Tuesday, June 26. 2012
Die Zeitschrift "Organisationsberatung Supervision Coaching" beschäftigt sich in der ersten Ausgabe dieses Jahres mit dem Thema Coaching an Hochschulen, das sich auf ganz unterschiedliche Anforderungen einzustellen hat. Ferdinand Buer bemerkt dazu in seinem Editorial: "Wenn nun geringe Lehrkompetenz und geringe Studierkompetenz zusammen kommen – und das bei unterfinanzierten Rahmenbedingungen –, dann ist es verständlich, dass die Ergebnisse nicht sonderlich befriedigen können. Hier kommt nun das Coaching ins Spiel. Im kollektiven Bewusstsein ist mit ihm ein bestimmtes Versprechen verbunden: Durch Coaching kann eine bestimmte Person ihre Leistungsfähigkeit auf einem bestimmten Gebiet so steigern, dass sie ihre Aufgabe gut, wenn nicht sogar exzellent bewältigen kann. Da es nun bisher an den Hochschulen an Grundausbildungen für Hochschullehrer/innen in Lehre und Management, für Nachwuchswissenschaftler/innen in Wissenschaftsherstellungskompetenz, für Studierende in Lernkompetenz nach wie vor mangelt, muss das alles „on the job“ nachgeholt werden. Das führt an jeder Hochschule zu einer anderen bunten Wiese von Angeboten mit ganz unterschiedlichen Sprösslingen. Coaching ist heutzutage jedoch mit Garantie immer dabei". Die vollständigen abstracts dieser bunten Wiese finden Sie hier…
Sunday, June 24. 2012
Was kann in kulturell gemischten, heterogen zusammengesetzten städtischen Wohnanlagen Kommunikation fördern, Ressentiments abbauen und ein friedliches Zusammenleben unterstützen? Nun ja, offensichtlich: Schach! In der neuen Ausgabe der "systeme" findet sich ein interessanter Aufsatz über ein Gemeinwesenprojekt in der Stadt Wien, bekannt für ihren städtischen Wohnhausanlagen, in dem die Soziologin, Schachspielerin und -trainerin Sarah Maienschein über ihre Erfahrungen berichtet, innovative Gemeinwesenarbeit über das Medium des Schachspielens zu entwickeln - offensichtlich mit Erfolg. Jürgen Wolf ist ein erfahrender Online-Berater von Jugendlichen bei der Online-Beratungsplattform der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Er hat nicht nur gemeinsam mit zwei Ko-Autoren ein Buch über Online-Beratung verfasst (über das sich eine Rezension von Peter Bünder ebenfalls in dieser Ausgabe findet), sondern auch einen umfangreicheren Text für dieses Heft beigesteuert, in der er eine "Hypnosystemische Sicht" auf seine Erfahrungen bietet. Ansonsten gehört das Heft der Familie Zwack: Julika versucht eine Annäherung aus systemischer Sicht auf das Thema "Selbstachtsamkeit im Beruf", Bruder Mirko hat mit Arist von Schlippe "Eine kurze Geschichte zur Bedeutung von Geschichten in Organisationen" verfasst. Abgerundet wird das Heft von zwei Tagungsbeiträgen (Heinz Graumann und Karin Rausch) und einer weiteren Rezension von Peter Kaimer. Zu den vollständigen abstracts…
Wednesday, June 20. 2012
Der "Brückenschlag" ist eine Zeitschrift für Sozialpsychiatrie, Literatur und Kunst, die im Paranus-Verlag Neumünster erscheint und in der Psychosebetroffene ebenso wie Fachleute zu Wort kommen. Für den Band 29, der im Mai 2013, erscheint, ist das Thema Einsamkeit vorgesehen, zu dem systemagazin folgenden Schreibaufruf der Redaktion veröffentlicht: "Unsere Gesellschaft verändert sich kontinuierlich. Früher lebten die meisten Menschen in Familien. Heute steigt die Zahl der Single-Haushalte. Früher stand man füreinander ein, bei Krankheit und Krise. Heute muss jeder schauen, dass er selbst zurechtkommt. Ist das der Weg zu (noch) mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung? Neue Freiräume? Oder reisen wir in eine Gesellschaft der Einsamen? Ist Einsamkeit Grund oder Folge von psychischen Erkrankungen? Die Erfahrung der Psychose oder der Depression macht einsam. Die Erfahrung, mit niemandem teilen zu können, keine verstehbaren Worte dafür zu finden. Psychisch erkrankte Menschen beklagen oft ihre Einsamkeit. Sie würden gerne mit anderen reden, sich verstanden fühlen. Das zwischenmenschliche Gespräch fehlt. Gerade in dem Moment, in dem man es so sehr braucht. Gesund werden ist dann häufig wie eine Rückkehr aus dem Exil. Und umgekehrt: Das Alleine-Erleben einer Trennung oder eines Arbeitsplatzverlustes ist eine große Herausforderung, die in eine psychische Krise führen kann. Die dann erlebte Einsamkeit – ohne Zuspruch, ohne Aussprache - kann krank machen. Einsamkeit hat mit dem Gefühl, anders zu sein, zu tun. Ich habe einen anderen Musikgeschmack als der Rest der Klasse. Ich kleide mich anders, als es in diesem Sommer hipp ist. Ich stehe dazu und riskiere, mich zu isolieren, einsam zu werden. Ich bleibe allein zurück. Ich verstehe die anderen nicht und sie verstehen mich nicht. Ich gehe beiseite. Einsam. In unserer Wahrnehmung haben wir die Alternative: Zu sich zu stehen und sich zu isolieren. Oder bei den anderen zu sein und sich selbst zu verlieren. Und es müssen nicht die realen Reaktionen der Umwelt sein, die zur Isolation führen, sondern die befürchteten, selbst erwarteten, in der Fantasie vorweggenommenen. Der Säugling kann ohne andere Menschen nicht wachsen. Ist uns Verbundensein näher als Allein-sein? Ist das Allein-sein vieler Menschen nicht eher Ausdruck eines Mangels als einer selbst getroffenen Entscheidung? Wird das Eingehen einer Beziehung, die Gründung einer Familie immer mehr zu einem Karrierehindernis? Ist das Single-Dasein das Modell der Zukunft? Und welche Gesellschaft wird das dann sein? Aber auch: Bedeutet alleine zu sein zugleich einsam zu sein? Man kann allein sein, ohne einsam zu sein. Wenn man Musik macht, liest, Sprachen lernt. Etwas tut, das einen ausfüllt und bei dem man sich wohl fühlt. Man kann ständig unter Menschen sein, als Vortragsreisender, Musiker, Politiker. Und trotzdem einsam bleiben. Einsam unter vielen. Man kann sicherlich allein glücklich sein. Allein in der Gartenlaube. Allein beim Gitarrenspiel, beim Lesen. Es gibt Zeiten der Einsamkeit. Zeiten, in denen man am liebsten für sich ist. Gehört der Rückzug, gehört die Einsamkeit nicht zu jedem Leben dazu? Vielleicht ist Einsamkeit ein seelischer Raum, den wir notwendig erfahren müssen, um wachsen zu können? So weit einige Fragen zum Thema des nächsten Brückenschlags. Vielleicht regen sie Sie an, selbst etwas über Einsamkeit zu Papier zu bringen. Wir sind gespannt auf Ihre Einsendungen: Bilder und Gedichte, Texte (maximal 10.000 Zeichen incl. Leerzeichen) und Fotos. Einsendeschluss ist Ende Oktober 2012. Brückenschlag, Paranus Verlag, Postfach 1264, 24502 Neumünster. Bitte Rückporto beilegen.
Thursday, June 7. 2012
 Das neue Heft von "Soziale Systeme", das in diesem Frühjahr erschienen ist (auch wenn es noch unter Heft 1/2011 firmiert), bietet wieder eine Fülle interessanter Beiträge für alle systemtheoretisch interessierten Leserinnen und Leser. Ein Highlight ist ein bislang unveröffentlichter Aufsatz von Niklas Luhmann aus dem Jahre 1975 zum Thema "Strukturauflösung durch Interaktion", der auch auf der website der Zeitschrift online gelesen werden kann, und zwar hier. Im abstract heißt es: "Die folgenden Überlegungen gehen von der Erkenntnis aus, dass mit der Wahl einer Systemreferenz alle anderen Systeme und deren Umwelten als Umwelt des Bezugssystems impliziert sind. Dies gilt auch für Interaktionssysteme, die sich stets in einer Umwelt anderer Systeme, seien es Personen oder andere Sozialsysteme, befinden. In ganz verschiedenen Kontexten trifft man immer wieder auf die Erwartung, dass eine gezielte Auflösung und Rekombination von Systemstrukturen möglich ist, wobei die Forcierung dieses Prozesses zur Sache eines Interaktionssystems wird, das sich auf die Systemänderung eines anderen Systems spezialisiert. Um zu verstehen, wieso Strukturen Änderungen Widerstand entgegensetzen, muss ein komplexitätstheoretisches Verständnis zugrunde gelegt werden: Ein System ist komplex in dem Sinne, dass es eine Vielzahl von qualitativ verschiedenartigen Elementen in nichtbeliebiger Weise verknüpft. Strukturauflösung heißt dann: Wiederherstellung des quantitativen Überschusses an Relationierungsmöglichkeiten. In dem Maße, als Strukturauflösung gelingt, wird die Aktivierung einzelner Relationen im System zur Sache externer, mit dem System nicht mehr abgestimmter Determination. Ob und unter welchen Voraussetzungen Strukturänderung durch Interaktionen möglich ist, hängt daher nicht nur von den Strukturen selbst ab, sondern auch von der Einwirkungskapazität des Interaktionssystems. Die wichtigsten Voraussetzungen dafür sind die eigene Temporalität des Interaktionssystems sowie die Kombination von Wahrnehmung und Kommunikation. Ob die Strukturauflösung durch die Interaktion trotz ihrer beschränkten Systemkomplexität selbst thematisiert werden kann, hängt einerseits davon ab, dass das Interaktionssystem besonderen Bedingungen (Professionalisierung, organisatorische Disziplinierung, Öffentlichkeit) unterliegt, und andererseits davon, dass das von Strukturauflösungen betroffene System in wesentlichen Hinsichten (Interdependenzformen, Geschichtslosigkeit) entgegenkommt, das heißt Strukturauflösung selbst ermöglicht." Über diesen Artikel hinaus sind u.a. interessante Beiträge zum Thema Affekte und Systemtheorie (von Juliane Riese und Robert Seyfert) und zum Professionsverständnis Luhmanns zu finden. Elena Esposito steuert einen Text zum Begriff der Kontingenz bei und Elke Wagner setzt sich mit der Kultur der Medizinkritik auseinander. Lesen! Zu den vollständigen abstracts…
Tuesday, June 5. 2012
Im April 1988 erschien in der Zeitschrift für Systemische Therapie (Heute: ZSTB) ein Heft zum Thema Systemischer Methodologie, als dessen Gastherausgeber Günter Schiepek fungierte. Zum Heft trugen mit eigenen Beiträgen sowie mit Diskussionsbeiträgen Günter Schiepek, Arist von Schlippe, Ewald J. Brunner, Franz Reither, Helmut Willke, Peter Kaimer, Kurt Ludewig und Uwe an der Heiden bei. Auf der website von www.systemisch-forschen.de kann man das komplette Heft herunterladen, die Lektüre ist empfehlenswert. Zum vollständigen Text…
Friday, June 1. 2012
Ein Blick über den Zaun: Die 2. Psychotherapeutische Herbsttagung des ZSP der Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel fand am 8. September 2011 zum Thema »Übergänge« statt und wird im aktuellen Heft von "Psychotherapie & Sozialwissenschaft" dokumentiert. Die verschiedenen Beiträge reflektierten aus psychoanalytischer Perspektive "Veränderungen und Konstanz in gesellschaftlichen, entwicklungspsychologischen und psychotherapeutischen Prozessen", wie es im Editorial von Daniel Sollberger heißt. Ein wichtiger Bezugspunkt dabei ist u.a. die Frage, wie sich die Wandlungsprozesse der Spätmoderne auf die Entwicklung individueller Identität auswirken und ob sie mit entsprechenden psychischen Strukturveränderungen einhergehen. Dabei ist eine große Spanne unterschiedlicher Positionen zu erkennen. Martin Dornes postuliert einen solchen Strukturwandel der Persönlichkeit zur "postheroischen Persönlichkeit", der mit dem sozialen Strukturwandel einhergeht, und den er, wenngleich dieser durchaus ambivalent sei, da er zu größerer intrapsychischer Freiheit, aber auch zu größerer Verletzlichkeit führe, positiv bewertet. Im Unterschied zu früher werde das Es "als weniger triebhaft erlebt, das Überich als weniger triebfeindlich und rigide, das Ich wird flexibler und kreativer". Die explizite Gegenposition hierzu nimmt Christa Rohde-Dachser in ihrem Beitrag ein, die sich nicht vom "dem Menschen strukturell eingeschriebenen" Ödipus-Konflikt lösen möchte: "Was wird unter den von Dornes beschriebenen Veränderungen aus den ödipalen Konflikten, die auch heute noch jedes Kind im Rahmen seiner Subjektwerdung durchlaufen muss (!)?" Als empirisches Material für die Untersuchung psychischer Grundkonflikte unter den Bedingungen der Postmoderne zieht Rohde-Dachser nun keine Studien über die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen heran, sondern: "eine zeitgenössische Aufführung von Molières' Stück 'Don Juan'". Darüber hinaus stützt sie sich bei ihrer Einschätzung der "Phantasmen (…), von denen sich Menschen heute bei der Suche nach der Erfüllung ihres Begehrens leiten lassen", "vor allem auf Freud (1900) und auf Lacan (1960)", also zwei ausgewiesenen Spezialisten für postmoderne Lebensverhältnisse.Das liest sich dann so: "Die Sprache (…) unterwirft (das Kind) dem Gesetz des symbolischen Vaters, der das unbeschränkte Genießen der Mutter verbietet". Nun ja. Kann man so noch im Jahre 2012 reden? Immerhin ist Rohde-Dachser ja auch noch Soziologin. Die Gesellschaft erscheint in ihrem Text aber nur noch als Bedrohung - Chancen und Möglichkeiten des gesellschaftlichen Strukturwandels, gerade auch mit der Entwicklung neuer Kommunikationsformen, tauchen hier gar nicht auf. Zu den vollständigen abstracts…
|