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Rudolf Welter: Unterwegs, Teil 6
Wieder auf fester Erde

Ihr werdet es wahrscheinlich kaum glauben, aber ich war wirklich mit dabei auf dieser denkwürdigen Reise. Ich erinnere mich, dass Berichte darüber damals durch die ganze Weltpresse gingen. Ich erinnere mich gut daran, was mir die Teilnahme an der Vorbereitung der Reise, bedeutet hat. Für mich war es eine Wende im Leben, es war so etwas wie ein atemberaubender Persönlichkeitsschub. Mein unscheinbares Dasein ging über in einen aufregenden Zustand, den ich niemals erwartet hätte. Plötzlich fand ich mich neben vielen Größen dieser Welt. Ich hatte mich bis anhin nur mit Vorsicht und einer in mir angelegten Unsicherheit in die Nähe dieser Personen begeben. Nun wurde aber der Erfolg der Reise nicht nur bedeutenden Personen, sondern auch mir zugeschrieben. Dies löste in mir Gefühle aus, an die ich mich erinnere, wie wenn es gestern gewesen wäre: Inneres Zittern, Gemütswallungen, Freudentaumel!
Meine damalige Tätigkeit verlangte nicht viel von mir. Gelegentlich aus der Routine tanzen, etwas neben dem Herkömmlichen hergehen und gelobt zu werden dafür, wenn die Ergebnisse den Erwartungen der Vorgesetzten entsprachen, das war alles. Niemand forderte mich heraus, versuchte, meine inneren Fähigkeiten zu fördern. Sie schliefen im ereignislosen Warteraum des Alltags, sie wurden nie durch wilde Träume wachgerüttelt.
Und dann diese Reisevorbereitung. Eigentlich weiß ich gar nicht mehr so genau, wie ich dazu kam, plötzlich am Tisch der Grossen zu sitzen, um aktiv am Zustandekommen der Reise mitzuwirken. Meine brachliegenden Fähigkeiten mussten irgendwie über große Distanzen transportiert worden sein, um in die offenen Sinne der Grossen einzusickern. Häufig waren die Augen auf meine Person gerichtet, wenn ich einleuchtende Ideen auf den Tisch legte. Sie wurden dann von den Anwesenden hin und her gereicht, bis sie sich zu unglaublich Erfolg versprechenden Handlungsstrategien aufgeladen hatten.
Der Persönlichkeitsschub, den ich mit der Entdeckung solcher Fähigkeiten in Verbindung bringe, hat mir auch Schwierigkeiten gebracht. Ich denke an Menschen, welche diesem Schub nicht folgen konnten oder wollten. Die einen sprachen sogar von Betrug, und behaupteten, ich wäre bei den Vorbereitungen gar nicht dabei gewesen. Andere mochten mir den Erfolg nicht gönnen und spielten einfach die Bedeutung der Reise herunter. Sie hätten die internationale Presse studieren können, die damals die Reise als für die Welt einzigartig interpretiert hatte. Wieder andere bekamen es mit der Angst zu tun, in ihrem Bekanntenkreis jemanden zu haben, der am Zustandekommen dieser denkwürdigen Reise beteiligt war. Ich kann mir auch denken, dass es Personen gab, die sich mit ihren Fähigkeiten mir gegenüber abgewertet vorkamen.
Ihr werdet Euch vielleicht fragen, wie ich heute zur außerordentlichen Reise von damals stehe. Ich stehe noch immer mit Stolz dazu, damals bei den Vorbereitungen mitgewirkt zu haben. Die Reise selbst hat aber für mich an Bedeutung verloren. Ihr Eindruck ist am verblassen. Die Presse hat ja in der Zwischenzeit Berichte von anderen bedeutenden Reisen um die Welt geliefert. Sie sind an mir vorbei gegangen, sie haben mich nicht berührt, weiter geführt oder verändert. Mein Umfeld ist darüber eher beruhigt. Ich bin für meine Bekannten wieder fassbar auf der Erde unterwegs. Sie sagen mir, wie froh sie seien, dass ich wieder einer der ihren wäre, nicht mehr so auffiele, und nicht mehr nur durch die Weltpresse zu ihnen spräche.


Endlich wieder zuhause

In Franz K. kommt ein Gefühl hoch, das ihm sagt, er müsste sich langsam seiner Rückkehr zukehren. Er ist der Meinung, sich lange genug am Ort, den er für eine Erholungszeit gewählt hat, aufgehalten zu haben. Nun ist er auf dem Weg der Rückkehr, er nimmt gewissermaßen Anlauf zur Rückkehr, und damit kehrt er seinem Aufenthaltsort auch schon den Rücken zu. Mit anderen Worten: Er befindet sich jetzt auf der Hinkehr nach seinem Zuhause, er kehrt seine Aufmerksamkeit seinem Zuhause zu. Dafür steht ihm viel Zeit zur Verfügung, denn die Hinkehr dauert sehr lange. Diese Zeit verwendet er dafür, Erinnerungen aufzufrischen. Er versucht zum Beispiel, sich zu erinnern, wie er sich die Erholungszeit seinerzeit vorgestellt hat. Er kommt dabei zum Schluss, dass sich diese Vorstellung mit der erlebten Wirklichkeit nicht deckt. Er hat dort ganz andere Tätigkeiten als die vorgenommenen ausgeübt. Auch ist die Erholungszeit viel langsamer verstrichen, als er sich vorgestellt hatte. Er hat auch nicht damit gerechnet, dass sich sein Zuhause während der Erholungszeit mit neuen Dingen verstellt haben könnte. Dies führt dazu, dass das Zuhause noch viel weiter entfernt zu liegen kommt, als es geographisch schon entfernt liegt.
Nun ist er am Ort der Hinkehr angekommen, und man könnte auch hier die Redewendung verwenden, dass er seiner Hinkehr schon den Rücken zukehrt. So kann er sich ganz auf die Ankunft an seinem Zuhause konzentrieren. Dies braucht so seine Zeit, denn Franz K. stellt jetzt fest, dass sich sein Zuhause während der Erholungszeit in seiner Wahrnehmung tatsächlich gehörig verändert hat. Er nimmt sich die Zeit bis zu dem Punkt, wo er sagen kann: Endlich wieder Zuhause!




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