Monday, January 30. 2012
 Seit kurzem ist die Ausgabe 4/2011 des Coaching-Magazins auch online verfügbar. In dieser Ausgabe ist aus der systemischen Ecke neben einem Beitrag von Walter Schwertl über das Erstgespräch im Coaching ein längeres Interview mit Gunther Schmidt zu lesen. Im Einleitungstext heißt es: "Wie kaum ein anderer hat er die Coaching-Szene inspiriert: Er hat nicht nur das Systemische und das Hypnotherapeutische verbunden zu einem eigenen Ansatz. Seit Jahren wirkt er auch als Mentor für Kollegen und als Stichwortgeber auf Kongressen. Dabei wandelt er zwischen den Welten: Ärztlicher Direktor einer Klinik, Business-Coach und experimentierfreudiger Praktiker, der sich nicht zu schade ist, sich immer wieder neu zu beweisen und infrage stellen zu lassen." Zum vollständigen Text…
Saturday, January 28. 2012
 Heute vor fünf Jahren ist Ivan Boszormenyi-Nagy (Foto: EFTA-Tagung 2003 in Hamburg), Begründer des kontextuellen Ansatzes in der Familientherapie, im Alter von 86 Jahren gestorben. Rashmi Gangamma, Mitarbeiter an der Ohio State Couple and Family Therapy Clinic hat sich auf der Grundlage dieses Ansatzes in seiner Dissertation die Frage untersucht, inwiefern beziehungsethische Fragen in der Paartherapie angesprochen werden sollten: "Relational ethics is one of the four dimensions in the contextual approach to therapy. Though its concepts have been widely endorsed (Goldenthal, 1996), very little research exists on its influence on relationship variables. The aim of this study was to explore the impact of relational ethics on relationship satisfaction among couples in therapy. A time-series design was adopted and data were collected at intake and end of each session until session six. A total of 39 heterosexual couples from The Ohio State University’s Couple and Family Therapy clinic were included in the sample. At the end of six sessions, a total of eleven couples remained. Results showed a positive correlation between relational ethics and relationship satisfaction at baseline for both male and female partners. Multilevel Linear Modeling (MLM) using HLM6 showed significant variance in relationship satisfaction at baseline and over time within and between couples. At baseline, female partners’ perception of unfairness in both horizontal and vertical relationships, and male partners’ perception of unfairness in horizontal relationship emerged as significant predictors of lower relationship satisfaction among couples and between partners. Significant variance was also noted in relationship satisfaction over time between and within couples. While the baseline predictors also explained variance between couples, there was a difference in the predictors of within-couple variance. Here female partners’ perception of unfairness was indicative of lower relationship satisfaction in both partners, and perception of unfairness among male partners was indicative of higher relationship satisfaction levels among female partners across time points. Longer duration of relationship emerged as a predictor of lower relationship satisfaction among couples at baseline and a slower rate of change in satisfaction levels over time. While more research is needed to provide a more comprehensive picture of the complex nature of these relationships, results provide empirical evidence for addressing relational ethics in couples therapy." Zum vollständigen Text…
Friday, January 27. 2012
In seiner Abschlussarbeit als Systemischer Therapeut am Hamburgischen Institut für systemische Weiterbildung (HISW) hat sich Andre Kleuter mit dem Phänomen Mobbing auseinandergesetzt. Die Arbeit ist online zu lesen. Darin plädiert er für einen wohlbedachten Umgang mit dem Begriff Mobbing, der heute nicht selten inflationär eingesetzt wird: "Der Begriff impliziert einen monokausalen Wirkzusammenhang und beinhaltet, gewollt oder ungewollt, auch immer eine Schuldzuweisung an andere. Wie in den Fallbeispielen beschrieben, handelt es sich häufig aber um multikausale und komplexe Zusammenhänge, bei denen ein klares Ursache-Wirkungs-Prinzip nicht vorhanden ist. Ich habe den Eindruck, dass es sich eher um einen Mythos handelt, der um das Thema aufgebaut worden ist, und an dem weiter festgehalten wird. Es wird dabei suggeriert, dass wir in einer Welt leben würden, in der es immer mehr Menschen systematisch darauf anlegen, andere fertigzumachen. Dabei geht es mir nicht darum, zu behaupten, dass es Mobbing nicht gebe. Auch geht es nicht darum, dass die vermeintlichen Opfer selbst schuld an der Situation bzw. persönlichkeitsbedingte Merkmale die Ursache für Mobbing seien. Vielmehr geht es um eine differenzierte und lösungsorientierte Betrachtungsweise. In der bisherigen Diskussion wird nach meiner Ansicht der Betroffene eher in seiner Opferrolle bestärkt, als dass wirklich versucht wird, komplexe Zusammenhänge aufzuschlüsseln und den Betroffenen in seiner Eigenverantwortung zu bestärken."
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Tuesday, January 24. 2012
 Vor einigen Tagen ist vom Carl-Auer-Verlag ein "Systemisches Wiki" gestartet worden, das die Gelegenheit bietet, ein umfassendes, interaktives Informationsportal zur Systemischen Therapie und Beratung zu gestalten. Im Gegensatz zu klassischen Portalen ermöglicht das Systemische Wiki jedem die Änderung und das Anlegen von Seiten zu bestimmten Themen. Es gibt bereits verschiedene Anwendungen für solche offenen Austauschseiten. Die größten Wikis sind derzeit die Enzyklopädien der Wikipedia. Wer noch nie einen Beitrag für ein Wiki verfasst, erweitert oder verändert hat, erhält auf der Wiki-Seite eine Anleitung, in der Schritt für Schritt erklärt wird. Letzten Endes lebt das Wiki nur von der Teilnahme möglichst vieler Autorinnen und Autoren. Mittlerweile sind die ersten, oft eher vorläufigen, Einträge zu Personen, Begriffen und Zeitschriften zu finden, die der Bearbeitung harren. Zum Wiki geht es hier…
Monday, January 23. 2012
 Heute vor 10 Jahren ist der französische Soziologe Pierre Bourdieu in Paris im Alter von 71 Jahren gestorben gestorben. Über 2.300.000 Einträge allein bei der Google-Suche nach seinem Namen weisen auf die weltweite Bedeutung seines Werkes hin. In einem 1983 von Reinhard Kreckel herausgegebenen Sonderband der "Sozialen Welt" über »Soziale Ungleichheiten« hat Bourdieu seine Kapitaltheorie lesenswert zusammengefasst, der Text ist online zu lesen: "Die gesellschaftliche Welt ist akkumulierte Geschichte. Sie darf deshalb nicht auf eine Aneinanderreihung von kurzlebigen und mechanischen Gleichgewichtszuständen reduziert werden, in denen die Menschen die Rolle von austauschbaren Teilchen spielen. Um einer derartigen Reduktion zu entgehen, ist es wichtig, den Kapitalbegriff wieder einzuführen, und mit ihm das Konzept der Kapitalakkumulation mit allen seinen Implikationen. Kapital ist akkumulierte Arbeit, entweder in Form von Materie oder in verinnerlichter, „inkorporierter” Form. Wird Kapital von einzelnen Aktoren oder Gruppen privat und exklusiv angeeignet, so wird dadurch auch die Aneignung sozialer Energie in Form von verdinglichter oder lebendiger Arbeit möglich. Als vis insita ist Kapital eine Kraft, die den objektiven und subjektiven Strukturen innewohnt; gleichzeitig ist das Kapital — als lex insita — auch grundlegendes Prinzip der inneren Regelmäßigkeiten der sozialen Welt. Auf das Kapital ist es zurückzuführen, daß die Wechselspiele des gesellschaftlichen Lebens, insbesondere des Wirtschaftslebens, nicht wie einfache Glücksspiele verlaufen, in denen jederzeit eine Überraschung möglich ist: Beim Roulette z. B. kann in kürzester Zeit ein ganzes Vermögen gewonnen und damit gewissermaßen in einem einzigen Augenblick ein neuer sozialer Status erlangt werden; im nächsten Augenblick kann dieser Gewinn aber bereits wieder aufs Spiel gesetzt und vernichtet werden. Das Roulette entspricht ziemlich genau dem Bild eines Universums vollkommener Konkurrenz und Chancengleichheit, einer Welt ohne Trägheit, ohne Akkumulation und ohne Vererbung von erworbenen Besitztümern und Eigenschaften. Jeder Augenblick wäre dort vollkommen unabhängig von allen vorausgegangenen, jeder Soldat trüge dort den Marschallsstab im Tornister und jeder könnte dort unverzüglich jedes Ziel verwirklichen, so daß jedermann zu jeder Zeit alles werden könnte. Aber die Akkumulation von Kapital, ob nun in objektivierter oder verinnerlichter Form, braucht Zeit. Dem Kapital wohnt eine Überlebenstendenz inne; es kann ebenso Profite produzieren wie sich selbst reproduzieren oder auch wachsen. Das Kapital ist eine der Objektivität der Dinge innewohnende Kraft, die dafür sorgt, daß nicht alles gleich möglich oder gleich unmöglich ist. Die zu einem bestimmten Zeitpunkt gegebene Verteilungsstruktur verschiedener Arten und Unterarten von Kapital entspricht der immanenten Struktur der gesellschaftlichen Welt, d. h. der Gesamtheit der ihr innewohnenden Zwänge, durch die das dauerhafte Funktionieren der gesellschaftlichen Wirklichkeit bestimmt und über die Erfolgschancen der Praxis entschieden wird." Zum vollständigen Text…
Saturday, January 21. 2012
 Der Organisationspsychologe und Coach Raimund Schöll (Foto links) und der vielen Systemikern durch die Auer & Ohler Heidelberger Kongressbuchhandlung bekannte Philosoph und Linguist Matthias Ohler (Foto rechts, Fotos: www.atmosphaeriker.de) haben eine "Praxisakademie Atmosphären" gegründet, in denen sie die "Atmosphärologie" als unsichtbarer Faktor der gelingenden Gestaltung zwischenmenschlicher Atmosphären pflegen. Auf ihrer website gibt es übrigens einen schönen blog über Alltägliches zu lesen, das athmosphärische Wochenbuch. Ebenfalls auf der website findet sich auch ein Artikel von Raimund Schöll über  die Atmosphärische Intelligenz in Organisationen: "Der Artikel richtet sich an Manager, Führungskräfte und Berater und postuliert – ergänzend zum Diskurs um die allseits bekannte emotionale Intelligenz – die atmosphärische Intelligenz. Gefühle, Stimmungen und Atmosphären stellen einen eigenen Phänomenbereich in Unternehmen dar und bestimmen den Unternehmenserfolg wesentlich mit. Teils deskriptiv, teils metaphorisch werden fünf in Organisationen anzutreffende Atmosphären (aufgekratzt-nervös; kämpferisch-hitzig; niedergeschlagen-ohnmächtig; freundlich-gelassen; kühl-distanziert) vorgestellt. Anschließend wird ein vorläufiges Bild atmosphärischer Intelligenz entworfen." Zum vollständigen Text…
Friday, January 13. 2012
Heiko Roehl hat nach einem Studium der Psychologie und Betriebswirtschaft in Bielefeld als Soziologe promoviert und ist derzeit als Leiter der Unternehmensorganisation der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH tätig. Darüber hinaus ist er als Redakteur der Zeitschrift OrganisationsEntwicklung tätig und hat als Autor mehrere Bücher über Veränderungsmanagement und Wissensorganisation verfasst. Auf seiner website ist ein schöner Text über die zweite Organisation zu lesen: "Dieser Beitrag lädt zu einer Grenzüberschreitung ein, die keine weite Reise erfordert, in der nicht globale Netzwerke, Erfolgsfaktoren oder virtuelle Unternehmenswelten beschworen werden. Hier wird das Innere der Organisation durchschritten. Der Leser kann sich auf diesem Weg auf ein Gedankenexperiment einlassen, in dem sein Blick von den komplexer und dynamischer werdenden Umfeldern der Organisation abgewandt wird und sich für einen Moment auf das richtet, was unveränderlich im Zentrum organisationaler Selbstdefinition steht: Die Zweite Organisation. Die Organisation neben der physischen, beobachtbaren und kommunizierenden Organisation, ihr durch unbewußte Koordination gekennzeichneter Counterpart." Zum vollständigen Text…
Thursday, January 12. 2012
Mit einer Dissertation in Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde Hsiao-Mei Juan 2010 promoviert. In der Einleitung, in der die Aufgabenstellung der Arbeit skizziert wird, steht zu lesen: "Der Standpunkt, dass das Selbst eine soziale Praxis ist, rekonstruiert nicht nur den Begriff des apriorischen Subjekts und der Subjektivität, sondern hat zu enormen Konsequenzen für das Zustandekommen eines sozialen Phänomens geführt. Seither verliert das Individuum seinen legalen Status als grundsätzliches, unauflösbares Element der Interaktion und der Gesellschaft. Zudem können wir nicht mehr die Sozialität bzw. die sozialen Erscheinungen schlicht als die Wechselwirkung zwischen Individuen oder Intersubjektivität betrachten. Dies impliziert eine neue Denkweise, eine Art Entwicklung des De-Humanismus, eine Wende der soziologischen Erkenntnistheorie. Nun ist die ontologische Realität sowohl auf der Mikroebene, als auch auf der Makroebene aufgehoben; ihre ontologische Differenz steht auch in Frage. Statt durch die Differenz zwischen Individuum und Gesellschaft oder die zwischen Handlung und Struktur sollten wir eine andere Alternative versuchen, die die praktische bzw. operationale Eigenschaft des Mikro und Makro zusammen in Erwägung zieht." Hier bietet sich ein Vergleich zwischen Luhmann als Vertreter der Makroperspektive und Goffman als Protagonist der Mikroperspektive an: "Die Gründe für die Wahl dieser Autoren sind folgende: erstens kritisieren Goffman und Luhmann die Idee, dass die sozialen Phänomene eine ontologische oder positivistische Realität außerhalb ihrer Elemente seien. Hierbei betont Luhmann ihre operationale Eigenschaft, während Goffman auf ihre interaktiv-praktische Eigenschaft abhebt. Für beide ist zweitens das Individuum nicht mehr die elementare, unauflösbare Einheit. Das autonome Individuum bwz. das Subjekt ist selbst zum Problem geworden. Goffman betracht es als Produkt der alltäglichen Darstellung, wobei Luhmann es als psychisches System einordnet, das ein Resultat der Operationen ist. Darüber hinaus haben die beiden die asymmetrische Beziehung unter Teilnehmern der Interaktion zu ihrem Stützpfeiler gemacht (…). Dies hat im eigentlichen Sinne mit der doppelten Kontingenz als eine Handlungsvoraussetzung (wohlgemerkt: nicht ein Handlungshindernis) zu tun. Gerade in diesem Punkt lässt sich sehen, dass sie nicht die Einheit, sondern die Differenz zu ihrem Ausgangspunkt machen. Folglich kündigen sich der radikale Konstruktivismus und der Dehumanismus bei beiden an. Drittens schalten beide bei dem Mikro/Makro-Problem die Differenz Individuum/Gesellschaft auf die Differenz Interaktion/Gesellschaft um. Für sie ist die Gesellschaft ein praktisches Produkt der Interaktion." Zum Volltext der Dissertation…
Saturday, January 7. 2012
Winfried W. Weber, Professor für Management an der Hochschule Mannheim, hat im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Universität Witten/Herdecke von bereits 2002/2003 2500 Führungskräfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach ihren bevorzugten "Managementdenkern" befragt. Auch im Jahre 2011 hat er wieder ein neues Ranking erstellt. Die Ergebnisse sind auf managementdenker.de nachzulesen. Weber schreibt zusammenfassend: "Das Management orientiert sich im deutschsprachigen Raum nach wie vor an 'Klassikern'. Urguru Peter Drucker (1909-2005) gilt hierzulande als der herausragende Managementdenker, ein Drittel der Manager (n = 722) hat für ihn gestimmt. Als weitere Klassiker folgen auf Rang 5 der Harvard-Strategieprofessor Michael Porter (*1947), auf Rang 6 der Sozialphilosoph und Managementautor Charles Handy (*1932), auf Rang 12 der kanadische Soziologe und Langzeit-Managementbeobachter Henry Mintzberg (*1939), auf Rang 13 der Fortune-"Manager des Jahrhunderts" Jack Welch (*1936), auf Rang 18 der Organisationstheoretiker Karl E. Weick (*1936) und auf Rang 19 der einzige Managementexperte, der bisher den Nobelpreis erhielt, Herbert A. Simon (1916-2001). Auch die Generation der jüngeren Managementdenker setzt sich langsam durch. Berater und Ex-Standfordprofessor Jim Collins (*1958) schafft es auf Rang 7. Der Soziologe und luzide Managementbeobachter Dirk Baecker (*1955) von der Zeppelin University erreicht Rang 11 - ein Hinweis auf die zunehmende Bedeutung des systemischen Ansatzes hierzulande. W. Chan Kim (*1952) und Renée Mauborgne (*1963) von INSEAD/Fontainebleau sind mit ihrem Blue-Ocean-Strategieansatz auf Rang 15 geklettert." Vollständige Informationen finden Sie hier…
Monday, January 2. 2012
1998 erschien in der "Family Process" ein Artikel von Virginia Golder über die therapeutische Arbeit im Kontext von Gewalt und Viktimisierung in nahen Beziehungen. Virginia Goldner war Co-Director of the Gender and Violence Project am Ackerman Institute for the Family in New York und ist auch durch deutsche Veröffentlichungen ihrer Arbeit hierzulande bekannt geworden. Der sehr lesenswerte Aufsatz "The Treatment of Violence and Victimization in Intimate Relationships" ist auch online zugänglich. Im abstract heißt es: This essay presents an analysis of violence in intimate life that draws on multiple theoretical perspectives. These include but are not limited to feminist theory, object relations theory, systems theory, narrative and social constructionist theory, and neurobiology. It is argued that it is possible to be effective in ending violence and abuse through a modified couples treatment format that addresses relationship issues, individual trauma, and biological vulnerability while simultaneously taking a clear, moral position that violence, abuse, and inequality are intolerable in any form." Zum vollständigen Text…
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