Friday, February 29. 2008
 Christopher Rauen und Thomas Webers, die eine große Zahl von Interessenten schon seit Jahren mit ihrem Coaching-Newsletter versorgen, gehen nun mit einem neuen Coaching-Magazin auf den Markt, das vorerst online zu lesen ist, als PDF-Magazin mit erstklassigem Layout und interessanten Beiträgen, u.a. von Bernd Schmid und Astrid Schreyögg. Im Zentrum steht ein lesenswertes Interview mit Altmeister Wolfgang Looss, in dem dieser erläutet, warum er wenig von zielorientiertem Arbeiten an Problemlösungen im Coaching hält, sondern sich eher als eine Art Reflexionsbegleiter seiner Coaching-Kunden sieht: "Wenn Sie mir heute beim Coachen zuschauen, werden Sie kein Tool und keine Methode mehr erkennen. Sie werden denken, ich rede einfach mit den Leuten." Das Magazin enthält neben den inhaltlichen Beiträgen Nachrichten, Tools und Rezensionen und kann kostenlos heruntergeladen werden. Zum Coaching-Magazin…
Wednesday, February 27. 2008
 "Millionen von Menschen werden mit Antidepressiva behandelt. Neue Medikamente sollen besser wirken, weil sie neu sind und dem fortgeschrittenen Stand der Forschung enstpringen. Eine Studie hat sich die Wirkung der neuen Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), die auch meisten verschrieben werden, einmal näher mittels einer statistischen Auswertung vieler Studien angeschaut und kam zu dem Ergebnis, dass sie kaum besser als Placebos sind. Die Untersuchung und deren Veröffentlichung ist mutig, denn sie offenbart nicht nur eine Hilflosigkeit der modernen Medizin gegenüber der häufigsten psychischen Erkrankung, sondern könnte auch einen Markt untergraben, der den Herstellern viele Milliarden Euro eingebracht hat." So beginnt ein interessanter Artikel im Online-Journal "Telepolis" über eine aktuelle englische Meta-Studie zur Wirksamkeit von Anti-Depressiva, die zu dem Schluss kommt, dass SSRIs, die neuen Antidepressiva der dritten Generation, so gut wie wirkungslos sind. Zum vollständigen Artikel…
Tuesday, February 26. 2008
 Dass sich der Radikale Konstruktivismus keinem theoretischen Urknall verdankt, sondern sich ideengeschichtlich weit zurückverfolgen lässt, dürfte klar sein. Stefan Schweizer hat 2007 die philosophischen Wurzeln des Konstruktivismus bis in den deutschen Idealismus hinein (Kant, Fichte und Schelling) in einem Beitrag für die elektronische Zeitschrift "Electroneurobiología" verfolgt: "Diese historisch-genetische  Einordnung entlastet die Autopoieseaxiomatik zunächst einmal vom Vorwurf der Beliebigkeit, zugleich legt sie aber ideologisch-weltanschauliche Zusammenhänge offen. Es wird im Folgenden ausführlich belegt, dass die relevanten Axiome und Prämissen der Selbstorganisationstheorien im Deutschen Idealismus fundiert und vom Radikalen Konstruktivismus spezifiziert werden. Insofern kommt den biologisch-systemtheoretischen Selbstorganisationskonzepten von Maturana und Varela eine Scharnierstellung zu: Einerseits bauen sie auf der (v.a. erkenntnistheoretischen) Theorie und den Erkenntnissen des Deutschen Idealismus  auf, andererseits bieten sie durch ihre Erkenntnisse die Grundlage für weitere philosophisch-erkenntnistheoretische Erörterungen des radikalen Konstruktivismus. In diesem Aufsatz wird nicht alleine bei dem biologisch-systemtheoretischen Modell von Maturana und Varela stehen geblieben. Vielmehr wird zugleich auf eine sozialwissenschaftliche Verwendungsweise des Modells eingegangen, welche den Anspruch erhebt theoretisch anleitend zur praktischen Gesellschaftsgestaltung zu sein." (Abb.: Wikipedia) Zum vollständigen Text…
Sunday, February 17. 2008
 Dagmar Herzog, Geschichtsprofessorin am Graduate Center der City University of New York, hat einen sehr aufschlussreichen und für gerade für Europäer sehr lesenswerten Beitrag für das europäische Magazin-Projekt verfasst: "Das illegitime Kind der sexuellen Revolution. Wie die religiöse Rechte in den USA mit Sex an die Macht gelangte". In diesem Artikel beschreibt sie den Erfolg einer homophoben, abtreibungsfeindlichen, der Jungfräulichkeit verpflichteten evangelikalen Rechten in den USA, die allerdings keinesfalls lustfeindlich, sondern in Bezug auf Sexualität auf bizarre Weise höchst widersprüchlich ist, was zu ihrem Erfolg offenkundig beiträgt. Ein Keuschheitsgürtel scheint der Bible Belt jedenfalls nicht zu sein: "Bleibt die Frage: Warum kommt die ’Sexarbeit' der religiösen Rechten so gut bei den Anhängern an, aber auch – und das ist vielleicht die schwierigere aber wesentlichere Frage – warum haben Liberale keine effektiven Gegendiskurse liefern können? Warum funktioniert die rechts-religiöse Sexualpolitik? Und warum mit solch überwältigender Wucht und so vielen konkreten Konsequenzen – ob in der schulischen Aufklärung, in den Wahlergebnissen, in den Gerichtsentscheidungen oder in der Erosion der globalen HIV-Bekämpfung? Eine erste Antwort liegt im Phänomen der "neosexuellen Revolution", wie der deutsche Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch sie benannt hat. Für den Fall der USA würde das bedeuten, dass die religiöse Rechte die dramatischen Veränderungen in der sexuellen Landschaft begriffen hat, was für die Demokraten und ihre liberalen Ratgeber nicht gilt. Das um sich greifende Gefühl des Libidoverlustes, das Probieren von Viagra und Antidepressiva, die Angst um emotionale Öde in den intimsten Beziehungen, das Gefühl von Langeweile und Entfremdung, die Sehnsucht danach, Intensität und Stetigkeit zu kombinieren und der Frust, dass das so schwer ist, das Ansteigen der Selbstbezüglichkeit in sexuellen Interaktionen (es geht oft mehr darum, begehrtes Objekt zu sein als körperliche Lust zu suchen oder zu erleben), die Angst vor Geschlechtskrankheiten aber auch die Angst davor, einen nicht perfekten und folglich nicht begehrenswerten Körper zu haben, der unausweichliche Druck zum permanenten Voyeurismus: all das sind Faktoren, die den Erfolg des neuen lustversprechenden konservativen Redens über Sex erklären können – vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die sexuelle Revolution der sechziger und siebziger Jahre ihre Verheißungen nicht hat einlösen können.[45] Die Menschen sind darob nicht so glücklich geworden, wie sie es sich erhofft hatten oder wie es ihnen vorgegaukelt wurde. Eine zweite Antwort ist genauso wichtig, und das ist die von der religiösen Rechten geschürte Lust an Aggression und Überlegenheitsgefühl. Man darf sich tugendhaft dünken, gerade wenn man anderen – etwa reuelosen Homosexuellen – Leid zufügt. Man darf sich mindestens überlegen fühlen, wenn man selbst kein gleichgeschlechtliches Begehren spürt. Man darf auch für die Todesstrafe sein, für das uneingeschränkte Recht auf Besitz von Schusswaffen, für die Folter und für den unprovozierten Krieg. Man darf große Lust gerade am Antiliberalismus empfinden. Man kann gegen illegale Immigranten wettern und gegen den Gebrauch von Steuergeldern für Arbeitslose, und man kann sich immer wieder am Tabubruch ergötzen gegen die politische Korrektheit. Und man kann zugleich ganz sentimental werden beim Anblick von gefrorenen Embryos aus Fertilitätskliniken – die man nun durch das von George W. Bush geförderte "Schneeflockenprojekt" adoptieren darf. Eine dritte Antwort schließlich ergibt sich aus dem transatlantischen Kontrast. In den USA gibt es keine Tradition des affirmativen Redens über Sex. Damit ist ein Reden über Sex gemeint, das diesen nicht grandios überbewerten und/oder hygienisch-gesundheitlich normalisieren und/oder spiritualistisch mystifizieren muss, um sexuelle Rechte zu schützen, das aber trotzdem Sex eloquent verteidigen kann – in seiner ganzen Komplexität, seiner allzu oft langweiligen Banalität, aber eben Menschen auch des Öfteren tief bewegenden Macht und Intensität." Zum vollständigen Artikel…
Thursday, February 14. 2008
 Einen interessanten Überblick über die Verteilung des medizinischen Versorgungsgrades in der Welt liefert diese Grafik, die im letzten Jahr als Poster in den Niederlanden auf den Markt kam. Auf der Seite strangemaps.wordpress.com ist eine vergrößerte Abbildung zu zu finden incl. einer Liste mit den Patienten-Arzt-Relationen in den einzelnen Ländern. An der Spitze steht übrigens mit großem Abstand: Kuba mit 170, am traurigen Ende Malawi und Tanzania mit 50.000 Patienten pro Arzt.
Thursday, February 7. 2008
 Fora.tv ist eine interessante website, die vollständige Videos von Vorträgen und Diskussionen zu zahlreichen gesellschaftspolitschen und wissenschaftlichen Fragestellungen präsentiert, wenngleich in einem recht kleinen Format.  Hier ist auch ein Auftritt von Justin Frank zu sehen, Psychoanalytiker, clinical professor in the Department of Psychiatry at George Washington University Medical Center und Präsident des "Greater Washington Chapter of Physicians for Social Responsibility". Frank hat ein Buch über den amerikanischen Präsidenten GWB "Inside the Mind of President Bush" geschrieben, das mittlerweile auch in einer deutschen Übersetzung im psychosozial-Verlag erschienen ist. In dem Video präsentiert er einige Thesen aus diesem Buch und stellt sich den Fragen des Publikums. Auch wenn man nicht in die Seele des Präsidenten hineinschauen kann, bietet das Video eine interessante biografische Perspektive auf GWB, der nicht nur von Süchten geplagt war, sondern auch offen sadistische Verhaltensweisen an den Tag gelegt hat. Und wer ist Dick Cheney? Die Antwort des Psychoanalytikers: Cheney is Bush's penis! Zum Video…
Tuesday, February 5. 2008
 Im aktuellen Forum Qualitative Sozialforschung FQS beginnt eine von Jo Reichertz und Barbara Zielke moderierte spannende Diskussion: "Mit dieser Ausgabe von FQS möchten wir eine neue Debatte beginnen: die über den sozialen Konstruktionismus. Die Auseinandersetzung mit diesem Ansatz, der vor allem in der qualitativ orientierten psychologischen Forschung große Prominenz besitzt, ist aus unserer Sicht für die gesamte qualitative Sozialforschung wertvoll. Der soziale Konstruktionismus wirbt für eine Psychologie, die den linguistic und den cultural turn als Herausforderung begreift und in die Fachdisziplin einbringt. In seiner kritischen Reflexion des wissenschaftlich-psychologischen Mainstreams weist er nach, dass vermeintlich objektives Wissen historisch und sprachbedingt kontingent ist. Er zeigt im Zeitalter der Globalisierung, was es heißen kann, kulturzentrische "Universalismen" aufzugeben und psychische Phänomene und Funktionen in ihrer Abhängigkeit von kulturell bedingten Bedeutungen zu verstehen – nicht allein in Wissenschaft und Forschung, sondern auch in vielen Bereichen der angewandten Psychologie. Während der soziale Konstruktionismus im englischen Sprachraum seit einigen Jahrzehnten allgemein bekannt und Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen ist, stößt er in der deutschsprachigen Psychologie erst in den letzten Jahren auf Interesse. (…) a bislang jedoch in FQS nur vereinzelt Beiträge zum sozialen Konstruktionismus publiziert wurden, schien es uns an der Zeit, die Debatte zu bündeln und auch ein wenig zu forcieren. Deshalb haben wir ein Expose für eine solche Debatte angefertigt und dies Autoren, von denen wir ahnten, dass sie sich beteiligen wollen, zukommen lassen. In der vorliegenden Ausgabe von FQS dokumentieren wir nun nicht nur das Expose, sondern auch die Resonanz auf unser Papier: Beteiligt haben sich bislang Klaus D. DEISSLER, Pascal DEY, Peter MATTES und Johannes VON TILING." Zur vollständigen Einleitung mit den Links zu den einzelnen Beiträgen…
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