Saturday, October 30. 2010
 2002 hat David Becker (Foto: Phil. Fak. der Uni Düsseldorf), einer der exponiertesten Experten im Umgang mit dem Thema politischer Traumatisierungen, ein Projekttutorium an der FU Berlin durchgeführt, seine Ausführungen sind zum größten Teil transkribiert worden. Im Internet ist ein guter Text zu lesen, in dem er seine Gedanken über die individuell-therapeutischen und politisch-gesellschaftlichen Konstruktionen traumatischer Belastungen darstellt: „ Ein Flüchtling ist nicht nur Flüchtling, weil ihn in seinem Heimatland soziale Verhältnisse dazu gemacht haben, sondern er ist auch bei uns Flüchtling, entsprechend der Art und Weise, wie wir dieses Thema hier konstruieren. Bei uns gibt es praktisch keine positiven sozialen Konstruktion von Flüchtlingen mehr. Es gibt nur neutrale bis negative Konstruktionen: sie bleiben zu lange hier, wir müssen die Zuwanderung regeln, wir müssen aufpassen. Wir hatten eine positive Wertung von Flüchtlingen, solange der Kalte Krieg noch an- dauerte. Jeder einzelne unserer guten Brüder und Schwestern, die aus dem Osten kamen, wurden hier politisch gefeiert. Im Kalten Krieg gab es, zumin- dest was die Ostblockstaaten betraf, eine positive Besetzung dieses Terminus. Inzwischen gibt es keine positive soziale Konstruktion diese Terminus mehr. Man sollte darüber nachdenken, wie man diesen Terminus wieder positiv besetzen kann, damit wir die Kraft haben, Leute aufzunehmen, denen es woanders schlecht geht.“ Zum vollständigen Text…
Wednesday, October 20. 2010
Unter diesem Titel ist in der letzten Ausgabe des Forums Qualitative Sozialforschung ein Aufsatz von Thorsten Peetz, Karin Lohr & Romy Hilbrich erschienen, der eine Spezifizierung des Management-Begriffs im Kontext einer systemtheoretischen Organisationstheorie vornimmt: "Der Beitrag kritisiert die Verengung des Managementbegriffs auf 'wirtschaftliches' Management. Es wird vorgeschlagen, Management als funktionssystemspezifische Lösung des Koordinationsproblems in Organisationen zu verstehen. Hierfür wird Management im Kontext der Organisationstheorie Niklas Luhmanns in den Strukturdimensionen Programme, Kommunikationswege, Personen und Stellen konzeptualisiert. Am Beispiel des sich wandelnden Managements der Bildungsorganisation Schule wird gezeigt, wie eine derartige Neubeschreibung des Managementbegriffs in der Praxis der empirischen Forschung angewandt werden kann." Zum vollständigen Text…
Monday, October 18. 2010
Dieses spannende Thema hat Ute Müller, Kinder- und Jugendpsychiaterin und systemische Therapeutin, in ihrer Promotionsarbeit untersucht: "In dieser Arbeit wird untersucht, inwieweit die Therapeuten das für ihre Gesundheit selber tun, was ihnen durch ihr fachliches Wissen bekannt ist und was davon sie ihren Patienten empfehlen, wie sie gesundes Verhalten i.S. körperlicher Aktivität in ihren Alltag integrieren, wie sich also umgekehrt die berufliche Eingebundenheit auf ihre Gesundheit auswirkt und wie sie diese einschätzen. Weiter wird nachgefragt, welche Möglichkeiten der privaten oder beruflichen Selbstfürsorge sie praktizieren und wie sie ihre berufliche Ausbildung und jetzige Situation einschätzen und ob sie ihren Beruf wieder wählen würden. Dabei wird herausgearbeitet, ob und inwieweit es einen Unterschied gibt zwischen ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten, die ja durch das Grundstudium unterschiedlich sozialisiert sind und auch, ob und inwieweit sich die Gruppe der Kindertherapeuten von den Erwachsenentherapeuten unterscheidet. Allen gemeinsam ist die Aufgabe, Psychotherapie zu betreiben als „bewusster und geplanter interaktioneller Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen“, wozu „in der Regel eine tragfähige emotionale Bindung notwendig“ ist (Strotzka, 1975)." Die Arbeit kann hier im Volltext heruntergeladen werden…
Wednesday, October 13. 2010
 Einer der wichtigsten Theoretiker des embodiments, d.h. der Körpergebundenheit aller Erkenntnis und allen Selbst-Erlebens, Shaun Gallagher, hat gemeinsam mit Anthony J. Marcel im Journal of Consciousness Studies 1999 einen Aufsatz veröffentlicht, in dem es um ein Verständnis des Selbst geht, das stärker in sozialen Handlungskontexten verwurzelt ist, als es herkömmliche psychologische und philosophische Ansätze in Erwägung ziehen: "This paper suggests that certain traditional ways of analysing the self start off in situations that are abstract or detached from normal experience, and that the conclusions reached in such approaches are, as a result, inexact or mistaken. The paper raises the question of whether there are more contextualized forms of self- consciousness than those usually appealed to in philosophical or psychological analyses, and whether they can be the basis for a more adequate theoretical approach to the self. First, we develop a distinction between abstract and contextualized actions and intentions by drawing on evidence from studies of rehabilitation after brain damage, and we introduce the notion of intentional attitude. Second, we discuss several interesting conclusions drawn from theoretically and experimentally abstract approaches. These conclusions raise some important issues about both the nature of the self and reflexive consciousness. At the same time they indicate the serious limitations concerning what we can claim about self and self-consciousness within such abstract frameworks. Such limitations motivate the question of whether it is possible to capture a sense of self that is more embedded in contextualized actions. Specifically, our concern is to focus on first-person approaches. We identify two forms of self-consciousness, ecological self-awareness and embedded reflection, that (1) function within the kinds of contextualized activity we have indicated, and (2) can be the basis for a theoretical account of the self. Both forms of self-consciousness are closely tied to action and promise to provide a less abstract basis for developing a theoretical approach to the self." Zum vollständigen Text…
Saturday, October 9. 2010
 Heute vor 20 Jahren starb Murray Bowen (Foto: familysystemstheory.com), einer der Pioniere der Familientherapie. Ausgebildet als Psychiater und Psychoanalytiker, wurde er mit seinen theoretischen Arbeiten über die Dynamik der Familie bekannt. In den 60er und 70er Jahren spielten seine Überlegungen für viele Familientherapeuten eine Rolle, den meisten systemischen TherapeutInnen dürfte er heute wenig bekannt sein. Von 1978 bis 1982 war er Gründungspräsident der American Family Therapy Association. Im Internet gibt es einen Aufsatz von Larry Fritzlan mit dem Titel "Murray Bowen’s Insights into Family Dynamics" aus dem Jahre 1990, in dem es heißt: "The following article is a modified version of a chapter in the book Family Therapy: An Overview, by Goldenberg and Goldenberg (1990). This article describes the psychiatrist Murray Bowen’s view of family systems and how individuals and families interact. It offers a theoretical perspective of family dynamics. The article has been updated to include the popular term “codependence” as well as the family dynamics often found in families where there are high levels of fusion and/or substance use." Zum vollständigen Text…
Monday, October 4. 2010
Die Soziologin Kirsten Hohn (Hamburg) und Andreas Hanses, Prof. für Sozialpädagogik in Dresden, haben 2008 im Forum Qualitative Sozialforschung einen Beitrag veröffentlicht, in dem es um die Bedeutung unterschiedlicher Wissensformen (Expertinnenwissen und biografisches Wissen) bei der Bewältigung psychosomatischer Erkrankungen geht: "Die Konstruktion von Wissen und der Umgang mit unterschiedlichen Wissensformen und -trägerInnen werden am Beispiel von Interviews mit Teilnehmerinnen psychosomatischer Nachsorgegruppen im Frauengesundheitszentrum Bremen analysiert. Grundlegend für die Konstruktion von Wissen durch die Frauen sind zum einen die Interaktionen mit professionellen ExpertInnen und die Auseinandersetzung mit deren medizinischem, therapeutischem und pädagogischem Wissen. Zum anderen entstehen diese Konstruktionen auf dem Hintergrund lebensgeschichtlicher Erfahrungen und biografischer Konzepte sowie im Zusammenhang mit den interaktiven und kollektiven Erfahrungen im Rahmen der psychosomatischen Nachsorgegruppen. Während gegenüber dem durch ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen vermittelten Wissen eine mehr oder weniger große Distanz bzw. Ablehnung seitens der Frauen besteht, zeichnet sich das u.a. kollektiv erzeugte Erfahrungswissen durch seine biografische Anschlussfähigkeit aus. Bedeutsam sind hier die kollektiven therapeutischen Prozesse und der Austausch und die (Re-) Konstruktion von Erfahrungen v.a. in Bezug auf sexualisierte Gewalt und problematische Beziehungssituationen." Zum vollständigen Text…
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