Sunday, November 30. 2008
 Zum Jahresschluss erscheint das Heft 2 des 22. Jahrgangs der "systeme", diesmal mit vier verschiedenen Arbeiten, die kein gemeinsames Oberthema haben: Stefan Geyerhofer und Carmen Unterholzer untersuchen Burnout aus systemischer Sicht, Erhard Wedekind und Hans Georgi fragen, wie das Lebensalter die Passung zwischen Klienten und Beziehungsarbeiter(innen) beeinflusst und Ingrid Egger berichtet von einem psychotherapeutischen Prozess mit einem Folterüberlebenden. Nach langer Zeit ist wieder einmal ein Beitrag von Ludwig Reiter zu lesen. Er fragt: "Gibt es in der deutschsprachigen Familientherapie und Systemischen Therapie eine schulenübergreifende Integration?" und schließt damit an eine aktuelle Debatte im systemischen Kontext an. Seine Untersuchungsbasis ist das Handbuch "Paar- und Familientherapie", das von Michael Wirsching und Peter Scheib 2002 herausgegeben wurde und von Reiter bibliometisch ausgewertet wird. Als Fazit sieht Reiter zwei mögliche Szenarien: "Das erste Szenario entspräche der gängigen Auffassung von schulenübergreifender Integration; das zweite würde eine zunehmende Auflösung der Schulgrenzen widerspiegeln (…). Schließlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass die therapeutische Praxis den Publikationen vorauseilt und dass Therapeutinnen und Therapeuten in ihrer Arbeit mit PatientInnen und KlientInnen längst schulenübergreifend handeln." Außerdem ist jetzt im Zeitschriftenarchiv der Jahrgang 2000 der "Familiendynamik" erfasst.
Monday, November 17. 2008
 Das vorliegende Heft ist das letzte, das unter der Herausgeberschaft von Ivan Eisler erscheint, ab dem neuen Jahrgang wird die Zeitschrift ganz von Mark Rivett geleitet. Auf diesen Wechsel gehen die beiden Herausgeber aber nur kurz in ihrem Editorial ein. Im Vordergrund steht zum Einen die EFTA-Tagung 2007 in Glasgow, von der wichtige Beiträge nun in diesem Heft zu finden sind sowie der Rückblick auf 30 Jahre "Journal of Family Therapy", eine Verbindung von alt und neu, von Tradition und Innovation, wie die Herausgeber meinen. Herausgekommen ist dabei ein veritables Heft, das vom Umfang her (16 Beiträge) eher wie ein überdimensioniertes Doppelheft erscheint, das es in sich hat. Namhafte AutorInnen wie Kenneth Gergen, Paolo Bertrando, Arlene Vetere, Rudi Dallos, Russel Crane, Myrna Gower & Emilia Dowling, Haim Omer, Jaakko Seikkula und viele andere haben dazu beigetragen. Alle Beiträge sind in vier Bereiche aufgeteilt: Entwicklungen in systemischer Theorie, Forschungsentwicklung, zeitgenössische Praxis und Entwicklungen in der Lehre und im Training. Auf die Vielzahl gehaltvoller Arbeiten kann hier nur verwiesen werden, dass die Lektüre sich lohnt, kann man schon den abstracts entnehmen. Zu den vollständigen abstracts…
Friday, November 14. 2008
"Ist der Blick auf Ressourcen unter schwierigen Umständen überhaupt (noch) hilfreich oder eine sozialromantische Verklärung, die den Ernst der Lage verkennt?", fragt Herausgeberin Cornelia Tsirigotis im Editorial des aktuellen Heftes von Systhema, das sich mit systemischem und ressourcenorientiertem Arbeiten mit Familien in schwierigen Lebensbedingungen befasst. Zu diesem Schwerpunkt gehören Beiträge von Wolfgang Loth, der noch einmal die Diskussion um den Störungsbegriff aufgreift, Peter Luitjens (über Systemische Kindertherapie im Kontext struktureller Gewalt), Hans-Jürgen Lahann (über Chancen und Risiken ressourcen- und lösungsorientierter Ansätze) und Karin Wisch über Schulung Begleitung von Pflegeeltern. Hans Lieb, Waltraud Danzeisen und Anke Goddar erörtern den §8a des Kinder- und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetzes, der so manchen KollegInnen Bauchschmerzen bereitet. Darüber hinaus gibt es einen Originalbeitrag von Harlene Anderson - eine Schriftfassung ihres Vortrages auf der diesjährigen Jahrestagung der Systemischen Gesellschaft in Berlin. Und schließlich kann man auch Wolfgang Loth als Fotografen kennenlernen… Zu den vollständigen abstracts…
Thursday, November 6. 2008
Heute vor 10 Jahren ist Niklas Luhmann gestorben. Im Jahr zuvor kam auch sein Hauptwerk "Die Gesellschaft der Gesellschaft" heraus. Die systemtheoretische Diskussion darüber scheint an Lebendigkeit mit zunehmendem Abstand zuzunehmen. Das aktuelle Heft von "Soziale Systeme" ist dem Thema "Zehn Jahre danach. Niklas Luhmanns 'Die Gesellschaft der Gesellschaft" gewidmet. Nachdem im Sommer Heft 2/2006 von "Soziale Systeme" nachgereicht worden ist, suchen die Herausgeber um Dirk Baecker mit Volldampf in die vorgegebene Zeitschiene ihrer zweimal jährlich erscheinenden Zeitschrift zu gelangen. Das vorliegende Heft ist ein Doppelheft, was allerdings eine kaum zu unterbietende Untertreibung bedeutet. Nicht weniger als 45 (internationale) Beiträge haben die Herausgeber Dirk Baecker, Michael Hutter, Gaetano Romano und Rudolf Stichweh versammelt, die auf über 550 Seiten einen ausgezeichneten Einblick in aktuelle systemtheoretische Diskurse bieten. Die Beiträge sind in fünf Abteilungen gegliedert: "Systeme", "Differenzierung", "Funktionssysteme", "Weltgesellschaft" und "Theoriefragen". Die Aufsätze sind aus einer Tagung hervorgegangen, die am 7. und 8.12.2007 in Luzern stattfand. Die Herausforderungen für die AutorInnen bestand in der Erwartung der Herausgeber, dass mit der "'Gesellschaft der Gesellschaft' … konstruktiv und nicht rekonstruktiv" umgegangen werden sollte. Es geht also gerade nicht um die Kanonisierung von Luhmanns Werk: "Vielmehr schien uns der Typus des wissenschaftlichen Arbeitens Luhmanns vorbildlich: Die Prüfung des Standes der Forschung in einem Sachbereich, die interdisziplinäre Neugierde im Blick auf andere Fächer, die Beobachtung der Theoriearbeit in anderen scientific communities. Dies alles gilt es, wie Niklas Luhmann über Jahrzehnte getan hat, in die Weiterentwicklung der Systemtheorie einfließen zu lassen, deren Reproduktion nur als unablässige Produktion vorstellbar ist", schreibt Rudolf Stichweh in seinem Editorial. Ein Vorhaben, das meiner Meinung sehr gut gelungen ist, wie ein Blick in die Zusammenfassungen zeigt. Zu allen abstracts…
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