Tuesday, July 29. 2008
 Mit dem neuen Heft des "Journal of Family Therapy", das übrigens nicht mehr bei Blackwell erscheint, sondern bei Wiley (das Blackwell "geschluckt" hat), verabschiedet sich Ivan Eisler als Herausgeber von den Lesern und zieht in seinem Editorial Bilanz. Mark Rivett wird seine Nachfolge antreten. Die aktuelle Ausgabe ist nicht thematisch festgelegt, sondern enthält ganz verschiedene Beiträge. Liz Burns und Rudi Dallos berichten von einem sehr interessanten Forschungsprojekt, das sich mit der Bedeutung von ("schöner") Literatur für die persönliche und professionelle Entwicklung von Familientherapeuten beschäftigt. Raymonde H. Dumont schildert ihre Arbeit mit gezeichneten "family maps", mit denen auch kleine Kinder aktiv in familientherapeutische Sitzungen einbezogen werden können. Lock et al. präsentieren eine Outcome-Studie zu familientherapeutischen Behandlungserfolgen bei Bulimie, und Michelle O'Reilly hat eine spannende Inhaltsanalyse über die Diskurse von Eltern verfasst, mit denen diese die körperliche Bestrafung ihrer Kinder rechtfertigen. Abgerundet wird das aktuelle Heft mit einer familientherapeutischen Zeitschriftenschau 2007 von Alan Carr. Zu den vollständigen abstracts…
Thursday, July 24. 2008
 Das aktuelle Heft der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung ist von Gastherausgeberin Michaela Herchenhahn gestaltet worden und ist den Praxisfeldern systemischer Kinder- und Jugendhilfe gewidemt. Klaus- Peter Langner und Rüdiger Beinroth bieten Informationen über die Entstehung des KJHGs im historischen und politischen Kontext. Gerlinde Fischer und Gisal Wnuk-Gette stellen die Systemischen Familienschulen vor - eine seit einigen Jahren erfolgreich praktizierte niederschwellige Hilfe zur Erziehung, die vor allem Prekariats - und Migrantenfamilien eine entwicklungsorientierte und selbstbewusste Mitarbeit innerhalb der Jugendhilfe ermöglicht. Matthias Ochs beschäftigt sich in einem Artikel zur Kooperation und Partizipation in der Jugendhilfe mit Wirksamkeitsforschung, die er in Verbindung zur systemischen Haltung und Arbeitspraxis setzt. Birgit Averbeck und Björn Enno Hermans aus Dortmund berichten von der Kooperation zwischen Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie, einem Praxisfeld, das sich zu einem spannenden systemischen Innovationsraum entwickeln könnte. Ein weiterer Aufsatz von Bernd Drägestein gilt der Genderarbeit mit Jungs. Das Heft wird abgeschlossen mit "Reflexionen über Familientherapie am Küchentisch" im Kontext ambulanter aufsuchender Hilfen. Zu den vollständigen abstracts…
Wednesday, July 9. 2008
 13 Jahre nach einem Themenheft über Bindungstheorie und Bindungsforschung im Jahre 1995 bringt die "Familiendynamik" wieder einmal ein Schwerpunkt zum Thema Bindung heraus. Wie beim letzten Mal gibt es auch hier einen Beitrag von Klaus und Karin Grossmann ("Die psychische Sicherheit in Bindungsbeziehungen"), ergänzt von einer Überblicksarbeit zu "Bindungstheorie und systemische Therapie" von Kirsten von Sydow sowie einem Artikel einer Autorengruppe über "Die Funktionalität von Familien mit einem psychisch kranken Elternteil". Eingeführt wird in das Thema in einem nachdenkenswerten Editorial von Arist von Schlippe, der hiermit seinen Einstand als Herausgeber gibt: "Studien an Risikopopulationen zeigen, dass unsichere Bindungen eine starke Vorhersagekraft für psychopathologische Prozesse besitzen. Die aus dieser Sicht zu ziehende Konsequenz ist, dass es nicht nur um die Veränderungen der Narrative, der Erzählungen gehen kann, wenn man konstruktive Veränderungen in Beziehung erreichen will - es braucht auch ein an den jeweiligen Bindungsstilen ausgerichtetes Vorgehen. Diese Befunde zu verfolgen ist spannend und, wie gesagt, zugleich herausfordernd. Denn die systemische Therapie steht in einem »natürlichen« Spannungsfeld zu psychologischen Theorien, die den Anspruch erheben, definitive Aussagen über seelische Wirklichkeit machen zu können, zumal wenn sie in klare Kausalmodelle eingehen. Die kritische Frage ist, ob mit einer Entwicklungsperspektive nicht auch wieder Normativität in die Arbeit mit Familien eingeführt wird. Wie verträgt sich ein Konzept wie das vom »richtigen« Elternverhalten als Ursache für kindliche Bindungsstile (»Welchen >habe< ich eigentlich?«) mit Überlegungen zur zirkulären Kausalität, mit dem Verzicht auf objektives Wissen und der Idee, dass sich in jeder Aussage auch die Person (ein Beobachter) ausdrückt? Es waren ja diese Überlegungen, die in der Familientherapie bzw. systemischen Therapie zur Akzentuierung einer Haltung des » Nicht-Wissens« als Grundlage des therapeutischen Vorgehens führten. Die in diesem Heft vorgestellten Ansätze gehen dagegen von einer Position des Wissens aus. Die Herausforderung ist da: Das Wissen ist fundiert, es beruht auf sorgfältigen Beobachtungen und die Befunde sind zu überzeugend, die Theorie zugleich zu nah an systemischen Modellen, als dass man sie ignorieren könnte. Vielmehr geht es darum, das geschilderte Spannungsverhältnis wahrzunehmen, zu diskutieren und danach zu suchen, wie die Positionen des Wissens und Nicht-Wissens zu verbinden sind." Zu den vollständigen abstracts…
Monday, July 7. 2008
 Auch "systhema" wartet mit einem Sommerheft auf, hier stehen diesmal klinische Fragestellungen im Vordergrund. Aus dem Editorial: "Der Schulmediziner Peter Heinl unternimmt mit seinem Plädoyer für die Einbeziehung einer Intuitiven Diagnostik einen erneuten Vorstoß in die sogenannte 'unbewusste Medizin'. Anhand eines eindrücklichen Fallbeispiels einer Patientin mit einer chronischen Schmerzerkrankung zeigt er Möglichkeiten auf, die bei einer Erweiterung der etablierten klinischen Diagnostik und Therapie um bildhafte intuitive Elemente im Sinne einer nachhaltigen Heilung genutzt werden können. Auch im Beitrag von Simone Lamerz und Ingo Spitczok von Brisinski steht ein ausführliches Fallbeispiel im Mittelpunkt. Selbstkritisch werden hilfreiche und hinderliche Hypothesen und Interventionen im Rahmen eines mehrwöchigen Klinikaufenthaltes einer Familie eines fünfjährigen Jungen mit einer ausgeprägten sensorisch aversiven Essstörung als Ausdruck einer spezifischen Phobie beschrieben und analysiert. Thomas Gruber zeigt Wege und Ansatzpunkte für eine konstruktive Arbeit mit Jugendlichen auf, die auf der Basis einer autonomen Kooperation, z.B. für die Arbeit mit jugendlichen Straftätern genutzt werden können". Darüber hinaus gibt es noch einen Nachruf auf Michael White von Wolfgang Loth und einen Tagungsbericht von Peter Luitjens. Zu den vollständigen abstracts…
Tuesday, July 1. 2008
 Zwei Zweitausendsechs? Nun ja, nachdem im vergangenen Sommer mit Verspätung das Heft 1/2006 erschienen ist, dauerte es bis zum zweiten Heft ein weiteres Jahr. Angekündigt wurde damals vom federführenden Herausgeber Dirk Baecker, dass sich Heft 2/06 mit dem Thema Politik und Menschenrechte befassen würde und u.a. einen Text von Niklas Luhmann enthalten sollte. Daraus ist nun offensichtlich nichts geworden. Stattdessen ist ein Projekt, das auch für Frühjahr 2008 (als Jahrgangsheft 2007) avisiert war, vorgezogen worden. Die Tagung " Die Gesellschaft der Gesellschaft", die Anfang 2007 aus Anlass des 10-jährigen Veröffentlichungsdatums von Luhmanns Opus Magnum in Mexiko stattfand, findet in diesem Heft ihren Niederschlag. U.a. macht sich Klaus Japp in einem interessanten Aufsatz über "Politische Akteure" Gedanken über die Konzepte "Akteur", "Person" und "Selbst" im Kontext einer systemischen Kommunikationstheorie, Hartmann Tyrell untersucht die "Funktionale und Ebenendifferenzierung im Frühwerk Niklas Luhmanns", Andreas Göbel befasst sich mit dem Gesellschaftsbegriff der soziologischen Systemtheorie und Jean Clam fragt: "Was ist ein psychisches System?". Daneben gibt es weitere Aufsätze von Marcelo Neves, Aldo Mascareño, Elena Esposito und Klaus-Michael Bogdal, alles wie gewohnt auf hochklassigem theoretischen Niveau - eine Bereicherung für alle, die sich gerne auf die Komplexität systemischer Theoriekonstruktion einlassen. Dass die Zeitschrift wieder den vorgesehenen Veröffentlichungsrhythmus finden wird, ist ihr - und der Leserschaft - sehr zu wünschen, und auf das Heft zum Thema "Menschenrechte" ist sehr zu hoffen. Zu den vollständigen abstracts der aktuellen Ausgabe… (Der Jahrgang 2004 ist nun auch im systemagazin archiviert)
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