Wednesday, June 29. 2011
Liebe Leserinnen und Leser, im Zusammenhang mit der DGSF-Jahrestagung 2012 in Freiburg (3. bis 6. Ok- tober), Titel: »Dialog der Kulturen – Kultur des Dialogs«, planen wir für das nächste Jahr eine Ausgabe des „Kontext“ zum Thema interkulturelle Kommunikation, Beratung und Therapie. Wir möchten deshalb auf diesem Wege alle Leser(innen) um Geschichten bitten, in denen über ganz konkrete eigene Begegnungen und Erfahrungen im interkulturellen Raum berichtet wird, bei denen Selbstverständlichkeiten unserer Kultur durch den Kontakt mit Menschen anderer Kulturen und Milieus in Frage gestellt oder bestätigt wurden bzw. sich als wenig bedeutsam erwiesen haben. Diese würden wir gern in dem geplanten Themenheft veröffentlichen – im Sinne eines praktischen interkulturellen Dialogs. Wir möchten in diesem Zusammenhang auf der Freiburger Tagung eine Workshop anbieten, in dem diese Geschichten von ihren Autor(inn)en erzählt und dialogisch ausgetauscht werden. Vielleicht ergeben sich hier kommunikative Prozesse, deren Ergebnisse das Themenheft ebenfalls bereichern können. Noch einige Worte zu dem von uns vertretenen Kulturbegriff, den wir sehr breit anlegen: Kulturen sind nicht unbedingt durch nationale Zugehörigkeiten definiert, auch unterschiedliche Milieus einer Gesellschaft können unterschiedliche Kulturen bzw. Subkulturen entwickeln. Interessant sind außerdem Erlebnisse, die Ähnlichkeiten oder Gleichheiten über unterschiedliche Kulturen hinweg zum Thema haben, denn warum sollen unterschiedliche Kulturen immer nur durch Differenzen bestimmbar sein ? Gibt es vielleicht auch Gemeinsamkeiten, die sich überall auf der Welt finden lassen, wie etwa die von C. G. Jung beschriebenen Archetypen, oder ein universelles Verständnis für Gerechtigkeit und Respekt? Alles ist willkommen: Erfahrungsberichte, Geschichten, Anekdoten aus Freundschafts- und Liebesbeziehungen, Vereinen, Schulen, Beratungen/Therapien, religiösen Gemeinschaften oder kulturellen Veranstaltungen, die einen erfahrungsorientierten und reflexiven Blick auf unterschiedliche und gemeinsam geteilte Wirklichkeiten ermöglichen. Wir freuen uns auf eure/Ihre Beiträge! Wolf Ritscher, Petra Bauer, Dörte Foertsch, Tom Levold Kontakt: Prof.Dr.WolfRitscher@t-online.de
Tuesday, June 28. 2011
Im aktuellen Heft des "Kontext" beantworten 13 Autorinnen und Autoren "quick and dirty" die Frage, wie sie sich die Systemische Therapie 2020 vorstellen. Im Editorial schreiben die Herausgeber: "Wir erinnerten uns an die Zeit – lange ist's her –, in der die neuesten Ausgaben der systemischen Zeitschriften mit Spannung erwartet wurden, weil immer wieder mit theoretischen oder methodischen Neuheiten gerechnet werden konnte, die man nicht verpassen wollte, um mitreden zu können. Das hat sich unserem Eindruck nach schon lange gelegt. Der systemische Ansatz, so könnte es den Anschein haben, ist in seine kanonische Phase eingetreten. Auch wenn immer wieder Details neu ausgeleuchtet werden, sind seine Grundzüge doch im Wesentlichen ausbuchstabiert, mit Innovation oder gar Kontroversen ist nicht mehr zu rechnen. Die Zeitschriftenbände füllen das Bücherregal – mehr nicht. Oder? Auf die Frage, ob es denn wirklich nichts mehr zu debattieren gäbe, konnten wir uns relativ schnell auf ein »Nein« einigen. Es mag sicherlich eine Reihe von Gründen für die Diskussionsmüdigkeit im systemischen Feld geben, der Energieverbrauch im Zusammenhang mit den Bemühungen um die Anerkennung durch den Wissenschaftlichen Beirat mag einer davon gewesen sein, dass es nunmehr an theoretischen, praxeologischen oder politischen Herausforderungen mangelt, wollen wir nicht glauben. Unserer Ansicht nach soll der »Kontext« nicht nur das spiegeln, was in der systemischen Szene vorfindbar ist, sondern selbst auch Impulse setzen, die eine Debattenkultur bestärken und einen Beitrag zur Verlebendigung des systemischen Diskurses leisten können. Aus diesem Grund wollen wir in Zukunft verstärkt das Potenzial an Unterschieden und Kontroversen ausloten, das sich unter dem scheinbaren Einklang der Systemiker versteckt hält. Das wird Zeit brauchen, auf die wir schon gespannt sind. Den Anfang machen wir mit dem aktuellen Heft, in dem wir eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen sowohl aus der DGSF als auch der SG unter dem Stichwort »Systemische Therapie 2020?« danach befragt haben, welche Aufgaben und Herausforderungen sie auf das Feld der Systemischen Therapie zukommen sehen – nachdem nun das Etappenziel einer Anerkennung durch den Wissenschaftlichen Beirat erreicht worden ist. Auf die Einladung zur Diskussion von Tom Levold haben Jürgen Kriz, Jürgen Hargens, Rüdiger Retzlaff, Wolfgang Loth, Kurt Ludewig, Wilhelm Rotthaus, Cornelia Oestereich, Reinert Hanswille, Michaela Herchenhan, Thomas Keller sowie Eugene Epstein und Manfred Wiesner geantwortet. Ihnen sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt, weil die Idee und Umsetzung des Heftes äußerst kurzfristig erfolgte und alle Autoren nur wenig Zeit für ihre Antwort hatten. Weil ausdrücklich auch »quick & dirty answers« erlaubt waren, muss man das Ergebnis als eine aktuelle Bestandsaufnahme und nicht als Katalog zeitloser Positionen lesen – gerade das macht es spannend. Wie wir erwartet haben, sind die Antworten alles andere als einheitlich, die Spannweite der Einschätzungen ist immens." Außer den genannten Beiträgen und den üblichen Rubriken gibt es im neuen Heft noch das Transkriptes eines älteren (2008), aber immer noch höchst aktuellen Streitgespräches zwischen Tom Levold, Wolfgang Loth, Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer zum "Störungsspezifischen Wissen". Zum Inhaltsverzeichnis…
Thursday, June 23. 2011
 Mit dem gesellschaftlichen Siegeszug der Psychotherapie geht auch etwas einher, das man die Therapeutisierung der Alltagssprache nennen könnte. Das sehr lesenswerte neue Heft der "Psychotherapie & Sozialwissenschaft" unter der Herausgeberschaft von Heiko Hausendorf, Sprachwissenschaftler am Deutschen Seminar der Universität Zürich, beschäftigt sich mit diesem Thema. In seinem Editorial schreibt Hausendorf: "Therapeutisierung ist ein spätestens seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts viel besprochenes und vor allem ein viel beklagtes Phänomen, das in diesem Sinne seit Längerem im Gespräch ist. Das Stichwort » Therapeutisierung« steht dabei zumeist dafür, dass sich Erscheinungsformen des Sprechens und Zuhörens, von denen man annimmt, dass sie für den institutionellen Rahmen einer (Psycho)Therapie charakteristisch sind (…), über diesen Rahmen hinaus auf andere und immer weitere Lebensbereiche ausdehnen: auf andere Institutionen, auf den Alltag nicht institutionell gerahmter Begegnungen und Gespräche, auf Sendungen im Fernsehen, auf Internetforen und auf die Spalten der Tageszeitungen und Magazine. In diesem Sinn kann man etwa - ein willkürlich herausgegriffener Beleg - polemisch von einer »Therapeutisierung der Sozialarbeit« sprechen und aus berufspolitischen Erwägungen den Unterschied zwischen »Beratungs-« und »Therapiegesprächen« betonen (…). Therapeutisierung, was immer man dann genau darunter verstehen mag, ist grundsätzlich ein kommunikatives Phänomen bzw. ein kommunikativer Effekt und dabei - fast immer - auf sprachliche Erscheinungsformen angewiesen. Als Phänomen und Effekt von vorrangig sprachlicher Kommunikation jedenfalls wird Therapeutisierung im vorliegenden Heft behandelt. Ob Therapeutisierung etwas Beklagens- oder Begrüßenswertes ist, tritt dabei hinter die Frage zurück, worin sich Erscheinungsformen therapeutischer Kommunikation kommunikativ manifestieren und wo und wie solche Erscheinungsformen auch außerhalb des Rahmens einer (psycho)therapeutischen Behandlungssituation auftreten." Zu den vollständigen abstracts…
Wednesday, June 22. 2011
 Das neue Heft der „systhema“ ist dem Thema „Auf den Spuren hilfreicher Veränderungen – die Suche nach dem Sinn“ gewidmet - und wer den Titel aufmerksam betrachtet, findet sogleich die Spur zu Wolfgang Loth darin, der heute 60 Jahre alt wird. „Auf den Spuren hilfreicher Veränderungen…“ ist der Name seines Buches, das 1998 im verlag modernes lernen in Dortmund erschienen ist. Eine Vielzahl von hilfreichen Spuren gelegt und hinterlassen hat Wolfgang Loth selbst schon zuvor und seitdem immer wieder. Auch wenn er persönlich die Scheinwerfer der Öffentlichkeit nicht unbedingt sucht, ist er in der systemischen Publikationsöffentlichkeit, sei es in Büchern, Zeitschriften oder im Internet immer präsent und auf der Höhe der Diskurse. Von Anfang an hat er zum Gelingen des systemagazin mit seinen Texten beigetragen.  „Die Suche nach dem Sinn“ trifft in besonderer Weise das Programm, das Wolfgang Loth immer schon umgetrieben hat und für fortwährende Anregungen aus seiner Feder bürgt. Seine Rezensionen sind Legion und bezeugen die unglaubliche Reichweite seines intellektuellen Wahrnehmungshorizontes. In der „splendid isolation“, in der sich unser deutschsprachiger systemischer Diskurs leider - mittlerweile - befindet, gehört er zu den wenigen, die ausländische Bücher nicht nur lesen, sondern auch darüber schreiben. Seine umfangreiche Bibliothek scheint er immer irgendwie im Kopf zu haben und kann daher jederzeit mit überraschenden Literaturempfehlungen aufwarten. Er ist ein großartiger Lektor, dem ich mich jederzeit blind anvertrauen kann, weil er nicht nur über ein außerordentlich kritisch-präzises Auge verfügt, sondern mit seinen Empfehlungen dazu beiträgt, dass aus guten noch bessere Texte werden (und ein Max-Frisch-Motto, über das man an jeder Ecke stolpert, das aber nicht belegt werden kann, fliegt dann eben raus…). In den wichtigen Debatten des eigentlich viel zu debattenarmen systemischen Diskurses ist seine Stimme unverzichtbar, in seiner Verteidigung des Bewahrenswerten am systemischen Ansatz geht es dabei gerade nicht um die Kanonisierung vermeintlich gesicherter Wissensbestände, sondern um den unermüdlichen Versuch, systemisch-konstruktivistische Denken als eine spezifische Form der Beobachtungs- und Reflexionspraxis lebendig zu halten und zu kultivieren, ohne sie von vorneherein spezifischen (ökonomischen, berufspolitischen, rechtlichen) Verwertungsinteressen zu unterwerfen oder gar zu opfern. Diese Denkpraxis versorgt sich mit Stoff eben nicht nur aus dem - immer häufiger anämischen und oberflächlichen - Fundus aktueller systemischer Neuerscheinungen, sondern greift grenzüberschreitend in jede Richtung aus, in der mit Ideen zu rechnen ist - und landet beispielsweise bei Jaspers. Wolfgang Loths Beobachtungs- und Reflexionsarbeit gilt dabei aber nicht nur der Theorie, sondern auch einer therapeutischen und beraterischen Praxis (u.a. als Leiter einer Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder), die Hilfe als einen kooperativen Entdeckungs- und Entwicklungszusammenhang und gemeinsame Sinn-Konstruktion von Hilfesuchendem und Helfendem begreift und sich der Vereinnahmung durch ein evidenzbasiertes medizinisches Paradigma widersetzt. Das Beisteuern hilfreicher Perspektiven - mit Wärme und Empathie - im Beratungsprozess und seine Tätigkeit als Ideenbroker im systemischen Diskurs sind nicht zu trennen, weil sie der gleichen Wurzel entspringen, nämlich dem Konzept eines „Reflective Practitioners“ (Donald Schön), der keine wissensbasierten Standardsituationen abarbeitet vulgo „behandelt“, sondern der aufmerksamen Bearbeitung jeweils spezifischer und einzigartiger Problemlagen reflexive Einsichten abgewinnt, die er jederzeit und kostenlos allen zur Verfügung stellt, die es hören und lesen wollen - und das immer „straight from the heart“! Was für ein Gewinn. Lieber Wolfgang, alter Rock‘n Roller, mögen uns Deine Wanderungen durch Theorie, Literatur und Praxis noch lange erhalten bleiben. Zum Geburtstag alles Gute! Zum aktuellen Heft für Wolfgang Loth haben unter anderem Kurt Ludewig, Jürgen Hargens, Peter Kaimer, Andreas Manteufel, Jürgen Kriz, Renate Jegodtka, Peter Luitjens, Cornelia Tsirigotis und Haja Molter beigetragen. Zu den vollständigen abstracts…
Tuesday, June 14. 2011
 Die aktuelle Ausgabe der Familiendynamik beleuchtet biografiebezogene Aspekte der therapeutischen und beraterischen Arbeit - aus überwiegend phänomenologischer und hermeneutischer Perspektive. "Im Fokus dieses Hefts stehen biografische Perspektiven in Beratung und Therapie. Bruno Hildenbrand (Jena) gründet seine Ausführungen zur Rolle des Biografischen in Beratung und Therapie auf der Annahme, dass die biografische Perspektive keine Zutat ist, zu der man greifen oder die man weglassen kann. Menschliches Dasein ist außerhalb seiner Geschichtlichkeit überhaupt nicht zugänglich, und diese Geschichtlichkeit realisiert sich in Interaktionen." Neben diesem Themenschwerpunkt gibt es u.a. noch einen Überblick über Konstruktivismus in Psychologie, Psychotherapie und Coaching von Jürgen Kriz und Arist von Schlippe. Zu empfehlen ist besonders ein sehr informativer Überblick über die rechtlichen und wirtschaftlichen Hintergründe des Vertrages zwischen einem Pharmaunternehmen und der AOK Niedersachen zur Durchführung eines integrierten Versorgungsmodell für Schizophrenie-Erkrankte, mit dem ein weiterer Schritt zur Schließung der pharmakologischen Verwertungskette vollzogen worden ist - Pflichtlektüre! Zu den vollständigen abstracts…
Wednesday, June 8. 2011
 Die Ausgabe 2/11 des Coaching-Magazins steht ab sofort kostenlos zum Download zur Verfügung, u.a. mit einem großen Interview mit Walter Schwertl sowie einem Beitrag von Michael Bohne zum Thema "Klopfen im Coaching" (Mit pro- und contra-Kommentaren von Matthias Lauterbach und Michael Loebbert). Zum Download geht es hier…
Monday, June 6. 2011
 In seinem schönen Editorial zur aktuellen Ausgabe des Journal of Family Therapy schreibt Herausgeber Mark Rivett kritisch zum gegenwärtigen systemischen Diskurs: "Sometimes, as I listen to speakers at conferences, when I read articles or when I hear colleagues reflect on clinical material, I wonder if we have forgotten how to disagree with each other. In other words, I wonder if the systemic concept of multiple perspectives has drained the value out of the differences in those perspectives. Of course, there is nothing worse than debates between those who believe certainty is on their side. Many in those nations currently in turmoil may make the claim that certainty is but a bus stop on the road to oppression. However, family therapy and systemic practice has also privileged the idea that we do not know what we think until we have debated it with others. This debate can be driven by doubt, uncertainty and humility as much as it can be driven by ego, certainty and pride. It is therefore with some pleasure that I introduce this issue jampacked full of controversies". Im Heft geht es u.a. um die Standards systemischer Kompetenzen, um die Rolle systemischer Expertise bei der professionellen Einschätzung von Risiken, um die Rhetorik von Elternprogrammen und um Fragen der Vertraulichkeit und Verschwiegenheit in der Familientherapie. Zu den vollständigen abstracts…
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