Saturday, January 31. 2009
 Detlef Horster, Professor für Sozialphilosophie in Hannover und Autor einer Einführung in das Werk Niklas Luhmanns, hat sich 1997 in der Zeitschrift für philosophische Forschung mit dem Problem einer postchristlichen Moral auseinandergesetzt: "Daß es Moral geben muß, liegt an der schlichten sozialen Tatsache, daß wir unser Handeln mit anderen koordinieren müssen. Handeln muß so selbstverständlich erfolgen und koordiniert werden können, daß es im Alltag durch wechselseitig verpflichtende Regeln reibungslos geschieht. Das wiederum ist nur möglich, wenn Moral zum Bestandteil des Selbst der einzelnen handelnden Menschen geworden ist. Es verhält sich so, wie Immanuel Kant es für den Kategorischen Imperativ formulierte, er kann nur wirksam sein, wenn er zur zweiten Natur geworden ist. In früheren Gesellschaften war das moralisch richtige Verhalten für alle gleichermaßen unstreitig "durch den Gehorsam gegenüber Gottes heiligen Geboten motiviert, also durch Gottes Liebe oder auch nur durch Furcht vor Gottes Zorn oder Hoffnung auf Belohnung moralisch guten Verhaltens im Jenseits". (Patzig 1994, 7) Moralisches Handeln hatte einen für alle gleichermaßen verbindlichen und sicheren Bezugspunkt: Gott und die Offenbarung. Das ist heute unwiderruflich anders, spätestens nachdem die christliche Religion ihre gesellschaftsintegrierende Kraft verloren hat. Das Problem besteht darin, daß wir es in der Gegenwartsgesellschaft mit einschneidenden Fragmentierungen zu tun haben, von denen zunächst die Rede sein muß, wenn wir uns dem Problem der Handlungskoordinierung auf der Basis postchristlicher Moral zuwenden wollen. Dabei stellt sich die Frage, ob es trotz der später zu beschreibenden Fragmentierungen für alle moralischen Regeln und Handlungen und darüber hinaus für alle rechtlichen Regeln und Entscheidungen einen gemeinsamen Bezugspunkt gibt, der für die Interaktionen der vergesellschafteten Individuen als Kontextbedingung und Basis gelten kann. Die Antwort auf diese Frage wird zentraler Gegenstand der Abhandlung sein." Zum vollständigen Text…
Wednesday, January 21. 2009
 "Wie aus der Notwendigkeit zur Struktur Zwangsordnung entstehen kann", hat Jürgen Kriz 1999 in einem kurzen Aufsatz für "Ärztliche Praxis: Neurologie Psychiatrie" untersucht. "Chaos ist nicht nur ein Fachbegriff in der heutigen interdisziplinären Systemforschung. Auch in der Psychopathologie und -therapie ist Chaos seit langem ein Thema. Geht man von der Perspektive aus, daß Chaos etwas Ursprüngliches ist, dem Ordnung erst abgerungen werden muß, läßt sich die Frage stellen: Wie schaffen wir sogenannte normale Erwachsene es eigentlich, das Angst machende Chaos zu bannen um Sinn und Ordnung in dieser Welt zu (er-) finden? Und was ist ggf. der Preis dafür?" Zum vollständigen Text…
Wednesday, January 14. 2009
Eve Lipchik (Foto: brieftherapynetwork.com), von 1980 bis 1988 mit Steve de Shazer und Insoo Kim Berg Mitglied des Kernteams des Brief Family Therapy Centers in Milwaukee, hat sich nach dieser Zeit von den gemeinsamen theoretischen Konzepten distanziert, weil die pragmatische Orientierung an lösungsorientierten Fragen einerseits und die Vernachlässigung der Rolle der Affekte und Emotionen für die therapeutische Beziehung aus iherer Sicht wichtige Aspekte der klinischen Praxis ausgeblendet haben. Ein schöner Text, der im Dezember 2002 im Journal "Ratkes" erschien und im brieftherapynetwork.com nachtzulesen ist, macht ihre Position deutlich: "In 1982, something happened at BFTC that shifted the focus from problems to solutions. Someone behind the mirror - today there are various memories about who it was - said at the end of a session "Let's not ask the family what they want to change, let's ask them what they don't want to change." This led to the discovery that when people are asked to notice what they don't want to change, changes occur for the better that may have nothing to do with the problem at all. For example, clients may have come in complaining that they want to stop fighting and discover their solution to be more time spent together on week-day nights. Asking clients to notice what they do not want to change draws their attention to positives and exceptions. This different perspective changes their perception of the situation from one that is problematic to one that also had positive aspects. This in turn affects attitude and behavior. For me, the new solution focus gradually created a dichotomy between theory and practice. One reason for this was the increased emphasis on pragmatics vs. aesthetics. As the team at BFTC strove for increasing minimalism and scientific predictability, theory was reduced to a decision tree about when to ask which question. Indeed, this was theoretically so, but in practice it did not quite work that way most of the time. There was much more to consider than questions. The unique qualities and perspectives clients brought to therapy with them and their process in relation to the therapist were important factors, as well." Zum vollständigen Text…
Monday, January 12. 2009
 Von Wegen und Holzwegen Systemischer Sozialarbeit handelte eine spannende Tagung, die Heiko Kleve, Timo Ackermann und Audris Muraitis im Fachbereich Sozialwesen am 5. Dezember 2008 an der Fachhochschule Potsdam organisierten. Als Referenten geladen waren u.a. Peter Fuchs, Wilfried Hosemann und Andreas Hampe-Grosser - diskutiert wurde darüber, dass die systemische Soziale Arbeit sich auf eine breitere und vielfältigere konzeptuelle Basis stützt als auf den systemtheoretischen Diskurs, der auf die Bielefelder Schule der Soziologie zurückgeht und dass es überhaupt eine bedeutsame Differenz zwischen der systemtheoretischen Soziologie und der systemischen Sozialarbeitswissenschaft zu geben scheint, die weitere Theorieentwicklungen erwarten lässt. Demnächst wird an dieser Stelle ein Tagungsbericht zu lesen sein. rebell.tv hat Video- und Audiomaterial über die Tagung ins Netz gestellt sowie Blogs von Teilnehmern an der Tagung - interessant zu lesen. Zum Rebell-TV…
Saturday, January 3. 2009
 Wiley, der Verlag, der kürzlich "Family Process" von Blackwell übernommen hat, hat auf seiner Website ein paar Artikel zum kostenfreien Download eingestellt, unter anderem diesen Aufsatz von Wallace Gingerich und Sheri Eisengart aus dem Jahre 2000, der die bis dahin vorliegenden Wirksamkeitsstudien zur Lösungsorientierten Kurzzeittherapie untersucht: "Solution-focused brief therapy (SFBT) is a new and increasingly used therapeutic approach that focuses on helping clients construct solutions rather than solve problems. The approach evolved in a clinical context amid many anecdotal reports of success from both therapists and clients, but it has not been subjected to controlled empirical testing until very recently. In this article we critically review all of the controlled outcome studies of SFBT to date (N 5 15) to assess the extent to which SFBT has received empirical support. Five studies were well-controlled and all showed positive outcomes—four found SFBT to be better than no treatment or standard institutional services, and one found SFBT to be comparable to a known intervention: Interpersonal Psychotherapy for Depression (IPT). Findings from the remaining 10 studies, which we consider moderately or poorly controlled, were consistent with a hypothesis of SFBT effectiveness. We conclude that the 15 studies provide preliminary support for the efficacy of SFBT but do not permit a definitive conclusion. Our critique highlights areas where methodology in future studies can be strengthened to provide more conclusive evidence of SFBT efficacy." Zum vollständigen Text…
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