapie, wird in seiner starken Betonung von Hierarchie und Ordnung aus seiner wilden und bewegten Familiengeschichte sehr verständlich. Schön auch, dass Norman Paul, der „Trauerguru“ der 1970er Jahre, in seiner Herzlichkeit und Menschlichkeit auftaucht. Der einzige Europäer, neben Mara Selvini, ist Jürg Willi, mit seiner „stocknormalen“ Schweizer Familie. Damit sind auch die Lebensstationen von Satu Stierlin berührt: Italien, Schweiz, USA und schließlich Heidelberg, wohin sie vor fast 30 Jahren mit ihrer Familie zog und hier weicht sie (verständlicherweise) das einzige Mal von ihrer Methode ab und lässt Wolf Ritscher stattdessen zu Wort kommen. Nur einer entzog sich dem Werben der Autorin: Ivan Boszormenyi-Nagy, der stattdessen in einem sehr interessanten, konfliktvollen Brief erscheint.
Alle, die Satuila Stierlin kennen, hören sie aus jeder Zeile sprechen. Hier hat sich eine Autorin in keiner Weise verstellt. Sie setzt ihre große Fachkompetenz, ihren historischen Überblick und ihre tiefe Menschlichkeit ein, um dieses einzigartige Dokument der Familientherapie zu schaffen, das allen praktizierenden oder angehenden oder sonst wie an der Familientherapie Interessierten aufs wärmste empfohlen wird.
(mit freundlicher Erlaubnis aus Kontext 2003)





Verlagsinformation:

"Welche Anregungen und Kraftquellen fanden die Pioniere der Familientherapie? Gibt es Verbindungen zwischen Ereignissen in ihren Familien und den Wesenszügen ihrer Arbeiten und Theorien? Fragen dieser Art bilden den Ausgangspunkt für dieses Buch. Um eine Antwort zu finden, führte die Autorin Gespräche mit international bekannten Familientherapeutinnen und -therapeuten. Satuila Stierlin gelingt es, sehr persönliche Bilder dieser Menschen und der Art und Weise zu zeichnen, wie sich jeweils Lebensschicksal und therapeutisches Handeln zu einem "Gesamtkunstwerk" zusammenfügen. Einfühlsam und spannend zu lesen, vermittelt sie so das Wesentliche in der Menschlichkeit und den Familienerfahrungen der Porträtierten. Ein faszinierendes Buch voller Geschichte(n) der Familientherapie!
Mit Beiträgen über: Ivan Boszormenyi-Nagy, Salvador Minuchin, Mara Selvini Palazzoli, Ted Lidz, Margret Thaler Singer, Jürg Willi, Lyman Wynne, Donald A. Bloch, Norman Paul und Helm Stierlin."



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