Tuesday, November 30. 2010
Einen schönen Überblicksartikel über den Ansatz der Family Group Conference (FGC) haben Cathy Ashley und Paul Nixon verfasst, der auf der website des International Institute for Restorative Practices zu finden ist: "The paper considers the context in which FGCs are being introduced, summarises the key principles of FGCs and how they are currently being applied and considers the wider implications for future policy and practice. FGCs embody a strong set of values about people. At the heart of FGC philosophy are political and social principles of respect for citizens, self-determination, democracy, collective responsibility and the impor- tance of family relationships, culture and identity to children’s lives. The FGC model seeks to transform relationships between the State and families on matters concerning the care and well-being of children. FGCs originated in New Zealand with Maori groups inspiring and leading change as a response to oppressive practice and institutional racism from state agencies who sought to impose ‘solutions’ on families, and in doing so separated many children from their communities." Zum vollständigen Artikel…
Friday, November 26. 2010
 Der Philosoph und Medientheoretiker Carsten Zorn (Foto: Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg) hat 2003 seine Dissertation zum Thema "Medientheorie als Gesellschaftstheorie: Eine Luhmann- Relektüre" an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina eingereicht und sich darin mit der Bedeutung des Mediums "Zettelkasten" für Luhmanns besondere Weise der Theorieproduktion auseinandergesetzt: "Die Ausgangsthese dieser Untersuchung ist (…), dass man in diesen 'Zettelkasteniana' (wie sie ich sie hier im Weiteren – um die skizzierte Vielfalt kurz zusammenzufassen – einmal hilfsweise nennen werde) einen wichtigen Schlüssel zur Theorie Luhmanns vor sich hat, sie also, in einer bestimmten Weise verstanden und gelesen, einen ausgesprochen hilfreichen Leitfaden für deren Lektüre darstellen. Genauer allerdings müsste man sagen: Belegt werden soll hier die Vermutung, dass sich mit ihrer Hilfe eine neue und andere Lesart von Luhmanns Theorie entdecken und stark machen lässt – und d.h. vor allem: eine veränderte Anordnung und so zugleich auch eine neue Gewichtung ihrer Theorieteile. So wie die 'Zettelkasteniana' gewissermaßen schon jetzt im Zentrum des weiteren öffentlichen Interesses an Luhmann stehen, und so wie in den 'Zettelkasteniana' der Zettelkasten als das geheime Zentrum von Luhmanns Theorieproduktion erscheint – so wie hier überall also bereits ein Medium im Zentrum steht – so wäre nun gewissermaßen auch die Medientheorie noch als das geheime Zentrum von Luhmanns Theorie zu entdecken. Mit den 'Zettelkasteniana' als allegorischer 'Lesehilfe' soll hier, noch einmal anders und genauer gesagt, gezeigt werden, dass – zum Einen – Luhmanns Gesellschaftstheorie im Kern im Grunde bereits Medientheorie ist, und dass – zum Anderen – seine verschiedenen medientheoretischen Ansätze (nicht allein darum) das Entscheidende und Spezifische an Luhmanns Versuch zu einer grundlegenden Neukonzipierung von Gesellschaftstheorie darstellen." Zum vollständigen Text…
Sunday, November 21. 2010
 Kai-Uwe Hellmann (Foto: K.-U. Hellmann), Privatdozent am Soziologischen Institut der TU Berlin mit dem Forschungsschwerpunkt Wirtschafts- und Konsumsoziologie hat 1997 in dem von Herfried Münkler herausgegebenen Band "Die Herausforderung durch das Fremde" (Berlin: Akademie Verlag, S. 401-459) Ideen einer "Systemtheorie des Fremden" entwickelt: "Dabei ist gerade die öffentliche Debatte über Fremdheit durch eine auffällige Ambivalenz gekennzeichnet. Einerseits wird Fremdheit als Chance, ja als Herausforderung begriffen, die vor neue Aufgaben stellt - Stichwort 'Multikulturalismus' - und einen flüchtigen Vorgeschmack auf Kommendes vermittelt. Andererseits wird Fremdheit als Krise, ja als Bedrohung erfahren, die auf Grenzen der Verträglichkeit von Verschiedenheit verweist - Stichwort 'Überfremdung‘ - und einen bitteren Nachgeschmack von längst Vergangen-Geglaubtem hinterläßt. In jedem Fall drängt sich der Eindruck auf, an einem Scheideweg zu stehen, was die Bewältigung zentraler Probleme der modernen Gesellschaft betrifft. Dabei dürfte es generell um die Frage gehen, wie eine Gesellschaft mit Neuerungen, Abweichungen, Forderungen nach Veränderung und Wandel umgeht, ob mit Neugier, vor allem aber Offenheit oder nicht. Das betrifft zwar nicht nur das politische System. Doch demonstriert gerade die 'Politische Kybernetik' (Deutsch 1969), also die Art und Weise, wie ein politisches System sich selbst auf Verunsicherung, auf Veränderung, auf Lernen einstellt, inwiefern nicht nur die „Kalkulation von Strukturänderungen zum normalen Geschäft der Politik" gehört, sondern auch „das lernfähige Denken in einem Horizont anderer Möglichkeiten" (Luhmann) insgesamt ein Licht wirft auf die Lernfähigkeit einer gesellschaftlichen Ordnung (…). Dabei stellt gerade Fremdheit diese Fähigkeit auf die Probe: Denn je nachdem, ob man Fremdheit akzeptiert oder ablehnt, Fremde fördert oder verfolgt, sind unterschiedliche Optionen angesprochen, die eine Gesellschaft im Umgang mit Fremdheit bereithält.“ Zum vollständigen Text…
Tuesday, November 16. 2010
 Die Wissenschaftssoziologin Karin Knorr-Cetina (Foto: Uni Konstanz) hat unter diesem Titel in einem Aufsatz von 1992 "Empirische Anfragen an die Systemtheorie" formuliert, die auch heute noch nach wie vor höchst relevant sind: "Diese empirische Anfrage an die Differenzierungstheorie, insbesondere diejenige Luhmann'scher Prägung) gesteht dieser eine zwar analytisch lose, aber nichtsdestotrotz treffende Interpretation institutioneller Spezialisierung in modernen Gesellschaften zu. Was sie nicht zugesteht, ist eine adäquate Rekonstruktion der internen Umwelt bzw. des internen Funktionierens der in Frage stehenden Funktionsbereiche. Entgegen Charakterisierungen in den Termini einer endogenen Logik und selbstbezogenenAutopoiesis wird auf die Heterogenität der Sprachspiele und Praktiken hingewiesen, die sich in diesen Bereichen findet. Die Differenzierungstheorie ignoriert, wie spezialisierte Bereiche durch Strukturierungsformen, die Funktionsdifferenzierungsgrenzen unter- laufen, sowohl ennbglicht als auch immer wieder ersetzt werden. Damit verbunden ist eine Kritik der ,ontologischen' Realitätskonzeption der Differenzierungstheorie, die zwar Selbstorganisation postuliert, aber nicht zulässt, dass realzeitliche Bereiche sich sowohl differenziert als auch undifferenziert, sowohl selbst-organisiert als auch nicht selbst-organisiert, oder weder in den einen noch in den anderen Kategorien konstituieren könnten. Alternativen zu dieser Vorgehensweise sind theoretische Reflexivität sowie eine Theorie der Praxis. Die Kritikpunkte werden durch Beispiele aus dem Bereich der Wissenschaft illustriert." Der Artikel, der ursprünglich in der Zeitschrift für Soziologie erschienen ist, ist auch im Internet zu lesen. Zum vollständigen Text…
Tuesday, November 9. 2010
 Hans Lieb, im systemischen Feld durch zahlreiche Arbeiten zur Theorie und Praxis systemischer Theorie bekannt, hat im vergangenen Jahr einen Aufsatz über Krisenbewältigung geschrieben, dessen erster Teil "Krisenbewältigung als schöpferischer Prozess" in systhema 1/2009 erschienen ist: hier "werden Kernmerkmale, Arten und potenzielle Inhalte von Krisen beschrieben mit einer sich normativ daraus ergebenden „guten Krisenbewältigung“. Es folgen Konsequenzen für Krisenintervention und Krisenbewältigung in Therapie und Beratung. Bei der Darstellung der „Innenansichten“ von Krisen werden diese in Anlehnung an Verena Kast als potenziell schöpferische Prozesse verstanden. In diesen erweist sich die Begegnung mit darin enthaltenen „primären Gefühlen“ als Ressource. Im zweiten Teil werden vier praktisch- empirisch ermittelte Krisenbewältigungstypen vorgestellt („schnelle Handler – einsame Wölfe – vernebelnde Differenzierer – chronische Krisler“). Deren Identifikationen haben sich sowohl in Selbstdiagnosen wie in Therapie und Beratung als nützlich erwiesen." Zum vollständigen Text…
Monday, November 8. 2010
Die philosophische Dissertation von Dirk Rathje aus Hamburg soll nach eigenem Anspruch "von einem Minimum an Annahmen zu systemorientiert-konstruktivistischen Begriffsbestimmungen rund um die Beobachtungen Information und Kommunikation" führen. In der Einleitung heißt es: "Diese Arbeit liefert Definitionsversuche im Umfeld der Begriffe Beobachtung, System, Information und Kommunikation. Methodisch wird dabei versucht, von einem Minimum an Annahmen auszugehen (1. Maxime) und ein Maximum an Anwendbarkeit züerreichen (2. Maxime). Als Folgen dieser Maximen werden Systemorientierung, der Konstruktivismus sowie hohe Grade an Interdisziplinarität, Abstraktion und Formalisierung ausgemacht. Die Beobachtung (und nicht das beobachterunabhängige Sein) wird in dieser Arbeit zum grundlegenden Begriff: Alles ist Beobachtung und kann in Beziehung zueinander beobachtet werden. Insbesondere ist auch die Beobachtung eine Beobachtung (1. Axiom). Zudem beobachten wir in einer Zeit: Wir beobachten immer im Jetzt, können aber vergangene Beobachtungen beobachten (erinnern) und mögliche zukünftige Beobachtungen beobachten (prognostizieren). Dabei können wir beobachten, dass bestimmte zukünftige Beobachtungen (viable Prognosen) in vergangene Beobachtungen übergehen (2. Axiom). Die wesentliche Funktion von Wissenschaft wird darin gesehen, unsere Prognosefähigkeit zu erhöhen. Die erkenntnistheoretischen Axiome werden im Rahmen des sogenannten minimalen Systemformalismus formalisiert. Darin werden unter anderem die Begriffe System, Beziehung, Bezeichnung, Vokabular, Abstraktion, Begriff, unscharfe Abstraktion, zeitliches System, Dynamik, Autopoiese und Kausalität entwickelt. Mit dem Rüstzeug des minimalen Systemformalismus lassen sich Beobachtungsprozesse, informationsbasierte Prozesse und Kommunikationsprozesse als zeitliche Abläufe beschreiben, bei denen mindestens eine Beobachtung höherer Ordnung beobachtet wird." Zum vollständigen Text…
Wednesday, November 3. 2010
 Unter dieser Überschrift plädiert der Allgemeinmediziner Harald Kamps (Foto: www.praxis-kamps.de) in einem schönen Artikel für die Berücksichtigung einer "dialogbasierten Medizin" als notwendige Ergänzung zur "evidenzbasierten Medizin". Der Artikel ist 2004 in der Zeitschrift für Allgemeinmedizin erschienen (Ausg. 80, S. 438-442) und online zu lesen. Im abstract heißt es: "Sprachliche Bilder, Metaphern, die in dem Gespräch zwischen Arzt und Patient vorkommen, können zu einem besseren Verständnis der Krankengeschichte und des Behandlungsverlaufes beitragen. Metaphern können auch ein sprachliches Mittel sein, um Themen zuberühren, die in einer konkreten Sprache schwierig zu vermitteln sind: Tod, Trauer und Schmerzen. Metaphern im Arztgespräch können aus der Lebenswelt des Patienten geholt werden, aber auch aus der Wissenswelt der Medizin. Die medizinische Sprache wird geprägt von Metaphern aus Krieg und Technik. Der angelsächsische Begriff "narrative based medicine" betont die Bedeutung der Erzählung in der medizinischen Wissensvermittlung. Die Metapher "Der Patient als Text" ist vor dem Hintergrund der narrativen Theorie entwickelt worden. Literaturforscher haben lange die Bedeutung von Metaphern als sprachliche Wirkungsmittel untersucht. Dieser Artikel beschreibt die Bedeutung von Metaphern in der medizinischen Kommunikation und Wissensbildung und schlägt den Begriff "dialogbasierte Medizin" als notwendige Ergänzung zum Begriff "evidenzbasierte Medizin" vor." Zum vollständigen Text…
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