Monday, June 25. 2012
 Stephan Hametner (Foto: Systemische Notizen) ist Musikpädagoge, Radiomoderator und Seminarleiter in der Erwachsenen- und Lehrerfortbildung und unterrichtet Psychologie, Philosophie und Pädagogik. In einem Artikel für die "Systemischen Notizen" 1/2005 der Wiener " Lehranstalt für systemische Familientherapie" hat er die "Antiken Zweifler [einem] Vergleich mit dem systemisch-konstruktivistischen Paradigma" unterzogen: "Die konstruktivistische Wende ist mit Namen wie Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld, Humberto Maturana, Ernesto Varela, Gregory Bateson oder Paul Watzlawick verbunden. Bei genauerer Lektüre der Philosophiegeschichte ist mir aufgefallen, dass schon lange vor den genannten Autoren – in der griechischen Antike nämlich – Ansätze für eine konstruktivistische Weltsicht vorhanden waren. Dieser philosophische Zugang wird im Allgemeinen auch als Skepsis bezeichnet. Das griechische Wort sképtomai bedeutet soviel wie „ich blicke prüfend umher“. Eine kurze Einführung in diese Welt der antiken Skeptiker samt einem angeschlossenen Vergleich skeptischer Grundannahmen mit denen des systemisch-konstruktivistischen Paradigmas soll der Gegenstand der nun folgenden Zeilen sein". Zum vollständigen Text…
Saturday, June 16. 2012
In einem Beitrag für das Psychotherapeutenjournal 1/2012 macht sich der Berliner Psychotherapeut Thorsten Padberg Gedanken darüber, warum Psychotherapeuten keine Forschungsliteratur lesen, und kommt zu folgenden Ergebnissen: "Da die Produktion dieser Texte einen großen Teil der wissenschaftlichen Aktivitäten ausmacht, die Rezeption zugleich aber so sehr zu wünschen übrig lässt, ist dies Anlass genug, zu betrachten, was diese Texte wirklich leisten (können). Die Untersuchung kommt zu den folgenden Ergebnissen: 1. Forschungsliteratur instruiert nicht, 2. Forschungsliteratur informiert nicht und 3. Forschungsliteratur inspiriert nicht. Als gemeinsame Wurzel dieser drei Mängel wird ein Missverständnis bezüglich der Rolle der Schriften und Begriffe im Wissenschaftsbetrieb der Psychologie benannt. Sie transportieren keine allgemeingültigen Psychotherapieregeln. Vielmehr sind sie Werkzeuge im Ablauf professioneller Praxis." Zum vollständigen Text…
Friday, June 15. 2012
Viele Entwicklungspsychologen und Bindungstheoretiker gehen davon aus, dass sie anthropologische Universalien untersuchen. Dass die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen einer biologischen Matrix unterliegt, dürfte unbestritten sein. Allerdings ist die kulturelle Varianz von Entwicklungsverläufen und Eltern-Kind-Interaktion so beträchtlich, dass die Entwicklungspsychologin Heidi Keller  den Begriff der Entwicklung "als Konstruktion und Ko-Konstruktion kultureller Inhalte auf der Grundlage biologischer Prädispositionen" definiert: "Kultur definiert die Inhalte von Entwicklungsprozessen und ist somit das Medium des Menschen zur Anpassung an die Umwelt. Sie umfasst dabei die reale, soziale und mentale Auseinandersetzung mit der physikalischen, kommunikativen und spirituellen Umgebung sowie den daraus entstehenden Produkten. Dabei wird deutlich, dass Kultur sowohl innerhalb als auch außerhalb des Menschen e  xistiert und ein Kontinuum der Übergänge beinhaltet. So wie Entwicklung ein Prozess der Veränderung ist, ist auch Kultur ein ontogenetischer und historischer Prozess von Veränderungen". Gemeinsam mit Athanasios Chasiotis (Fotos: www.uni-osnabrueck.de) hat sie 2008 einen Beitrag für die von M. Hasselhorn & R. Silbereisen herausgegebene Enzyklopädie der Psychologie (Göttingen: Hogrefe) verfasst, der in Band 4 " Psychologie des Säuglings- und Kindesalters" erschienen ist. In diesem Text werden "zunächst drei Kategorien der Betrachtung der Beziehung zwischen Kultur und Entwicklung skizziert (…): die kulturvergleichende, die kulturpsychologische und die indigene Sichtweise. Danach werden die Grundlagen für eine integrative Betrachtung im oben definierten Sinne vorgestellt, nämlich die Natur des Menschen und die kulturellen Variationen. Im Hauptteil dieses Kapitels wird dann die Entwicklung in der frühen Kindheit in verschiedenen Sozialisationspfaden nachgezeichnet, die prototypische kulturspezifische Modelle für universelle Entwicklungsaufgaben darstellen, die dennoch auf verschiedenen Dimensionen variieren können." Zum vollständigen Text…
Thursday, June 14. 2012
 Im Coaching-Magazin 2/2012, das nun komplett online vorliegt, gibt es ein interessantes und berührendes Interview mit dem Coach Verena Nussbaume, die mit ihren Klienten nach Delphi und in die Wüste geht, um die wirklich wichtigen Fragen zum Vorschein kommen zu lassen. Darüberhinaus gibt es einen Artikel von Haja Molter und Karin Nöcker, unter Systemikern bestens bekannt, die ein Coaching-Tool mit Namen Raummodell als Landkarte für Coachingprozesse vorstellen, das "jenseits von Sprache Selbstorganisationsprozesse anstoßen soll. Innerhalb dieses Modells gibt es einen Wirklichkeits-, einen Möglichkeits- und einen Zielraum. Diese werden als eine von vielen möglichen Unterscheidungen im Kontext von Beratung und Coaching betrachtet. Das Raummodell soll die Komplexität systemischen Denkens und Handelns angemessen ungewöhnlich reduzieren. Voraussetzung dafür ist eine systemisch-konstruktivistische Haltung, der Coach sollte sich als Prozessbegleiter verstehen und mit Ungewissheit leben können. Die Klienten entscheiden darüber, ob es für sie eine hilfreiche Unterscheidung ist und sie der Einladung folgen können." Zur vollständigen Ausgabe des Coaching-Magazins…
Monday, June 11. 2012
 Es bleibt ein Thema, das einen angeht. Und wenn ich das auch noch wörtlich nehme, kommt etwas zum Tragen, was im sprachlastig erscheinenden systemischen Denken bisweilen zu kurz kommt – Körper und Leiblichkeit. Kein metaphorisches Sprachspiel, sondern womöglich Methode und im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung cyberweltlicher Kontexte eine interessante Frage: geht uns das noch etwas an? Wenn ich unter „angehen“ das Spüren von etwas mitdenke, bin ich an einer Grenze und an dieser entscheiden sich Blickwinkel und Zugehörigkeiten und auf diesem Weg womöglich Bedingungen für Krieg oder Frieden. Für beide sind der Umgang mit dem Thema „Identität“ wichtig, vielleicht ist es Zufall, dass zur Zeit das Thema „Hells Angels“ en vogue ist und mit ihrer/seiner Hilfe das Thema Ausgrenzung/Zugehörigkeit/Gewalt durchgenommen wird. „Krise der Identität“ als vielfältig relevantes Thema also, und Hille Haker (Foto: www.ethik.uni-frankfurt.de) setzt in ihrem informativen, spannenden und anregungsreichen Aufsatz ein Fragezeichen dahinter. Sie liefert einen kompakten und dennoch lesbaren Einstieg in eine Fragestellung, die sich an der Grenze zwischen herkömmlicher und Cyberwelt entwickelt hat. Von der herkömmlichen Erzähl-Identität zur Cyber-Identität geht eine Reise, doch was wie eine zunehmende Entfernung aussehen mag, führt doch wieder zu alten Fragen mit neuen Mitteln. „Allerdings kehrt mit dem Internet die Mündlichkeit in ganz neuer Weise wieder“, schreibt Haker. Und: „Zugleich wird aber auch erkennbar, dass die herkömmlichen sozialen Grenzziehungen eine eindeutige Orientierungsfunktion haben, die sie außerhalb des Netzes selbstverständlich noch immer haben, die aber durch den Kontrast der Netzidentität viel stärker wahrgenommen werden kann – und die womöglich durch die flexible Netzidentität zersetzend wirkt. Schapp hatte noch die Leiblichkeit des Menschen auf die Narrativität beziehen wollen – heute stellt sich demgegenüber die Frage umgekehrt: gibt es Narrativität ohne die Referenz der Leiblichkeit? Welche Rolle spielt der Körper im Netz? Ist er überflüssig? Wird er, die 'wetware', mit der 'hardware' des Computers überwunden? Und wäre dies das Ende der Moral? Auffällig ist, dass es kaum Möglichkeiten gibt, die Rezeption der Auto-Erzählungen zu überprüfen. Obwohl der Schein der Interaktivität herrscht, sind die Identitätserzählungen, die etwa auf Homepages dargestellt werden, monologisch. Jenseits der Chatrooms mit ihren flexiblen Identitäten fehlt im Netz weitgehend die intersubjektive Kontrolle, sei es durch die Körpersprache des Gegenübers im Gespräch, sei es durch körperliche Individualität. Wenn die narrative Identitätskonzeption zum einen mit Leiblichkeit, zum anderen mit der Theorie der sozial vermittelten Identität zusammenhängt, ist hier erst noch herauszuarbeiten, was das Fehlen der sozialen Kontrolle für die neuen Identitätskonzepte bedeutet.“ Und schließlich: „Die Imagination und das Spiel mit Imaginationen betrifft nicht zuletzt die ethische Frage der Verletzung anderer – in ihrer individuellen Integrität und in ihrer sozialen Identität.“ Hille Hakers Aufsatz „Krise der Identität? Leiblichkeit, Körper und erzählte Identität in der Informations- und Wissensgesellschaft“ erschien 2005 in : G. Berthoud et al. (Hg.): Informationsgesellschaft. Geschichten und Wirklichkeit. 22. Kolloquium der Schweizerischen Akademie der Geistes – und Sozialwissenschaften. Fribourg: Academic Press, S. 323-340. [Nachtrag 29.10.2012: Der Text ist mittlerweile nicht mehr an der ursprünglich angegebenen Stelle im Netz zu finden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, den Text zumindest in großen Teilen via google-books einzusehen. hier
link dazu; WL]
Sunday, June 10. 2012
 In einem sehr schönen Beitrag, den er 1997 in systhema veröffentlicht und der bis heute nichts an Relevanz verloren hat, macht sich Siegfried Essen (Foto: www.siegfriedessen.com) Gedanken über die Ausrichtung der Ausbildung systemischer TherapeutInnen: Sowohl die Entwicklung der psychotherapeutischen Wirksamkeitsforschung als auch die der systemischen Theorie legen nahe, daß angemessene und wirksame Psychotherapie nicht so sehr auf der Anwendung spezifischer Theorie, Methodik und Technik beruht, sondern weit mehr auf der 'Haltung' des Therapeuten und seiner/ihrer Art der Beziehungsgestaltung. Auf der Basis dieser Erkenntnisse werden die Ausbildungsziele systemischer Psychotherapieausbildung neu formuliert und konkrete Ansätze für die Praxis der Ausbildung vorgeschlagen." Zum vollständigen Text…
Wednesday, June 6. 2012
 In der Reihe der Forschungsberichte der Abteilung für Psychotherapie an der Universität Bern hat deren Leiter, Prof. Wolfgang Tschacher, ein "Glossar von Fachbegriffen der Theorie dynamischer Systeme" online gestellt: "Das vorliegende alphabetische Glossar hat zum Ziel, grundlegende Begriffe der Theorie dynamischer Systeme zu definieren und ihren wechselseitigen Bezug herauszustellen. Gelistet sind auch Begriffe der Psychologie, die in Zusammenhang mit systemtheoretischer Begrifflichkeit stehen. Es handelt sich um die aktualisierte Version des in meinem Buch "Prozessgestalten" (Tschacher 1997) abgedruckten Glossars. Auf die Aufnahme von Begriffen aus der geisteswissenschaftlichen und soziologischen Systemtheorie, wie auch aus der systemischen Therapie, habe ich aus Gründen der Übersichtlichkeit und konzeptuellen Klarheit verzichtet. Die Erweiterung könnte einer späteren Auflage vorbehalten sein.Die folgenden Erläuterungen und Definitionen sind vorwiegend natürlichsprachlich abgefasst. Die so versuchte Verständlichkeit geht zu Lasten der Strenge der Begriffsbestimmungen." Zum vollständigen Text…
Tuesday, June 5. 2012
Im April 1988 erschien in der Zeitschrift für Systemische Therapie (Heute: ZSTB) ein Heft zum Thema Systemischer Methodologie, als dessen Gastherausgeber Günter Schiepek fungierte. Zum Heft trugen mit eigenen Beiträgen sowie mit Diskussionsbeiträgen Günter Schiepek, Arist von Schlippe, Ewald J. Brunner, Franz Reither, Helmut Willke, Peter Kaimer, Kurt Ludewig und Uwe an der Heiden bei. Auf der website von www.systemisch-forschen.de kann man das komplette Heft herunterladen, die Lektüre ist empfehlenswert. Zum vollständigen Text…
Monday, June 4. 2012
 2003 haben Jochen Schweitzer und Matthias Ochs in der Zeitschrift "Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie" einen Artikel über systemische Familientherapie bei schulverweigerndem Verhalten veröffentlicht, der jetzt auch unter Open Access im Internet zu lesen ist:  "Der Beitrag beleuchtet systemisch-familientherapeutische Implikationen einer Differentialdiagnostik schulverweigernden Verhaltens. Es werden systemische Therapieelemente, die sich in der Behandlung von Schulangst/Schulphobie bewährt haben, und verschiedene Familieninteraktionstypen, in denen schulverweigerndes Verhalten auftritt, vorgestellt. Abschließend werden zwei Kasuistiken systemischer Familientherapie bei Schulphobie/Schulangst präsentiert." Zum Volltext…
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