Heute feiert Fritz B. Simon seinen 65. Geburtstag. Angesichts seiner vielen Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen und der mannigfaltigen Aktivitäten der letzten dreieinhalb Jahrzehnte könnte man meinen, dafür müsse man schon viel älter sein. Und betrachtet man seine Neugier auf Neues, seine ständige Bereitschaft, Liebgewordenes in Frage zu stellen, um zu neuen Erkenntnissen oder Projekten zu kommen, wirkt er um vieles jünger als viele seiner Altersgenossen. Lieber Fritz, ohne Dich wäre die systemische Szene hierzulande nicht das, was sie geworden ist und es ist zu wünschen, dass sie auch zukünftig von Deinem unternehmerischen und rebellischen Geist profitieren kann. In diesem Sinne an dieser Stelle eine herzliche Gratulation zum Geburtstag, verbunden mit den besten Wünschen für Gesundheit, weiteren Erfolg und einer guten Balance von spannenden und entspannenden Aktivitäten. Auf meine kurzfristige Einladung folgt hier noch ein kleiner Strauß an Glückwünschen, für die ich an dieser Stelle herzlich Dank sage.
Tom Levold
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Herzlichen Glückwunsch aus Wien dem besten Umrührer systemischer Ordnungen zum 65 zigsten Geburtstag, Corina Ahlers
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Stimmt ja, der Fritz ... - Noch keine siebzig? Auch das kommt noch, auch das ergibt sich dereinst. Wozu schon jetzt ein Beben? Die Rente wird´s jetzt noch nicht geben. Am besten nie, dann bleibt er fleißig, und nervt uns stets, als wär er dreißig und flöge auf dem Fahrrad vor in Denkterrains, in das Labor, wo die Gewissheit Nerven zeigt, wenn man der mal die Meinung geigt - und sie, wenn sie sich richtig wehrt, uns zeigt: die Meinung war verkehrt. Wo rechts auch links ist, oben unten, und Feuer glimmt an allen Lunten. „Normen“, sagte Fritz vor Jahren, „Normen können was bewahren: sie sichern unsere Erfahrung. Doch Obacht! Diese Art Bewahrung birgt Risiken: Man lernt nichts mehr.“ Und wundert sich dann hinterher: im Gewissheits-Kreisverkehr kommt keiner uns entgegen. - Von wegen ... ...
Der englische Mathematiker George Spencer Brown ist in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden. Berühmt wurde er durch seine "Gesetze der Form" vor allem in philosophisch interessierten Kreisen, die Mathematik, der er sich primär zugehörig fühlte, hat ihm dagegen keine besondere Anerkennung zuteil werden lassen. Im deutschsprachigen Raum ist er vor allem durch Heinz von Foerster, Niklas Luhmann, Dirk Baecker und Fritz B. Simon bekannt geworden. Sein Werk ist nicht umfangreich, aber sperrig - und wird wohl öfter als Quelle benannt denn gelesen. Der Bayrische Rundfunk hat eine Sendung über Spencer Brown produziert, die vielleicht den Zugang zu diesem genialen Denker erleichtert, und die wahrscheinlich nicht unbegrenzt im Internet zur Verfügung stehen wird (Danke an Florian Schriefl für den Link!). Wer sich die Sendung also anhören oder herunterladen möchte, wird unter diesem Link fündig…
Heute wird Salvador Minuchin, einer der großen Pioniere der Familientherapie - tja, es ist nicht klar, ob er nun heute 90 oder schon 92 Jahre alt wird. Im Internet sind unterschiedliche Angaben zu finden. Auf jeden Fall hat er heute Geburtstag und systemagazin gratuliert von Herzen. Seinen Ansatz der strukturellen Familientherapie hat er in den frühen 60er Jahren in der Arbeit mit deklassierten Familien und ihren delinquenten Jugendlichen entwickelt - der Klassiker "Families of the Slums" gehört zu den wichtigsten familientherapeutischen Büchern, ist aber leider nie ins Deutsche übersetzt worden. Minuchin wurde in San Salvador in Argentinien geboren, ist Pädiater und Kinderpsychiater und leitete in den 60er Jahren die berühmte Child Guidance Clinic in Philadelphia. Seit Ende der 80er Jahre leitete er ein eigenes Ausbildungsinstitut in New York, auch jetzt noch im hohen Alter ist er immer noch tätig.Einen guten Überblick über seinen strukturellen Ansatz findet sich im Überblicksband familientherapeutischer Konzepte und Methoden von Michael P. Nichols und Richard C. Schwartz (Pearson, Australien), der auch im Internet unter diesem Link verfügbar ist…
Dr. Björn Enno Hermans ist neuer Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF). Die Mitgliederversammlung des Fachverbandes wählte den 37-jährigen Diplom-Psychologen im Rahmen ihrer Jahrestagung in Berlin zu ihrem Vorsitzenden. Hermans ist Geschäftsführer eines Trägerverbundes der Jugend-, Familien- und Gefährdetenhilfe in Essen. Er ist Nachfolger von Professor Dr. Jochen Schweitzer, Heidelberg, der nach sechs Jahren Vorstandstätigkeit satzungsgemäß ausgeschieden ist. Während Schweitzers sechsjähriger Amtszeit hat sich die Mitgliederzahl der DGSF von rund 2700 auf mehr als 5300 fast verdoppelt. Hermans wurde bereits vor drei Jahren in den DGSF-Vorstand gewählt und war zuletzt stellvertretender Vorsitzender. Neue Stellvertreterin ist die im vergangenen Jahr in den Vorstand gewählte Professorin Dr. Elisabeth Nicolai zusammen mit Professorin Dr. Renate Zwicker-Pelzer. Neu in den Vorstand gewählt wurden Dr. med. Filip Caby, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Marienkrankenhaus Papenburg-Aschendorf, und Alexander Korittko, Jugend-, Familien- und Erziehungsberatung der Stadt Hannover. Ausgeschieden aus dem Vorstand ist Dr. med. Susanne Altmeyer, wie Schweitzer turnusgemäß nach sechs Jahren (DGSF-Presseinformation, 1.10.2013).
Heute feiert Humberto Maturana seinen 85. Geburtstag und systemagazin wünscht von dieser Stelle aus alles Gute! Das Autopoiese-Konzept, das von ihm seit den 60er Jahren entwickelt wurde, spielte in der Phase der Entwicklung der systemischen Therapie in den 80er Jahren eine zentrale Rolle und wurde auch von Niklas Luhmann aufgenommen, wenngleich Maturana mit der Erweiterung des Konzeptes auf soziale Systeme sensu Luhmann nie einverstanden war. Anlässlich seines Geburtstages sei hier auf einen Aufsatz Maturanas aus der Zeitschrift "Cybernetics & Human Knowing" aus dem Jahre 2002 verlinkt, in dem er die Entwicklung der Begriffe Autopoiesis, Strukturelle Kopplung und Kognition rekapituliert (leider nur auf Englisch). Im abstract heißt es: "My intent in this essay is to reflect on the history of some biological notions such as autopoiesis, structural coupling, and cognition, that I have developed since the early 1960's as a result of my work on visual perception and the organization of the living. No doubt I shall repeat things that I have said in other publications (…), and I shall present notions"that once they are said appear as obvious truisms. Moreover, I shall refine or expand the meaning of such notions, or even modify them. Yet, in any case, the reader is not invited to attend to the truisms, or to what seems to be obvious, rather he or she is invited to attend to the consequences that those notions entail for the understanding of cognition as a biological process. After all, explanations or demonstrations always become self evident once they are understood and accepted, and the purpose of this essay is the expansion of understanding in all dimensions of human existence." Zum vollständigen Text…
Heute vor 105 Jahren, am 13.9.1908, wurde George Devereux geboren, einer der wichtigen Protagonisten der Ethnopsychoanalyse. Devereux, der einer bürgerlichen ungarischen jüdischen Familie entstammte, studierte ab 1926 in Paris Physik und Chemie und absolvierte eine Lehre als Verlagsbuchhändler in Leipzig. Anschließend kehrte er nach Paris zurück, um bei Marcel Mauss Ethnologie zu studieren. Von 1933 bis 1963 lebte er in den USA, wo er nicht nur ausgedehnte Feldforschungen bei den Mohave-Indianern durchführte, sondern auch eine Ausbildung zum Psychoanalytiker absolvierte. Ab 1963 bis 1981 lehrte er - auf Vermittlung von Claude Lévi-Strauss - an der École pratique des hautes études in Paris Ethnopsychiatrie. Seine Bücher "Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften" und "Ethnopsychoanalyse: die komplementaristische Methode in der Wissenschaft vom Menschen" haben auch in Deutschland zu Recht den Status von Klassikern erlangt und u.a. Psychiater wie Erich Wulff beeinflusst. Das Konzept der "ethnopsychischen Störung" postuliert, dass individuelle Konflikte oder Probleme sich regelmäßig vorgefertigter kultureller Ausdrucksmuster bedienen, die nur vor dem Hintergrund der jeweiligen kulturellen symbolischen Ordnungen verstanden werden können, eine universelle Symptomsprache also nicht existiert. Amoklauf, Kindesmißhandlung, Schizophrenie etc. können als solche "ethnopsychische Störung" konstruiert werden. Im Internet ist leider nicht sehr viel über Devereux zu lesen. Auf einen schönen Beitrag zu seinem 100. Geburtstag sei hier verwiesen. Ekkehard Schröder hat im journal-ethnologie.de einige biografische Notizen veröffentlicht und Peter Möhring geht an gleicher Stelle ausführlicher auf Devereux' Hauptwerk "Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften" ein.
Heute vor 25 Jahren starb Virginia Satir im Alter von 72 Jahren. Sie war eine der wichtigsten Pioniere der Familientherapie und gründete 1959 gemeinsam mit Don D. Jackson und anderen das Mental Research Institute in Palo Alto (USA), wo sie mit der Leitung der Ausbildungsabteilung des Instituts betraut wurde. Unter ihrer Leitung entstand das erste Familientherapeutische Ausbildungsprogramm der USA. Auf diesem Video ist die Aufzeichnung eines Interviews mit ihr zu sehen, in dem sie sich intensiv mit Fragen von Macht und Kontrolle auseinandersetzt.
Heute wäre Jay Haley (Foto: Wikipedia) 90 Jahre alt geworden. Er war einer der Gründer des Mental Research Institutes MRI in Palo Alto und einer der wichtigsten Pioniere der Familientherapie und systemischen Therapie. Ursprünglich als Theaterwissenschaftler und Bibliothekar ausgebildet (einer Qualifikation, die ihn heutzutage von jeder psychotherapeutischen Ausbildung ausgeschlossen hätte), fand er Anschluss an die Gruppe um Gregory Bateson, die sich in Kalifornien der Untersuchung zwischenmenschlicher Kommunikation widmete. Gemeinsam mit John Weakland untersuchte er die therapeutische Arbeit von Milton Erickson, Joseph Wolpe, John Rosen, Don J. Jackson, Frieda Fromm-Reichmann. Als Gründungsherausgeber brachte er eine der maßgeblichsten Zeitschriften im familientherapeutischen Feld, die "Family Process" auf den Weg. Als einer der Pioniere des strategischen Ansatzes in der Familientherapie vertrat er die Verbindung eines systemisches Verständnisses von Kommunikation mit einem pragmatischen Interventionskonzept, das großen Einfluss auf die Entwicklung der systemischen Therapie in ihrer Anfangsphase hatte. Auch wenn seine Arbeiten im Zuge der konstruktivistischen Wende der Systemischen Therapie in den 80er Jahren allmählich an Stellenwert verloren, sind sie auch heute noch unbedingt lesens- und nachdenkenswert. Sein provokanter und humorvoller Stil bietet auf zeitlose Weise Gelegenheit, auch die eigene (system)therapeutische Praxis immer wieder in Frage zu stellen. Auf der website, die seinem Gedächtnis gewidmet ist, findet sich ein "Quiz for young therapists", das ein gutes Beispiel für seine unkonventionelle Denkweise liefert - und das man sich zu Ehren seines 90. Geburtstages mit Vergnügen durchlesen kann. Zum vollständigen Text…
Gestern starb der Theologe, Journalist und Schriftsteller Ernst Klee im Alter von 71 Jahren. Wie kein anderer hat er die Geschichte der Tötung von Psychisch Kranken und Behinderten im Dritten Reich recherchiert und veröffentlicht, einem nationalsozialistischen Massenmord, der am längsten verleugnet und nicht beachtet worden ist. Seine Bücher sind im Fischer-Verlag erschienen. Klee hat nicht nur durch sein investigatives Ein-Mann-Unternehmen aufgedeckt, was im Nationalsozialismus mit kranken und behinderten Erwachsenen und Kindern passiert ist, sondern auch aufgezeigt, dass die Täter nach dem Kriegsende ihre Karriere nicht bestraft wurden, sondern in der Regel ihre Karriere weiter fortsetzen konnten. Das Manuskript einer Radiosendung über Ernst Klee von 2010 ist hier zu lesen…
Am 18. und 19. April feierte die Systemische Gesellschaft mit einer Zukunftskonferenz ihr 20jähriges Jubiläum im Berliner "Heimathafen Neukölln", einem Volkstheater, das auch als Veranstaltungsort ein gutes Bild abgab. Neben einem Rückblick auf die Situation der Gründungszeit Anfang der 90er Jahre ging es vor allem um die Entwicklung neuer Themen und Perspektiven für die zukünftige Verbandsarbeit, die in einem gut geleiteten Open Space vorangebracht wurde. Als Höhepunkt der Tagung wurde auf dem Tagungsfest die neue website der Systemischen Gesellschaft freigeschaltet, die nun endlich nach langer Entwicklungsarbeit neue Möglichkeiten der Kommunikation und Online-Kooperation für die SG-Mitglieder bietet. Endlich keine verpixelten und unscharfen Bilder mehr, endlich laden vernünftige Kontraste und eine lesefreundliche Schrift zum Lesen und Verweilen ein. Zwar sind die meisten Features noch einzulösende Versprechen, aber an der Fertigstellung wird mit Volldampf gearbeitet. Herzliche Glückwünsche vom systemagazin zu einem Relaunch, das lange hat auf sich warten lassen, aber nun ausgesprochen verheißungsvoll wirkt! Nach acht erfolgreichen Jahren als Vorsitzende hat Cornelia Oestereich übrigens in diesem Jahr nicht mehr für dieses Amt kandidiert. Sie wurde mit riesigem Beifall für ihre Leistungen und ihren Einsatz von der Mitgliederversammlung am 20.4. verabschiedet (Foto). Als Nachfolgerin wurde Ulrike Borst vom Ausbildungsinstitut Meilen (Zürich) gewählt, bestens als Mitherausgeberin der Familiendynamik bekannt. Auch hier wünscht das systemagazin alles Gute und eine gute Hand bei den zukünftigen Entwicklungen im systemischen Feld. Zum neuen Webauftritt der Systemischen Gesellschaft geht es hier…
Ein Gastbeitrag von Sabine Jacobs, freie Autorin und Coach:
Ob und wie partnerschaftsrelevante Verhaltensweisen von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden, untersuchte der Psychologe Dr. Markus Schaer (Foto: Academia.edu) für seine Dissertation „Das Früher im Heute: Liebespaare und ihre Herkunftsfamilien“. Für seine Forschungsarbeit an der Universität München wurde Schaer mit dem Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) 2012 ausgezeichnet. Schaers Arbeit beschreibt die intergenerationale Transmission von Paarkonfliktstilen und Kompetenzen zur Stressbewältigung. Der Autor interviewte junge erwachsene Paare und deren Eltern. Insgesamt nahmen mehr als 650 Personen an seiner Studie teil. Durch die Befragung ganzer Familiensysteme und mit systemischen Analyseverfahren konnte er ein differenziertes Bild der Transmission erarbeiten, das auch geschlechtstypische Unterschiede aufzeigt. Die Ergebnisse von Schaers Forschungsarbeit machen nachvollziehbar, wie familiäre Verhaltenstraditionen mit der „sozialen Vererbung“ des Scheidungsrisikos zusammenhängen. Seine Analyse mehrgenerationaler Dynamiken und Muster von negativem und konstruktivem Konfliktverhalten liefert Erkenntnisse für die präventive und therapeutische Arbeit mit Paaren und Familien. Die Untersuchung von Markus Schaer ist im Oktober 2012 im Asanger Verlag erschienen.
Das Interview mit dem Autor Dr. Markus Schaer führte Sabine Jacobs:
Sabine Jacobs: „Du bist genau wie deine Mutter“, dieser Satz fällt oft, wenn Paare streiten. Was ist dran - machen wir später tatsächlich nach, was wir im Elternhaus gelernt haben? Markus Schaer: Theoretisch könnte man ja von zwei Möglichkeiten ausgehen. Wir kopieren das Streitverhalten unserer Eltern oder aber wir verhalten uns bewusst anders, insbesondere dann, wenn in unserer Herkunftsfamilie eine destruktive Streitkultur an der Tagesordnung war. In der Forschung finden wir aber eher Kontinuitätszusammenhänge, das heißt, wir neigen dazu, es genauso zu machen, wie unsere Eltern. Das lässt sich für viele Verhaltensweisen zeigen, zum Beispiel für allgemeine Wärme, für unseren Interaktionsstil, unsere Problemlösekompetenzen und eben auch für unser Streitverhalten. Sogar extrem destruktive Verhaltensweisen werden von einer Generation zur Nächten weitergegeben, also beispielsweise häusliche Gewalt. Wenn es in der Herkunftsfamilie zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen ist, dann steigt das Risiko für Gewalt in der eigenen Partnerschaft auf das doppelte bis dreifache. Und das obwohl die Menschen, die Gewalt in ihrer Familie erlebt haben, darunter sehr gelitten haben.
Unser Elternhaus beeinflusst also unser Streitverhalten. Gilt das für Männer und Frauen gleichermaßen?
Im Prinzip ja. Trotzdem gibt es Unterschiede. Kleine Mädchen lernen von beiden Elternteilen, von der Mutter als Rollenvorbild aber auch vom Vater als Interaktionspartner. Später neigen sie dann dazu, sich in Konflikten ähnlich zu verhalten, wie sie es schon als Kind den Eltern gegenüber taten. Es besteht also eine gewisse Verhaltenskonsistenz. Bei Männern ist das anders.
Inwiefern?
Männer erleben in einer Liebesbeziehung einen größeren Rollenwechsel. Die Rolle des kindlichen Sohnes passt nicht in das Bild, das wir vom autonomen männlich-starken Liebhaber haben. Deshalb spielt die Mutter -Sohn – Beziehung hier auch keine so große Rolle. Männer orientieren sich eher am Vorbild des Vaters. Wenn der also beim Streit mit der Faust auf den Tisch schlug oder aber den inneren Rückzug antrat, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich der Sohn später ähnlich verhält.
Eine destruktiver Streitkultur im Elternhaus kann also böse Folgen haben für die eigene Beziehung…
Eindeutig. Beispiel Scheidungsrisiko. Das überträgt sich von einer Generation zur nächsten. Sogar eine Scheidung der Großeltern hat noch Wirkung auf das eigene Scheidungsrisiko. Und diese Effekte sind nicht gering. Wenn Ihre Eltern geschieden sind, dann steigt ihr eigenes Scheidungsrisiko schon um das 1,3 fache. Und wenn Sie dann auch noch einen Partner haben, der eine Scheidung seiner Eltern erlebt hat, dann haben Sie schon ein dreifach erhöhtes Scheidungsrisiko.
Trennung ist häufig die Konsequenz von destruktivem Streitverhalten. Was genau verstehen Sie darunter?
Typische Killerverhalten sind zum Beispiel die Verallgemeinerung von Vorwürfen und Kritik sowie die Bereitschaft, den jeweils Anderen als Person abzuwerten. Sehr destruktiv wirkt auch, wenn sich einer der beiden Partner wortlos zurückzieht. Und natürlich dazu passend - die gezielte Provokation. Im Zusammenspiel führt das zur Eskalation.
Ein typisches Beispiel ist die sogenannte Forderungs-Rückzugsspirale…
Forderungs-Rückzugsspiralen sind ein häufiges Muster, das vor allem dann auftritt, wenn Partner-Konflikte sich bereits verhärtet haben. Dabei versucht ein Partner, z.B. die Frau einen Konflikt-Thema anzusprechen, der Mann fühlt sich bedrängt und zieht sich zurück. Durch den Rückzug des Mannes fühlt sich die Frau gekränkt und reagiert noch resoluter, dadurch zieht sich der Partner noch mehr zurück usw. Es entsteht ein Teufelskreis und am Ende sagt der eine „ich würd ja nicht so nörgeln, wenn Du mir endlich zuhören würdest“ und der andere sagt „ich würde Dir ja zuhören, wenn Du nicht ständig so nörgeln würdest. Das ist ein Muster mit einer hohen Eigendynamik.
Meist sind es die Männer, die sich zurückziehen, warum?
Ursache sind zum einen unterschiedliche Beziehungskonzepte. Frauen gehen eher davon aus, dass eine Beziehung dann in Ordnung ist, wenn sie über Probleme noch reden können. Die Männer finden eine Beziehung eher dann in Ordnung, wenn sie nicht über Probleme reden müssen. Hinzu kommt, dass Männer sich schneller von ihren Gefühlen überflutet fühlen, ihr Rückzug hat dann eher eine Schutzreaktion. Außerdem spielt die Herkunftsfamilie eine Rolle. Die Wahrscheinlichkeit für gesprächsvermeidendes Verhalten steigt, wenn der Vater sich ebenfalls in Konflikten zurückgezogen hat. Es fehlen alternative Rollenvorbilder.
Hinzu kommen dann aber auch noch die Erfahrungen der Frau in ihrer eigenen Herkunftsfamilie…
Stimmt. Wir haben festgestellt, dass Frauen überdurchschnittlich häufig einen Partner wählen, der ein Rückzugsverhalten zeigt, das dem Verhalten ihres Vaters ähnelt. Und wenn diese Frauen dann den Rückzug in ihrer Partnerschaft erleben, fühlen sie sich davon möglicherweise besonders verletzt. In diesem Fall ist das Risiko für die Forderungs-Rückzugspiralen besonders hoch.
Wie hoch ist denn der Einfluss der Herkunftsfamilie auf unser Konfliktverhalten? Kann man das in Zahlen ausdrücken?
Im Durchschnitt können wir aus dem Verhalten der Herkunftsfamilie etwa 20 – 30 Prozent des Paarverhaltens vorhersagen. Das sind eher mittlere Zusammenhänge keine riesigen, aber sie sind eindeutig nachweisbar.
Das heißt, wir sind auch selbst verantwortlich?
Klar, um es mal so zu sagen: Die Herkunftsfamilie spielt eher die Hintergrundmusik der Paarbeziehung. Ob wir in Dur oder in Moll spielen, das entscheiden wir schon selbst als Paar. Wichtig ist zum Beispiel die Erkenntnis, dass negative Verhaltensweisen unseres Partners, wie Nörgeln, Rückzug oder Aggression immer auch durch unser eigenes negatives Verhalten mit ausgelöst wird. Dieser Auslösefaktor beträgt immerhin ca. 25 Prozent. Unser eigenes negatives Verhalten hat also eine hohe Ansteckungsgefahr.
Leider im Gegensatz zu positivem Verhalten. Das wirkt lange nicht so ansteckend, warum? Vermutlich aus neurobiologischen Gründen. Bei negativen Verhaltensweisen sind sofort negative Emotionen im Spiel. Wenn uns einer unfreundlich behandelt, reagieren wir darauf geradezu automatisch. Im Gegensatz zu konstruktivem Verhalten. Das müssen wir immer wieder aus eigener Kraft an den Tag legen. Wir müssen also in der Lage sein unsere Emotionen kognitiv zu regulieren.
Es sind höhere Hirnfunktionen gefragt…
Ja, wir müssen eine bewusste Entscheidung für positives Verhalten treffen, auch wenn sich der Erfolg nicht unmittelbar einstellt. Das erklärt auch die berühmte 5 zu 1 Kostante des amerikanischen Paarforschers John Gottman. Demnach braucht es mindestens fünf positive Gesten, um eine negative Interaktionssequenz auszugleichen. Paare, die das nicht mehr schaffen, trennen sich mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit.
Um das zu verhindern, brauchen wir also konstruktive Streit-Techniken. Was hilft konkret?
Das Wichtigste ist Zuzuhören, also Aufmerksamkeit zu schenken und sich Zeit lassen, die Position des Gegenübers zu verstehen. Dann müssen wir in der Lage sein zu verhandeln und Kompromisse zu schließen. Wer seine Position immer zu 100 durchsetzen will, macht den anderen zum hundertprozentigen Verlierer. Das möchte keiner sein. Und natürlich gehört Respekt dazu, auch wenn ich auf der Sachebene unterschiedlicher Meinung bin. Also Respekt, Achtsamkeit, Akzeptanz und nicht zuletzt die Fähigkeit, die Perspektive zu wechseln und sich in die Position des anderen hineinversetzen zu können. Und zwar nicht nur kognitiv sondern auch emotional. Wenn das beiden Partnern gelingt, sprechen wir von einer positiven Streitkultur.
Und das kann man hinkriegen trotz familiärer Belastung?
Durchaus. Das kann man lernen. Wir sind immer auch eigenständige Gestalter unserer Beziehungen. Wichtig ist nur, dass man sich die familiären Muster bewusst macht, um sich dagegen wehren zu können.
Heute vor 120 Jahren wurde Harry Stack Sullivan (Foto: www.arlingtoncemetery.net) geboren, der Begründer der interpersonalen Persönlichkeitstheorie und Psychotherapie. Er lässt sich als Vorläufer kontextueller und systemischer Konzepte betrachten. Als Psychoanalytiker stellte er die Freudsche Triebtheorie radikal in Frage und betonte die Bedeutung interpersonale Transaktionen für alle Aspekte psychischen Erlebens. Persönlichkeit existiert aus dieser Perspektive nur in und aus der Beziehung mit anderen Personen. In den 30er Jahren begegnete Sullivan in New York Erich Fromm und Karen Horney, die aus der Auseinandersetzung mit Sullivans Konzept der Interpersonalen Psychiatrie die Neopsychoanalyse entwickelten. In dieser Zeit kam es auch zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Sozialwissenschaftlern und Ethnologen wie Ruth Benedict, Margaret Mead, Bronisław Malinowski, Edward Sapir und anderen. Hartmut Siebhüner hat eine Dissertation zu Leben und Werk Sullivans verfasst, die hier zu lesen ist…
Noni Höfner, eine bekannte Vertreterin der provokativen Therapie in Deutschland, hat auf Frank Farrelly (Foto: www.provokativ.com), den Begründer dieser Therapierichtung, der im Alter von 81 Jahren gestorben ist, einen Nachruf verfasst, der im letzten Coaching-Newsletter von Christopher Rauen erschienen ist. systemagazin veröffentlicht ihn an dieser Stelle mit herzlichem Dank für die Erlaubnis von Noni Höfner und Christopher Rauen:
Frank Farrelly ist tot. Er starb am 10. Februar 2013 nach längerer Krankheit. Er war einer der großen, weltweit bekannten Therapiegründer und ein außergewöhnlicher Mensch, der die Psychotherapie der letzten fünfzig Jahre entscheidend geprägt hat, direkt und indirekt. Viele wissen z.B. nicht, welchen hohen Anteil Franks Arbeit bei der Entwicklung des NLP hatte, zumal er für Grinder und Bandler neben Virgina Satir, Fritz Perls und Milton Erickson eines der zentralen "models" war. Farrelly ist es zu verdanken, dass das Lachen in der Psychotherapie "gesellschaftsfähig" wurde und nicht mehr als Kunstfehler betrachtet werden musste. Deshalb nannte man ihn auch den "Vater des Humors in der Psychotherapie". Es war ihm aber immer ein zentrales Anliegen, nicht in den "Guru-Status" erhoben zu werden - so konnte er fuchsteufelswild werden, wenn jemand zu ihm sagte: "Du bist mein Guru". Frank Farrelly entwickelte die Provokative Therapie bereits Anfang der Sechzigerjahre. Das heißt, er sagte stets, dass das keine langsame Entwicklung war, sondern dass die Provokative Therapie plötzlich auftauchte. Monatelang hatte er mit einem äußerst therapieresistenten schizophrenen Patienten streng klientenzentriert gearbeitet, ihm aufmerksam zugehört und versucht, jede noch so winzige positive Regung kräftig zu unterstützen. Leider ohne jeglichen Erfolg. Eines Tages verlor Farrelly die Geduld und stimmte dem Patienten zu, dass dieser wertlos, hoffnungslos und zu nichts nütze sei. Zu seiner großen Überraschung verzweifelte der Patient nicht, sondern richtete sich auf und begann energiegeladen zu protestieren und seine guten Seiten aufzuzählen. Es war die Geburtsstunde der Provokativen Therapie, die erst später diesen Namen bekam. Als ich Frank Farrelly 1985 auf einem seiner ersten Workshops in Deutschland kennen lernte, eilte ihm der Ruf voraus, er sei ein wildgewordener Kliniker aus den USA, der eine total durchgeknallte neue Therapieform erfunden habe, in der der Humor eine zentrale Rolle spiele. Mein erster Eindruck war entsprechend: Ich beobachtete fasziniert, wie Farrelly fröhlich und hemmungslos alle Regeln der Psychotherapie verletzte, die mir in den letzten 15 Jahren nach Abschluss meines Psychologiestudiums als unantastbar beigebracht worden waren. Es war ein Hochgenuss und ich verfiel der Provokativen Therapie sofort mit Haut und Haaren! Wenn das Therapie war, wollte ich unbedingt mehr darüber wissen. Ich sagte zu Frank: "Ich bin verwirrt. Sie beleidigen die Klienten und alle amüsieren sich königlich und sagen hinterher, sie hätten sich noch nie so akzeptiert und verstanden gefühlt. There must be something more!" - "Yes, there is something more!", sagte er mit einem Lächeln, und bot mir an, am nächsten Tag ein so genanntes "Module" (eine 25-minütige Live-Arbeit im Workshop) mit ihm zu machen. Es war ein unvergessliches Erlebnis. Farrelly ging es zunächst wie allen genialen Erfindern, die ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus sind: Er wurde wegen seiner neuen Vorgehensweise in der Luft zerrissen. Farrelly arbeitete damals in einer psychiatrischen Klinik mit schwer gestörten Patienten und es wurde ihm bescheinigt, dass seine Ergebnisse beeindruckend, aber seine Methode untragbar sei. Nur wenige erkannten das Potential, das in dieser Methode liegt, unter anderen der damals bereits betagte Carl Rogers, der gesagt haben soll: "Wenn ich jung wäre, würde ich Farrellys neuen Therapieansatz probieren". Farrelly und die Provokative Therapie polarisieren bis heute, sie lassen niemanden kalt. Frank wurde daher von vielen geliebt aber auch immer wieder angegriffen, speziell von denen, die ihn und die Provokative Therapie nur vom Hörensagen kannten: "Sowas kann man doch nicht machen!", sagten sie entrüstet, getreu dem Motto: "Je prägnanter die Urteile eines Menschen umso weniger von Sachkenntnis getrübt!" An den auch heute noch auftauchenden empörten Reaktionen mancher Außenstehender kann man ablesen, dass die Provokative Therapie selbst nach fünfzig Jahren noch nicht zum therapeutischen Allgemeingut gehört und unserer Zeit immer noch weit voraus ist. Was an der Provokativen Therapie entzweit die Geister so heftig? Es ist eine sehr komplexe Vorgehensweise und in Kurzform könnte man sagen: Der Kontrast zwischen der Oberfläche, also dem nackten Inhalt des gesprochenen Wortes, und der dahinter stehenden wertschätzenden Grundhaltung des Anwenders wird nicht für jeden sofort sichtbar. Das hinter der Provokativen Therapie stehende sehr positive, wohlwollende und unterstützende Menschenbild, das sich auf die Fähigkeiten des einzelnen und seine Selbstverantwortung konzentriert, hat der Therapeut im Hinterkopf, aber was er ausspricht, klingt ganz anders. Frank selbst sprach immer vom "open heart chacra", das für die provokative Arbeit unerlässlich sei. Für ihn war das so selbstverständlich wie atmen. Eine von Franks Klientinnen beschrieb ihn einmal folgendermaßen: "He is the kindest, most understanding man I have ever met in my whole life, wrapped up in the biggest son-of-a-bitch I have ever met!". Es ist deshalb ein Riesenunterschied, ob man diese Therapieform als Beobachter oder als direkt betroffener Klient erlebt. Die Klienten spüren die liebevolle Akzeptanz, während die Beobachter oft nur die unverfrorene "Unverschämtheit" sehen und hören. Sowohl in Franks Workshops als auch in meinen provokativen Fortbildungen waren und sind die Beobachter der Live-Arbeiten häufig überzeugt, sie würden sich so niemals behandeln lassen. Es überrascht sie dann sehr, dass die Klienten sich stets angenommen und verstanden fühlen und sogar oft sagen, "das war doch gar nicht so provokativ". Sobald sie dann selbst als Klienten fungiert haben, schließen sie sich dieser Meinung an. Frank hat uns stets in der Auffassung unterstützt, dass Provokative Therapie nicht nur eine Therapieform, sondern eine geistige, fast philosophische innere Haltung ist. Wer diese Grundhaltung verstanden und verinnerlicht hat, muss keine starren Regeln einhalten, sondern kann den provokativen Ansatz passend zur eigenen Persönlichkeit umsetzen. Das gilt auch für Anwender, die gar nicht explizit oder nur noch provokativ arbeiten wollen. Provokative Vorgehensweisen lassen sich in praktisch jedes Umfeld einbauen: in Therapie und Beratung, Coaching, Training, Mediation und Management. Auch in der privaten Kommunikation verhelfen sie zu reibungsloserem, positiverem Umgang miteinander. Frank hat daher weltweit unzähligen Menschen zu mehr Effizienz und Freude bei der Arbeit und im Privatleben verholfen. Dafür sind wir ihm sehr dankbar! Da die Provokative Therapie so ungewöhnlich und komplex ist, gab es immer wieder Stimmen, die behaupteten: Nur Frank Farrelly kann Provokative Therapie machen! Frank meinte dazu grinsend, er wisse nicht nur von vielen, weltweit provokativ arbeitenden männlichen Kollegen, er kenne sogar blonde Frauen, die das auch könnten, selbst wenn sie aus dem für seine Humorlosigkeit weltbekannten Deutschland stammten. Das ist ein typisches Frank-Kompliment. Ich verdanke Frank unendlich viel. Ich kenne ihn seit fast 30 Jahren und er hat nicht nur meine Berufslaufbahn entscheidend geprägt, denn ohne ihn gäbe es kein D.I.P. (das Deutsche Institut für Provokative Therapie) mit seiner großen Gemeinde professioneller Kommunikatoren, denen durch provokative Arbeit das Leben erleichtert wurde. Frank wurde auch zu einem sehr engen, loyalen, geliebten und geschätzten Freund. Für unsere ganze Familie - mich, meinen Mann und unsere Kinder - war er jahrzehntelang eine feste Größe, da er auf seinen Workshop-Reisen teilweise wochenlang bei uns wohnte, wobei uns allen die humorvoll-provokative Kommunikation ganz nebenbei in Fleisch und Blut überging. Wir haben noch nicht ganz begriffen, dass Frank nun endgültig gegangen ist, aber nach seiner Definition ist er das auch nicht. Für mich ist Franks feste Überzeugung eines Lebens nach dem Tode und eines Wiedersehens mit geliebten Menschen nur eine mögliche, sehr schöne Idee. Für Frank aber war es eine Tatsache, kein Glaubenssatz. Er nannte mich daher "my Munich sceptic" und erläuterte mir nachdrücklich, dass bei meinem Tod eine wunderbare Überraschung auf mich warte. Er versprach, mich zu kontaktieren, wenn er zuerst hinüber wechsle ("crossing over", wie er das nannte) und zwar nicht als Geist im weißen Nachthemd um Mitternacht, sondern so, dass ich keinen Herzinfarkt bekomme. Ich warte und freue mich darauf! Aber auch wenn er mir nicht erscheint, sehe ich ihn vor mir, spüre sein Wohlwollen und höre seine Stimme und sein Lachen. Damit bin ich nicht alleine, denn Frank hat das Leben unzähliger Menschen auf der ganzen Welt grundlegend beeinflusst. Er wird in seinem Werk weiterleben.
Heute wäre Murray Bowen 100 Jahre alt geworden, ein Altmeister der Familientherapie und einer der ersten, der versucht hat, systemtheoretische Konzepte auf das Verständnis der Familiendynamik anzuwenden. In der Systemischen Therapie heutiger Prägung spielte er keine besonders große Rolle mehr, obwohl es bis heute eine lebendige Tradition in der Vermittlung und Anwendung seiner Konzepte gibt. Zuletzt gab es im Kontext 1/2012 einen Artikel von Anke Groß über ihn zu lesen. In einem Text von Jenny Brown "Bowen Family Systems Theory and Practice: Illustration and Critique" für das Australian and New Zealand Journal of Family Therapy 1999 wird der Ansatz von Bowen ebenfalls dargestellt: "This paper will give an overview of Murray Bowen's theory of family systems. It will describe the model's development and outline its core clinical components. The practice of therapy will be described as well as recent developments within the model. Some key criticisms will be raised, followed by a case example which highlights the therapeutic focus of Bowen's approach." Zum vollständigen Text…