Tuesday, June 29. 2010
 Bill Andrews (Foto: www.hgi.org.uk), Mitbetreiber des "Human Givens Institute" und Psychotherapeut in Sheffield sowie "senior associate with the International Centre for Clinical Excellence, beschreibt in einem schönen Artikel über Psychotherapie-Forschung, wie sehr der Psychotherapie-Erfolg von der direkten Rückmeldung der Klienten an die Therapeuten abhängt: "Despite all the research findings endorsing client alliance factors, the mental health field in the UK remains dangerously enamoured of the ultimate, all-powerful silver bullet illusion: evidence-based treatment. The problem with evidence-based treatment is not only the empirically bankrupt notion that, for a particular disorder, there is a specific treatment that is best, but also its total exclusion of the client from consideration. In evidence-based treatment, the client is equated with the problem and the treatment is viewed as if it can be isolated from the most powerful factors that contribute to change: the client’s own resources, perceptions and participation. A review of the research makes clear, however, that the client is actually the single, most potent contributor to outcome in psycho- therapy – through the resources they bring into the therapy room and what influences their lives outside it. These factors might include persistence, willingness to change, faith, optimism, a supportive relative, being a caring parent, running a local group or belonging to a religious community – all important aspects of a client’s life outside of therapy. They also include previously demonstrated strengths and abilities." Zum vollständigen Text…
Monday, June 28. 2010
 Im von Ralf Wetzel, Jens Aderhold & Jana Rückert-John 2009 herausgegebenen Band "Die Organisation in unruhigen Zeiten. Über die Folgen von Strukturwandel, Veränderungsdruck und Funktionsverschiebung" (Heidelberg: Carl-Auer-Verlag) ist folgender Beitrag von Peter Fuchs erschienen, dessen Manuskript auch online zu lesen ist: "Wenn man im Blick auf Organisationen von 'Pressure of change' spricht, also die Idee verfolgt, daß diese Sozialsysteme in der Moderne unter Transformationsdrücke geraten und dabei in eine Art ‚sozietale Dystonie’ verfallen, in eine Unruhe, eine Fahrigkeit, die existenzgefährdend zu wirken scheint, wird typisch übersehen, daß die Ausdifferenzierung von Organisationen eingespannt ist in einen gewaltigen (und nicht selten: krisenhaften) sozialen Wandel, durch den die Moderne bezeichnet werden kann:  in die funktionale Differenzierung der Gesellschaft. Organisationen entstehen, wenn man es klassisch formulieren will, als ‚Reaktion’ auf den Zusammenbruch der stratifizierten Ordnung des Mittelalters. Deutliches Anzeichen dafür ist, daß die europäische Ständeordnung nur wenige organisationsähnliche Einheiten kannte: die Fugger etwa, die Hanse, Söldnerheere, Zünfte, Städte, die katholische Kirche. Die Gegenwart ist jedoch gekennzeichnet durch eine Überfülle von Organisationen, die selbst das alltägliche Leben dominieren: als Unausweichlichkeit, wenn man zum Arzt will, Benzin benötigt, Brautkleider kauft, Energie verbrauchen muß, wählen möchte, etc.pp. Kurz: Die These ist, daß die Organisation Resultat eines immensen gesellschaftlichen Evolutionsschubes ist. Ihre Form läßt sich beobachten als Lösung bestimmter Probleme, die aus diesem Schub abgeleitet werden können. 'Pressure of change' als Sammelausdruck für Schwierigkeiten der Organisationen (oder für eine Funktion des ‚Jammerns’ über solche Schwierigkeiten) müßte sich dann darauf beziehen, daß es diesen Sozialsystemen nicht mehr umstandslos gelingt, ihre Funktion auszuüben. Wir nehmen an, daß die Ursache dafür im Grunde durch das Problem generiert wird, als dessen Lösung Organisationen gedeutet werden können."
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Friday, June 25. 2010
 Am 25. Juni 1940 wurde Steve de Shazer in Milwaukee geboren, am 11.9.2005 ist er in Wien gestorben. Heute würde er seinen 70. Geburtstag feiern. Sabine Vesper hat sich in ihrer Dissertation "Strategien der Kooperation in der lösungsfokussierten Kurztherapie von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg" mit dem therapeutischen Konzept de Shazers und Insoo Kim Bergs auseinandergesetzt: "Wer verschiedene Therapierichtungen kennengelernt hat, ist erstaunt, mit welch scheinbar einfachen Mitteln Steve de Shazer und seine Frau Insoo Kim Berg ihre Therapiegespräche durchführen und welche Wirkung sie erzielen. (…) Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist es, das Geheimnis dieser Gespräche mit dem gesprächs- analytischen Werkzeugkasten zu ergründen. Auf der einen Seite die Einfachheit, auf der anderen Seite die Komplexität der Gespräche zu beschreiben, soll Ziel dieser Arbeit sein. Einfachheit bedeutet, dass die Gespräche nach wiederkehrenden in jedem Gespräch auftauchenden Mustern ablaufen. Komplexität bedeutet, dass sie dennoch alle verschieden und einzigartig sind. Ihr dominantes Merkmal ist, dass sie glatt ablaufen, ohne jegliche Verhakungen oder holprige Passagen, ohne Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte. Die Hauptfragestellungen lauten daher: Wie ermöglichen die Interaktanten diesen glatten Ablauf? Was tun sie, um die Gespräche "glatt" zu halten? Wie ist es möglich, dass die Gespräche nach wiederkehrenden Mustern verlaufen und doch alle unterschiedlich sind?" Zum vollständigen Text…
Thursday, June 10. 2010
 Im Jahr 2001 hat Peter Kaimer vom Lehrstuhl für klinische Psychologie an der Universität Bamberg einen Aufsatz über Psychotherapie als Story Dealing verfasst: "Ich habe mich beim Titel für diesen Aufsatz von Hans Geißlingers ‘Story Dealer AG’ (Geißlinger, 1992) anregen lassen. Diese Gruppe konnte im Rahmen ihrer Kinder- und Jugendlichenfreizeiten aber auch im Rahmen von Aktionen mit Erwachsenen anschaulich zeigen, dass Wirklichkeit in hohem Maße ein sozial erzeugtes - oder erfundenes - Produkt ist, an dem wir alle schöpfend oder erzählend - und damit auch wieder individuell konstruierend - teilhaben. Bei einer organisierten Freizeit sind wir üblicherweise gewohnt, diese als eine Veranstaltung zu sehen, welche von Leuten geplant und Schritt für Schritt “durchgeführt” wird. Aktive Planer auf der einen Seite - mehr oder minder passive Konsumenten auf der anderen. Die Beschreibungen der ‘Story Dealer’ verhindern schon durch die Art der Darstellung eine solche Perspektive. Nicht nur stellen sie den Charakter der sich entfaltenden Wirklichkeit des Abenteuerurlaubs als einen kooperativen (wenngleich oft recht unbewussten) Prozess zwischen Anbietern und Konsumenten heraus. Sie arbeiten zusätzlich typische Muster dieser Entfaltung sorgfältig heraus und lassen so ein griffiges Bild davon entstehen, was planbar und was nicht planbar ist: Dieser Prozess wird von ihnen als Wechselspiel zwischen Deutungsangeboten und gezielten Irritationen einerseits, Reaktionen auf Zufälligkeiten und Verstärkung einmal eingetretener Eigendynamiken andererseits gesehen und beschrieben (…). Ich sehe Therapie als einen ähnlichen Prozess: als eine Entwicklung des gemeinsamen Findens, Erfindens, Irritierens und Bedeutung-Zuweisens; als ein Phänomen, für welches eine Beschreibung, die das Moment der Kontrolle der Therapeut/inn/en betont, eher unangemessen ist, sondern welches in hohem Maße als kollaborativ anzusehen ist, auch wenn die Lesegewohnheiten vermittelt über unsere Lehrbücher ein anderes Bild suggerieren. Welche Faktoren und Wendepunkte dabei bedeutsam sind, will ich im Folgenden darstellen. Allerdings erhebe ich nicht den Anspruch einer hinreichenden Systematik. Mein Anspruch geht eher - wie übrigens u.a. auch in meinen Therapien - in Richtung einer in sich stimmigen, im besten Falle gut erzählten Geschichte. Mit all den Folgen, welche solche Geschichten wiederum haben können…" Zum vollständigen Text…
Tuesday, June 8. 2010
Der folgende Beitrag ist die Zusammenfassung eines Gesprächs zwischen Donald Meichenbaum und Michael F. Hoyt, das am 4. Mai 1994 in San Francisco stattfand, wo Meichenbaum im Auftrag des Instituts für Behavioral Healthcare ein zwei-tägiges Seminar mit dem Thema „Die Behandlung von Patienten mit PTSD (Posttraumatisches Streßsyndrom)” leitete. Das ganze Gespräch ist in dem Buch "Constructive Therapies", Band 2, herausgegeben von Michael F. Hoyt, abgedruckt (Guilford, New York). Die hier vorliegende Fassung wurde dem behavior.net/ im Internet entnommen und erschien in systhema 2/1996, S. 6-19. Seinen Ansatz beschreibt Meichenbaum folgendermaßen: " Die Metaphern, die meinen therapeutischen Ansatz beschreiben, beinhalten z.B. ‚neu-schreiben‘ (rescripting), ‚die Geschichte neu erfinden‘ (reauthoring) und den Klienten dabei behilflich zu sein, quasi wie ein Coach. Ich nehme ihre Geschichten nicht nur einfach auf, sondern ich helfe ihnen, ihre persönlichen Geschichten zu ändern. Eine zweite Methode ist, ihnen zu helfen, kleine ‚persönliche Experimente‘ in der Gegen- wart auszuprobieren, die ihnen ‚Daten‘ liefern, die sie wiederum nutzen können, um ihre feste Meinung über sich selbst und die Welt etwas aufzulockern. Die Ergebnisse dieser fortlaufenden Experimente, die sowohl in der Therapie als auch außerhalb stattfinden, geben dann die Basis, auf der die Klientin eine neue Geschichte entwickeln kann. Dieser co-konstruktive Prozeß entwickelt sich aus diesen bedeutsamen neuen Erfahrungen der Klientin. Was den Blick auf die ‚Stärken‘ angeht, helfe ich Menschen mit PTSD, wertzu- schätzen, daß ihre intrusiven Gedanken, Überaufmerksamkeit, Verleugnung, Dissoziation, dichotomes Denken, Wutanfälle, alles Bewältigungsversuche sind. Metaphorisch gesagt spiegeln sie die ‚Weisheit ihres Körpers‘. Intrusive Gedanken können zum Beispiel einen Versuch darstellen, verstehen zu wollen, was passiert ist, und so die ‚Geschichte abzu- schließen‘ und die ‚Warum-Frage‘ zu beantworten. Das Verleugnen könnte eine Methode sein, den Streß in kleinere Portionen aufzuteilen, damit Stück für Stück klarzukommen und sich selbst dabei ‚time-out‘ zu geben. Überaufmerksamkeit kann man als eine Art ständiger Wache betrachten, auch wenn dieser Wächter nicht mehr nötig ist. In anderen Worten, das Problem ist nicht buchstäblich, daß die Menschen nervös, wütend oder depressiv werden, das sind ja natürliche menschliche Gefühle. Es ist das, was der Mensch sich selber über diese Zustände sagt, was problematisch ist." Zum vollständigen Text…
Saturday, June 5. 2010
 In einem Beitrag für den von Ronald Hitzler und Stefan Hornbostel herausgegebenen Band "Elitenmacht" (Leske + Budrich, 2004) hat Achim Brosziewski, Soziologie-Professor an der Universität St. Gallen, die Wirkung untersucht, die ein Unternehmensberater wie z.B. Roland Berger entfachen kann. Seine These: "Das Geheimnis der Beratung ist ihre Öffentlichkeit. Die Prominenz eines Unternehmensberaters wie die des Roland Berger ist dabei weder notwendige Bedingung noch zwangsläufiges Resultat einer erfolgreichen Beratungspraxis. Sie ist vielmehr Symptom und Symbol für die Bedeutung, die die Kommunikationsform der Beratung in der modernen Gesellschaft gewonnen hat, und die durch einen sehr merkwürdigen Zusammenhang von intensiver, vertrauensabhängiger Kommunikation im Einzelfall sowie ihrer extensiven, allgemeinverbindlichen Präsenz in der Öffentlichkeit beeindruckt. Dieser Zusammenhang, in dem Roland Berger als Person wie als Unternehmensleiter sehr erfolgreich wirkt, soll in der nachfolgenden Studie ein wenig ausgeleuchtet werden." Der Text ist auf der Seite sozialarbeit.ch nachzulesen - und hier geht es zum vollständigen Text…
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