Thursday, March 31. 2011
 Sven Lewandowski, Lehrbeauftragter am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität Hannover und wissenschaftlicher Beirat der "Zeitschrift für Sexualforschung" (Foto: www.svenlewandowski.de), hat sich mit systemtheoretischen Überlegungen zur Sexualität einen Namen gemacht. In der SWS-Rundschau, der Zeitschrift der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft in Österreich, ist 2008 ein Artikel von ihm über den Wandel des Sexuellen in der modernen Gesellschaft erschienen. Im abstract schreibt er: "Der vorliegende Essay analysiert sexuelle Wandlungsprozesse aus gesellschafts- und insbesondere systemtheoretischer Perspektive und führt diese auf die Differenzierungsform der modernen Gesellschaft zurück. In idealtypischer Weise werden zentrale Leitunterscheidungen und Schemata diskutiert, die das Verhältnis der abendländischen Gesellschaften zum Sexuellen bestimm(t)en. Gezeigt wird dabei, dass sich die Sexualität der modernen Gesellschaft im Wesentlichen an der Differenz Begehren/ Befriedigung sowie am Orgasmusparadigma orientiert und eine Umstellung auf einen Primat sexueller Lust, mithin auf Selbstreferenz stattgefunden hat. Illustriert wird diese Umstellung schließlich an den Phänomenen Selbstbefriedigung, Pornographie und Prostitution, deren Entwicklungen jeweils zum sexuellen Wandel beitragen als auch dessen Ausdruck sind." Zum vollständigen Text…
Wednesday, March 30. 2011
 In einem Artikel von Rudolf Wimmer für den von Tom Rüsen herausgegebenen Band "Familienunternehmen erfolgreich sanieren. Der Einfluss des Familienfaktors bei Restrukturierungen", der soeben im Erich Schmidt-Verlag erschienen ist, beschreibt der Autor die Gesellschafterkonstellation als Quelle der Selbstgefährdung, wobei er besonders die Erosion der unternehmerischen Kraft der Familie, personelle Fehlentscheidungen und besondere finanzielle Risiken, die in der Familienkonstellation schlummern, untersucht: "Die in Familienunternehmen systematisch eingebauten Selbstgefährdungspotenziale gewinnen immer dann besonders an Fahrt, wenn die verantwortlichen Entscheidungsträger in der Familie wie im Unternehmen aus welchen Gründen auch immer die nachhaltige Sicherung der Ertragskraft der Firma aus dem Blick verlieren. Wenn das passiert, dann ist immer Gefahr im Verzug. Denn ein langfristig ausgerichtetes, ertragsorientiertes Wachstum versorgt das Unternehmen mit jenem „Sauerstoff“, der die unerlässliche Voraussetzung dafür bildet, dass die Eigentümerfamilie ihre unternehmerische Identität von Generation zu Generation aufrechterhalten kann (bei gleichzeitiger Steigerung der im Unternehmen akkumulierten Vermögenswerte). Dieser Zusammenhang kann gerade bei Familienunternehmen leicht aus dem Blick geraten, weil es sich hier um einen Typ von Unternehmen handelt, der von seinem Wesen her den Sinn und Zweck des unternehmerischen Tuns in erster Linie gerade nicht in der bloßen Gewinnmaximierung sieht. Dieser grundlegende Unterschied zu vielen börsenorientierten Gesellschaften verliert jedoch seine ganze Identität stiftende Funktion, wenn die Ertragskraft des Unternehmens auf längere Sicht substanziell Schaden nimmt." Zum vollständigen Text…
Saturday, March 26. 2011
Coert Visser ist ein freiberuflicher lösungsorientierter Trainer, Coach und Autor aus den Niederlanden (Foto: articlescoertvisser.blogspot.com  ), der den lösungsorientierten Ansatz durch eine Vielzahl von Texten, Blogs, Interviews und Videos im Internet dokumentiert. Unter anderem hat er in seinem Blog eine Kurze Geschichte des lösungsorientierten Ansatzes geschrieben, die die Vorläufer des Ansatzes (Erickson und das MRI) einbezieht und ausführlich auf die Protogonisten des des Ansatzes eingeht. Lesenswert. Zum vollständigen Text…
Wednesday, March 23. 2011
 Mit dieser Frage haben sich Ulrich Clement und Hans Fischer 2007 in einer "Feldpost" in der Familiendynamik beschäftigt: "In der Psychothera- pie, deren Hauptgeschäft das Sprechen ist, lässt sich Unfug nicht ganz vermeiden. Im Gegenteil: Psychotherapie kreist zu einem großen Teil genau um die Unterscheidung  zwischen Fug und Unfug, zwischen Sinn und Unsinn. Und deshalb bewegen sich die meisten Therapien weit vor der Frage, die Wittgenstein als beantwortet voraussetzt, nämlich dass man wisse, worüber man nicht reden könne und demzufolge besser schweige. Was ist Schweigen?". Wer sich mit dieser Frage näher beschäftigten möchte, kann sich auf der website von Ulrich Clement schlauer machen. Zum Volltext geht es hier…
Tuesday, March 22. 2011
In einem launigen Vortrag, der am 15.1.2011 am Rhein-Eifel-Institut auf der Eröffnungsveranstaltung des neuen Studiengangs »Systemische und tiefenpsychologisch fundierte versus analytische Psychotherapie« gehalten wurde, befasst sich der Philosoph, Autor und Rundfunkjournalist Harald Wasser, auf dessen Arbeiten im systemagazin schon hingewiesen wurde, mit der Vereinbarkeit psychoanalytischer und systemtheoretischer Vorstellungen davon, was denn ein psychisches System sei: "Was mich schon in jungen Jahren interessiert hat, war ein recht bunt gemischter Bauchladen von Theorien. Vor allem aber habe ich mich für Sigmund Freud und den Soziologen und Systemtheoretiker Niklas Luhmann interessiert. Diese 'Liebe’'war, wie es sich so häufig mit der Liebe verhält, aus einer ursprünglichen Abneigung entstanden: Freud habe ich nur gelesen, um herauszufinden, wieso von mir geschätzte Philosophen – damals vor allem Adorno, Horkheimer und Marcuse – sich mit so einem 'ausgemachten Unsinn' überhaupt beschäftigten. Mit Luhmann und seinen 'kafkaesken Systemen', in denen Menschen kaum oder gar nicht vorzukommen schienen, ging es mir zunächst ähnlich. Doch es sollte ganz anders kommen: Kaum hatte ich deren Bücher in die Hand genommen, wollte ich sie gar nicht mehr weglegen, kaufte andere, mehr davon und auch nicht mehr bloß 'angegammelte Flohmarktexemplare'. Nun mochte ich also beide und eben darum war es eine bittere Enttäuschung für mich, zu entdecken, dass man in Kreisen der Systemtheorie der Meinung war, dass sich Luhmanns Ideen mit denen Freuds in keiner Weise vereinen ließen. Entweder Luhmann oder Freud? Das war nicht mein Ding! Mein Ehrgeiz war also geweckt und mein neues Ziel lautete, nachzuschauen, ob sich beide wirklich in einer unvermeidlichen Weise widersprachen." Zum vollständigen Text…
Saturday, March 19. 2011
 Von Bruno Hildenbrand gibt es im Internet einen sehr informativen und lehrreichen Text über eine sehr spezielle (uund leider nur wenigen bekannte) soziologische Disziplin, nämliche die Klinische Soziologie zu lesen. Dabei geht es ihm darum, seine "Erfahrungen als Soziologe in einem Handlungsfeld schildern, das klassischerweise ein professionelles ist: in der Psychiatrie. Diese Erfahrungen haben im Laufe der Zeit zu einer theoretischen Konzeption einer Klinischen Soziologie geführt, die hier in ihren Möglichkeiten, aber auch in ihren Grenzen vorgestellt werden soll. Zunächst skizziere ich den aktuellen Stand der Psychiatrischen Soziologie als Teil der Medizinischen Soziologie. Danach beschreibe ich die aktuelle zentrale Problematik, mit der die Psychiatrische Soziologie – nicht nur als Klinische Soziologie - konfrontiert ist: In dem Maße, wie sich die Sozialpsychiatrie im psychiatrischen Versorgungssystem behauptet, löst sich die ursprüngliche Koalition zwischen Sozialpsychiatrie als Psychiatriekritik und Soziologie als naturgemäß kritischer Wissenschaft auf. Für die Chancen der Verankerung Klinischer Soziologie im psychiatrischen Handlungssystem hat dies Folgen, die ich im folgenden darstellen werde. Sodann bespreche ich drei Konzepte einer Klinischen Soziologie, um danach meinen eigenen Ansatz vorzustellen und meine Erfahrung mit diesem Ansatz in der Praxis darzulegen." Zum vollständigen Text…
Friday, March 18. 2011
 Der emeritierte Politoge und Soziologe Helmut Wiesenthal hat einen interessanten Blog, in dem er sich kürzlich auch Gedanken zum Rücktritt Guttenbergs gemacht hat: "Niklas Luhmanns Analyse des ständischen Bewusstseins im Übergang zur bürgerlichen Gesellschaft hilft uns, zu Guttenbergs Verhalten in den Tagen vor seinem Rücktritt zu verstehen. Was uns „Bürgerlichen“ als scheibchenweises Eingeständnis eines frivolen Betrugs erscheint, war für Guttenberg tatsächlich nichts anderes als die selbstbewusst und mit großer Ehrlichkeit offenbarte Schrittfolge zunehmenden Selbsterkennens, eines Erkennens, das großen Selbstrespekt, ja geradezu Verblüffung von der Großartigkeit der eigenen Leistungen einschloss." Zum vollständigen Text…
Monday, March 14. 2011
Aus den Info-Seiten der GWG: "Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie (DGSF) und der Systemischen Gesellschaft (SG) hat die GwG im Oktober 2010 die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG) auf die Ausbildungsmisere der "neuen" Psychotherapieverfahren aufmerksam gemacht. Als "neue" Verfahren gelten Psychotherapieverfahren, die nicht zu den sog. Richtlinienverfahren zählen, die aber wissenschaftlich anerkannt und zur vertieften Ausbildung (Approbationsausbildung) zugelassen sind. Wegen der bisher verwehrten sozialrechtlichen Anerkennung und der Diskrepanz zwischen Berufs- und Sozialrecht kann in den neuen Verfahren nicht ausgebildet werden. In der letzten Ausgabe von "Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung", Seite 234, haben wir ausführlich über diese Problematik berichtet. Die Ausbildungsteilnehmer mit Schwerpunkt Gesprächspsychotherapie am Institut für Psychotherapie (IfP) der Universität Hamburg sind direkt von dieser Problematik betroffen. Auch sie haben im Oktober letzten Jahres die AOLG um Unterstützung gebeten und über ihre ausweglose Ausbildungssituation berichtet." Zum vollständigen Text…
Thursday, March 10. 2011
 Was tun, wenn Reden zwar nutzt, doch nicht genug bringt? Einbringt, wäre genauer gesagt. Gerhard Seidenstücker (Universität Trier), mit dem ich gelegentlich korrespondiere, schickte mir nun einen Link zu einem Beitrag in der New York Times vom 5. März 2011, der erzählt, was passiert, wenn die Eingangsfrage zu sehr pressiert. „Reden zahlt sich nicht aus“ heißt es in der Überschrift, daher setze die Psychiatrie stattdessen auf medikamentöse Therapie („ Talk Doesn’t Pay, So Psychiatry Turns Instead to Drug Therapy“). Es mag verwundern, dass dem erst jetzt so sei, doch geht es mir hier jetzt nicht um die grundsätzliche Unterscheidung psychosozialer und psychiatrisch-medikamentöser Konzepte. Offensichtlich nötigen die finanziellen Rahmenbedingungen in den Vereinigten Staaten auch solche psychiatrischen PsychotherapeutInnen zu einer medikamentös gestützten Kurztherapie, die bislang auf die Wirksamkeit des kommunikativen Rahmens gesetzt haben. Die interviewten Psychiater wirken nicht so, als wären sie mit fliegenden Fahnen übergewechselt, eher nolens volens. Ich denke, es ist notwendig, sich auch solche Entwicklungen vor Augen zu halten, wenn es darum geht, mit allen Mitteln einen Fuß in die Tür des real existierenden Krankenkassensystems zu bekommen. Wenn es eng wird, ändern sich auch die Spielregeln, und davon dürften weder Wissenschaft noch Sozialrecht unbetroffen bleiben. Wäre gut, dann nicht aus dem Alternativ-Training gekommen zu sein, könnte man denken. Zum Text der New York Times geht es hier
Wednesday, March 9. 2011
 Von Heiko Kleve bin ich auf diesen Link aufmerksam gemacht worden. Peter Fuchs hat am 9. April 2010 einen Vortrag an der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern gehalten, der in contextblog.ch auf beispielhafte Weise dokumentiert ist. Frank Meissner schreibt: "Niklas Luhmann hat für sich beansprucht, eine Allgemeine Theorie sozialer Systeme zu konzipieren. Nichts desto trotz finden sich bei Luhmann immer auch Überlegungen zu psychischen Systemen, die er als notwendige Umwelt von Kommunikation behandelte. Peter Fuchs geht diesen Überlegungen nach und baut darauf auf, indem er beide Systemformen, die Kommunikation und die Psyche als Sinnsysteme behandelt. Mit dieser Isomorphisierung eröffnen sich vielfältige Anschlussmöglichkeiten in der theoretischen Operationalisierung von Kommunikation und Bewusstsein." Zum Vortrag…
Tuesday, March 8. 2011
 In einem in die deutsche Sprache übersetzten Text, der jedoch bislang nicht gedruckt, sondern nur auf seiner website als Online-Text vorliegt, beschäftigt sich Kenneth Gergen mit Fragen "Sozialer Konstruktion und Bildung im Kontext globaler Konflikte". Dabei geht es vor allem um den Stellenwert des Wahrheitsbegriffs als kulturellem Ideal in Bildungsprozessen: "Ich glaube, dass wichtige Grundannahmen, auf denen überwiegende Teile unserer Bildungspraxis beruhen, in vielerlei Hinsicht nicht zur Verminderung von Konflikten beitragen, sondern zu ihrem Bestehen. Warum das so ist? Es wurde schon viel darüber gesprochen, dass unsere Lehrpläne eine eurozentristische Sicht auf Kultur, Geografie, Geschichte und Religion vertreten. Alles Nichteuropäische wird hier oft als exotisch und fremd dargestellt, wenn es nicht sogar gänzlich ausgeblendet wird (…). Ich will mich hier aber nicht mit einzelnen Unterrichtsinhalten beschäftigen. Vielmehr finde ich die Annahmen beunruhigend, die unserer Lehre -sowohl in ihren Inhalten als auch in ihrer Form - zugrunde liegen. Bedenken Sie einige Ideale, die unser Handeln leiten: Wahrheit, Objektivität und rationales Denken. Wünschen wir nicht, dass unsere Lehre diese Ideale verkörpert? Und gestalten wir nicht eine pädagogische Praxis, die darauf ausgerichtet ist, diese Ideale in den 'Köpfen und Herzen' der Jugend zu verankern? Ich vermute, dass wir auch politisch der Ansicht sind, dass tödliche Konflikte durch die Verbreitung dieser Ideale bald der Geschichte angehören werden. Objektive Wahrheit könnte die endlosen ideologischen Auseinandersetzungen beenden. Es war lange Zeit das Versprechen der wissenschaftlichen Gemeinschaft, dass Ideologie durch Tatsachen aufgelöst werden kann. Ich behaupte, dass es genau diese Ideale sind - Wahrheit, Objektivität und Logik -, die einer friedlichen Welt im Wege stehen. Ich sage dies hauptsächlich deswegen, weil diese Ideale immer als weitgehend kulturunabhängig begriffen wurden. Wir betrachten sie als kulturübergreifende Ideale - die von allen Menschen geschätzt werden. Wir glauben z. B. an die Notwendigkeit der 'Suche nach Wahrheit' und daran, dass durch sorgfältige empirische Arbeit 'herausgefunden' oder 'enthüllt' werden kann, was objektiv der Fall ist. Wahrheit nimmt für uns und für alle anderen Kulturen eine Vorrangstellung ein. Die Herausforderung ist es, mit hartnäckiger Vernunft die Natur der Realität zu entdecken und bekannt zu machen." Zum vollständigen Text…
Wednesday, March 2. 2011
Lera Boroditsky ist ist Assistenzprofessorin für Psychologie, Neurowissenschaften und Symbolsysteme an der Stanford University. Auf ihrer website sind spannende Aufsätze zum Thema Sprache und Denken zu finden, u.a. auch ein Beitrag aus dem dem Band „Die Zukunftsmacher – Die Nobelpreisträger von morgen verraten, worüber sie forschen“, der von Max Brockman im S. Fischer-Verlag 2010 herausgegeben und in der SZ vorabgedruckt wurde. Auszug: "Sprecher des Englischen und Deutschen sprechen von der Zeitdauer gern als von einer Länge (zum Beispiel „Das war ein kurzes Gespräch“, „Die Besprechung dauerte nicht lange“). Im Spanischen und Griechischen spricht man von der Zeit eher als von einer Menge und benutzt dazu häufiger Begriffe wie „viel“, „groß“ und „klein“ an Stelle von „kurz“ oder „lang“. Unsere Untersuchungen an solchen grundlegenden kognitiven Fähigkeiten wie der Abschätzung von Zeiträumen zeigt, dass Sprecher verschiedener Sprachen sich tatsächlich so unterscheiden, wie man es aufgrund der Metaphorik in ihrer Sprache vorhersagen würde. In einem Versuch, in dem die Zeitdauer abgeschätzt werden soll, lassen sich Sprecher des Englischen beispielsweise leichter durch Längeninformationen verwirren: Sie schätzen, dass eine längere Linie auch längere Zeit auf dem Bildschirm zu sehen war; Sprecher des Griechischen lassen sich eher durch Mengenangaben verwirren und schätzen, dass ein voller Behälter länger gezeigt wurde." Zum Volltext…
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