Sunday, December 31. 2006
 Vor einiger Zeit veröffentlichte systemagazin eine Diskussion, die auf der Jubiläumstagung der ÖAS in Wien im September 2006 unter der Überschrift geführt wurde: "Helfen wir unseren Klienten auch beim Widerstand?". Auf diese provokative Frage von Sabine Klar antworteten u.a. Kurt Ludewig und Tom Levold. Nun gibt es eine Antwort von Sabine Klar auf Tom Levolds Beitrag. Die vollständige Diskussion können Sie hier nachlesen… (und vielleicht fällt Ihnen dazu ja auch noch etwas ein?)
 Schweißtreibende Erinnerungen hat Andrea Lanfranchi aus Meilen, Lehrtherapeut am Meilener Ausbildungsinstitut für Systemische Therapie für systemische Therapie und Beratung, an seine erste Therapieerfahrung in eigener Praxis: "Die Eltern sind mit ihrem Sohn da und ich schufte wie ein Pferd. Bald stellt sich heraus, dass die Vorstellungen der Eltern über die ,richtige' Erziehung weit auseinander klaffen. Ich verheddere mich in ihrem langen Disput, kann mich aber noch erinnern, ihnen am Ende dieser Sitzung Folgendes auf den Weg gegeben zu haben: Es sei unmöglich und auch nicht nützlich, dass sich beide auf ein identisches Erziehungsmodell einigen. Es sei aber möglich und auch nützlich, dass jeder das Modell des anderen samt den Absichten, die dahinter stehen, sehr gut kenne und auch respektiere lerne (vorausgesetzt, dass es sich um kein irrsinniges Modell handle). Dazu eignen sich gemeinsame Diskussionen, die jedoch in ihrem Fall zeitlich befristet sein müssen, so wie das etwa in der Sauna geschehe (weil irgendwann die Leute beim Schwitzen leiden und nicht mehr reden können...)". Zum systemagazin Special…
Saturday, December 30. 2006
 Günther Emlein, Theologe und Systemischer Therapeut aus Frankfurt, hat auch schon früh Erfahrungen mit Klienten gemacht, die sich theoriewidrig verhielten und damit einer Verbesserung Systemischer Theorie und Praxis zuarbeiteten: "1982 trieb man noch Kotherapie: Zwei Therapeuten wollen gleichzeitig zur Tür herein. Manchmal auch: Beide lassen einander den Vortritt (wenn es mit den Kunden schwierig wird…). Und die Konfusion, weil die Ideen aus heterogenen Welten kamen. Mancher Theorieeintopf war im Grunde genommen ungenießbar; und das einigende Band des neuen Paradigmas hatte zu viele Knoten und die Teile passten einfach nicht zusammen. Von Mara Selvini zu Ivan Boszormenyi-Nagy ist es weit und Helm Stierlin irgendwo dazwischen mit dem Versuch, die Versionen zu versöhnen. Solcherart ausgerüstet ließen wir uns selbst auf die Menschheit los." Zum systemagazin Special…
Friday, December 29. 2006
 Wer Cornelia Tsirigotis in dieser Rubrik bislang vermisst hat, soll sie nicht länger missen. Sie erzählt heute von der Entwicklung ihrer systemisch-familienorientierten Arbeit in Aachen, als Sprachtherapeutin, Lehrerin an einer Schwerhörigenschule, Mitarbeiterin der Frühförderung und als Systemische Therapeutin: "Vor 20 Jahren: Schwerhörigenschule, zweiter Tag. Vorbereitet auf eine Fördergruppe mit lieben Kleinen heißt es plötzlich: Vertretung in Mathe, Hauptschulstufe. Ich hatte weder Buch noch Ahnung. ,Was Sie hier erzählen, interessiert uns einen Sch…' sagen die SchülerInnen und machen alle 14 wie auf Kommando ihre Hörgeräte aus. So sehr ich mich bemühe, mich zu erinnern, ich weiß nicht mehr, was ich gemacht habe. Kurze Zeit später wurde ich Klassenlehrerin in dieser Gruppe und wir hatten bis zu ihrer Entlassung 4 Jahre später eine sehr gute Zeit. Was dabei geholfen hat, dass es so wurde? Respekt, SchülerInnen ernst nehmen, klar sein, präsent bleiben trotz abgeschalteter Hörhilfen, irgend so etwas. Dann kann man sich sogar bei den Schülern ein Mathebuch ausleihen und sagen: ,weiß ich auch nicht, lasst es uns herausbekommen'."
Thursday, December 28. 2006
 Hedwig Wagner, Kollegin von Sabine Klar im Institut für Ehe- und Familientherapie in Wien, deren Beitrag gestern im systemagazin erschien, lässt einige erste Male Revue passieren, unter anderem eine Familie, deren 16jährige Tochter ungewollt schwanger wurde:"Das Anliegen der Familie war, ein Modell zu finden, bei dem die Tochter ihre Verantwortung als Mutter übernehmen konnte, obwohl sie weiter im Haushalt ihrer Eltern leben musste. Die Eltern wollten die Tochter unterstützen, aber für das Enkelkind Großeltern sein und befürchteten, in die Verantwortlichkeit einer Elternfunktion hineingezogen zu werden. Sie hatten Bedenken, ob die Tochter dieser frühen Mutterschaft und Verantwortung gewachsen war. Bei dem ersten Gespräch schlug meine erfahrene Kollegin spontan vor, die Eltern und die Tochter mit ihrem Freund getrennt zu beraten, also in der Beratung ein Modell für die Akzeptanz zweier eigenständiger Paarsubsysteme vorzugeben. Ich sollte als Jüngere die Beratung der Tochter und ihres Freundes übernehmen. Ich war ziemlich nervös vor diesem Gespräch mit dem jungen Paar und kann mich auch nicht mehr erinnern, welche konkreten Ideen dann hilfreich waren. Jedenfalls nach dem dritten, wieder gemeinsamen Zweigenerationengespräch waren die KlientInnen zufrieden und ermutigt, sich der Eltern- bzw. Großelternschaft gewachsen zu sehen. Die von meiner Kollegin vorgeschlagene Veränderung des Settings hatte sich bewährt und ich hatte meine erste Beratung mit einer positiven Rückmeldung bestanden." Zum systemagazin Special…
Wednesday, December 27. 2006
 Sabine Klar, deren Vortrag auf der ÖAS-Tagung in Wien vor kurzem im systemagazin zu lesen war, erzählt heute von ihren Erfahrungen als Quereinsteigerin in die Systemische Therapie – nach einem Studium der Zoologie, Neuro- und Sinnesphysiologie, Psychologie und Völkerkunde: "Ich saß also vor meinen Klienten und hatte – wegen meines Lampenfiebers und meiner Unsicherheit – einen Spickzettel mit zirkulären Fragen in der Hand, den ich allerdings bald weglegte. Neu war für mich, dass ich mich nicht auf die Beobachterposition zurückziehen konnte, sondern die Klienten redend verstehen musste. Zu Beginn tendierte ich dazu, ihnen bloß zusehen und zuhören zu wollen – den Notizblock in der Hand. Eigenartigerweise lief es gar nicht so schlecht – ich interessierte mich halt für diese konkreten Menschen und ihre Probleme. Auf klinisches Vorwissen und methodische Kenntnisse oder Erfahrungen konnte ich sowieso nicht zurückgreifen – also tastete ich mich gemeinsam mit ihnen in äußerst partnerschaftlicher Weise voran und probierte alles mögliche aus." Zum systemagazin Special…
Tuesday, December 26. 2006
 Ulrich Schlingensiepen lebt und arbeitet in Stuttgart als Organisationsberater und Supervisor. Bevor er damit angefangen hat, war er Sozialarbeiter und Familienfürsorger beim Stuttgarter Jugendamt. Davor ein entschlossener Revolutionär. Gerettet hat ihn die Kunst mit ihren kommunikativen Experimenten: "Die Perspektive wechselte ständig, die ,erste' Wirklichkeit als Live-Erlebnis auf der Bühne, die ,zweite' Wirklichkeit direkt dahinter, riesig groß auf Monitoren. Parallelkommunikation durch Elektronik, nannte es Wolf Vostell, nichts blieb, wie es war. Anschließend experimentierte ich in meinen verschiedenen Jobs mit Vielfalt, Möglichkeiten und Perspektivenwechsel. Ein Ausbruch aus dem Ghetto der Eindeutigkeit hinein in die unvermittelte Wirklichkeit der Gegenwart und ich mittendrin als Beobachter 1. Ordnung und Beobachter 2. Ordnung in den Supervisionskontexten.
Und: nicht jeder Ausbruch gelingt sofort." Zum systemagazin Special…
Monday, December 25. 2006
 Der längste Adventskalender der Welt? Lieber doch nicht. Aber die Idee war so schön, dass nicht alle Beiträge zum "ersten Mal" im Adventskalender unterzubringen waren. Aus diesem Grund wird die Serie noch fortgesetzt, verbunden mit der Einladung an Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch Ihre Erinnerungen an das erste Mal als TherapeutInnen, SupervisorInnen usw. aufzuschreiben und im systemagazin zu veröffentlichen. Am Schluss werden alle Beiträge gemeinsam in einer PDF-Datei veröffentlicht! Aber heute, nach der Bescherung, setzt Verena Kuttenreiter, systemische Therapeutin aus Wien, die in der Debatte um systemische und feministische Therapie neue Akzente setzt, die Reihe fort und stellt fest, "dass die schönsten, elegantesten Interventionen (von Profis) nicht immer die (von mir daraus abgeleiteten) entsprechenden Erfolge nach sich zogen. (Das konnte ich beobachten!) Was ich (als frisch ausgebildete) Therapeutin faszinierend fand, war für die Klientin noch lange nicht beeindruckend, geschweige denn, selbst wenn sie es beeindruckend fand, führte es zwangsläufig zu einer positiven Veränderung! So können also überraschenderweise auch die patschertsten, holprigsten Versuche des Anschließens an die Horizonte von Klienten ganz passable Ergebnisse hervorbringen. (Was sich ja im übrigen ohnehin erst oft viel später feststellen lässt, nach drei Wendungen wird „Falsches“ vielleicht doch passend usw.)". Zum systemagazin Special…
Sunday, December 24. 2006
Saturday, December 23. 2006
 Susanne Hilbig vom Niedersächsischen Institut für Systemische Therapie und Beratung rekapituliert ihre Motivation der ersten Jahre ihrer systemischen Weiterbildung, zum Club der Vorbilder zu gehören, was ihr die Überschrift eingab:  "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, doch vor allem das Durchhalten wird belohnt": "Es dürfte kaum verwundern, dass ich zu Beginn meiner Laufbahn mich geradezu außerstande sah, je das Niveau der bewunderten Vorbilder und Lehrer meiner ,frühen Jahre' Weber, Schmidt, Simon, Retzer, Stierlin, Deissler, später auch Schweitzer, Boscolo und Cecchin, Imber-Black, Penn oder Welter-Enderlin zu erreichen. (und mit ihnen sind bei weitem nicht alle wichtigen Inspiratoren meiner therapeutischen Entwicklung benannt). Aber, ich war (noch) jung und naiv genug, um mich zu sehr darum zu scheren. Eines war mir damals sonnenklar: Ich wollte Teil dieser geistvollen Welt sein. Es drängte mich zunächst nicht so sehr, Techniken zu erlernen, vielmehr hatte ich den Wunsch, zu denen zu gehören, die so virtuos und elegant mit Wirklichkeiten spielen konnten. Wenn ich es recht bedenke, habe ich vorwiegend von den Haltungen meiner Lehrer und Lehrerinnen gelernt." Zum systemagazin Adventskalender…
Friday, December 22. 2006
 Nachdem bis hierher alles strikt nach Reihenfolge der Text-Einsendungen veröffentlicht worden ist, erscheint der Beitrag von Ulrich Clement (Foto: mit zugeknöpftem Hemd)  auf dessen Wunsch ausdrücklich am 22.12., ein Wunsch, dem hiermit gerne in der Hoffnung, dass es sein Glückstag ist, entsprochen wird. Thematisch geht es diesmal um den Sinn gewisser Anforderungen an eine therapeutische Kleiderordnung: "Einsichten müssen sich irgendwie materialisieren. Ich habe mir seitdem angewöhnt, bei Therapien nicht zu „casual“ gekleidet zu sein. Natürlich kann man nicht nicht aussehen. Irgendwie sieht man eben aus. Mir ist seitdem das Jackett als Dienstkleidung Teil meiner therapeutischen Rolle geworden. Es “ankert“ meine Rollenidentität, indem ich mich selbst daran erinnere, dass ich die Klienten nicht durch meine Erscheinungs-Penetranz von ihrern eigentlichen Anliegen ablenke." Zum systemagazin Adventskalender…
Thursday, December 21. 2006
 Natürlich schreibt auch Fritz B. Simon etwas für den systemagazin Adventskalender. Und zwar folgendes: "Natürlich schreibe ich nicht über das erste Mal. Eine problematische Formulierung, deren Konnotationen mir im Zusammenhang mit Therapie nicht wirklich gut gefallen (obwohl ich darüber sicher noch einmal nachdenken sollte, denn therapeutische Beziehungen sind ja irgendwie immer eine Art von Intimbeziehungen).  Aber ich kann über einen meiner ersten Patienten nach meinem therapeutischen Saulus-Paulus-Erleben sprechen. Schon sehr wenige Tage, nachdem ich begonnen hatte, in der Psychiatrie als Stationsarzt zu arbeiten (wie damals üblich: ohne jede psychotherapeutische Ausbildung), fing ich an, nach einem theoretischen Modell zu suchen, dass mir nicht nur Beschreibungen der Psychopathologie von Patienten und – in einigen wenigen Fällen – auch Erklärungen für deren auffallendes und als symptomatisch bewertetes Verhalten lieferte, sondern auch einen Rahmen, anhand dessen ich zwischen sinnvollen (therapeutisch nützlichen) und nicht sinnvollen Interventionen meinerseits unterscheiden könnte. Irgend jemand hatte mir damals – es ist mehr als 30 Jahre her – das Buch „Lösungen“ von Paul Watzlawick und seinen Kollegen vom Mental Research Institute in Palo Alto geschenkt. Etwa nach der Hälfte der Lektüre begann ich nach dem Modell zu arbeiten – und eines meiner ersten „Opfer“ war der Patient, über dessen gescheiterte Therapie ich hier berichten will." Zum systemagazin Adventskalender…
Wednesday, December 20. 2006
 Auch Kurt Ludewig hat irgendwann mal angefangen. Genau genommen war er 28 und absolvierte während seines Psychologie-Studiums in Hamburg eine gesprächstherapeutische Ausbildung. Eindrücklich, als wäre es heute, schildert er seine erste Begegnung mit einem Klienten: "Erbarmen! Da sitzt einer, ein relativ junger Mann, blass, dunkelblond,  in hellbeigem Anzug. Anfang 30 wird er sein, sieht nett, ungefährlich aus. Ob er meiner ist, oder wartet er vielleicht auf jemand anderes. Ich gehe mit bewussten, Sicherheit vortäuschenden Schritten auf ihn zu: “Warten Sie auf mich... eh... sind Sie Herr X?”. Er schaut mich freundlich, mit traurig-ängstlichen Augen an und nickt mir zu. Ich reiche ihm die Hand und bin erstaunt, seine ist noch kälter und nasser als meine. Hat er Angst? Etwa vor mir? Ich lade ihn in den Therapieraum, biete ihm einen Stuhl an und frage irgend etwas, was das Gespräch in Gang bringen soll, jetzt aber nicht mehr rekonstruieren kann. Heute hätte ich vermutlich gefragt, wobei ich ihm helfen könnte. Ob es damals für Studenten, die GT lernen wollten, andere Formeln gab, kann ich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Über irgend welche Wege, die ich ebenso wenig rekonstruieren kann, erfahre ich, dass sein Problem das Stottern sei. An dieser Stelle erinnere ich mich, dass ich das Tonbandgerät einschalten soll. Er ist einverstanden, obwohl ich ihm sicher alle möglichen Gründe angeboten habe, das abzulehnen. Er ist ohnehin bereit, alles, was ich ihm vorschlage, mitzumachen." Zum systemagazin Adventskalender…
Tuesday, December 19. 2006
 Wiebke Otto und  Hans Schindler, die gemeinsam mit Gisela Hildisch 1989 das Bremer Institut für systemische Therapie und Supervision gründeten, begleiten sich einander seit dieser Zeit in professioneller Hinsicht und haben sich entschieden, für den systemagazin Adventskalender in einem Dialog über ihre systemtherapeutische Anfangszeit – zunächst in der "Solidarischen Psychosozialen Hilfe e.V.", einem Bremer Selbsthilfeprojekt – nachzudenken: " Hans: An eine (…) Paartherapie habe ich eine ganz besondere Erinnerung. Mit dieser Geschichte versuchen wir heute noch unseren WeiterbildungsteilnehmerInnen Mut zu machen. Es war die dritte oder vierte Sitzung und ich hatte mit den ersten drei Fragen – siehe oben allparteiliche  Formulierungen - die beiden so aufeinander ,gehetzt', dass wir ganz irritiert waren. War das ihre Energie oder mein Unvermögen? Um dies zu prüfen, baten wir die KlientInnen aufzustehen, noch einmal ins Wartezimmer zu gehen. Wir wollten das Gespräch noch einmal neu beginn. Und siehe da, der zweite Start verlief anders – nach unserer Einschätzung damals sehr viel konstruktiver.
Wiebke: Dann fällt mir noch unsere erste Therapie mit einer psychiatrischen Klientin ein. Sie kam nach einem kurzen Aufenthalt in der Psychiatrie in unsere Beratungsstelle. Auch diese Gespräche führten wir zu zweit. Lange fiel es uns schwer, Hypothesen für den Sinn ihres ,verrückten' Verhaltens in der Krise zu finden. Nach mehr als 30 Terminen hatten wir plötzlich eine Hypothese, die uns die Situation der verschiedenen Geschwister und des Vaters mit der Krise der Klientin in Verbindung bringen ließ. So begeistert wie wir plötzlich über unsere Idee war, so sehr ernüchterte uns der Blick auf unseren bisherigen Aufzeichnungsberg: ,Boscolo oder Cecchin wäre auf diese Idee spätestens in der zweiten Sitzung gekommen' war der Satz unseren behutsamen Selbstabwertung." Zum systemagazin Adventskalender…
Monday, December 18. 2006
 Irgendwie ist es kein Wunder, dass die "Wunderfrage" nicht immer gelingt - sonst wäre es ja wirklich eine Wunderfrage. Johannes Herwig-Lempp schildert seinen ersten Versuch, die Wunderfrage zu stellen, die er von  Insoo Kim Berg so überzeugend vorgeführt bekommen hatte: "Irgendwie schaffte ich es in der Aufregung dann nicht, die Frage genau so zu stellen, wie ich sie mir zuvor überlegt hatte, aber die Eltern verstanden sie trotzdem und antworteten sogar. Ich konnte noch zwei oder drei der Folgefragen stellen, die ja eigentlich diese Wunderfrage erst wirkungsvoll werden lassen. Aber nun wurde es noch holpriger – ganz anders, als ich es bei Insoo Kim Berg gesehen hatte! – und nach einigen Minuten verlor ich völlig den Faden. Ich war verwirrt und durcheinander und gab die Wunderfrage schließlich auf. In meiner Not konnte ich das Gespräch dann in eine andere Richtung lenken und irgendwie zu Ende bringen." Zum systemagazin Adventskalender…
Sunday, December 17. 2006
 Heute erzählt Joachim Hinsch, Leiter des Instituts für Ehe- und Familientherapie an der Praterstraße in Wien und Vorsitzender der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Systemische Therapie und Systemische Studien ÖAS, von den Anfangszeiten als Paartherapeut am Institut,  die er als recht lebendig im Gedächtnis hat: "Ehepaar Z. ist mir noch in lebhafter Erinnerung: In der ersten Stunde ging es um ihren Streit, den wir auch in der zweiten Stunde nicht schlichten konnten. In der dritten Stunde war plötzlich das Bettnässen des Sohnes das Thema, das zwar in der vierten, aber nicht mehr in der fünften Stunde wichtig war. Dafür drängte sich das Thema auf, ob der Mann so viel arbeite, weil er sich eigentlich vor dem Familienleben drücke. Diese Frage wurde abgelöst von der Notwendigkeit der Entscheidung, ob die älteste Tochter in den Ferien nach Amerika fahren dürfe." Zum systemagazin Adventskalender…
Saturday, December 16. 2006
Haja Molter erinnert sich an seine kalifornische Lehrzeit bei George Bach Anfang der 70er Jahre: "Ich erinnere mich gut an eines der ersten Male, wo ich innerhalb eines Marathons für Paare von George den Auftrag bekommen hatte, eine therapeutische Sitzung mit einem texanischen Lastwagenfahrer durchzuführen. Meine therapeutischen Fähigkeiten hatte ich bis dahin nur in Rollenspielen in der Ausbildung zum Gesprächstherapeuten während meines Studiums in Köln ausprobieren können. Jim, der texanische Lastwagenfahrer und imposante Zwei-Meter-Mann sprach ein breites Amerikanisch mit unverwechselbarem texanischem Akzent. Zu dieser Zeit war ich noch darauf konzentriert, mich in die amerikanische Alltagssprache einzuhören und amerikanisch sprechen zu lernen. Ich konnte einfachen Konversationen halbwegs folgen." Zum systemagazin Adventskalender…
Friday, December 15. 2006
 Gerda Mehta aus Wien, Lehrtherapeutin der ÖAS und Dozentin an der Wiener Sigmund-Freud-Universität, schildert den positiven Effekt, den die Rückmeldungen einer erfahrenen  Kollegin und leitenden Sozialarbeiterin des Jugendamtes für sie als Jugendamtspsychologin in einem nicht gerade einfachen Kontext auf ihre weitere Entwicklung hatte: "Diese Rückmeldungen meiner Frau Kaufmann schmeichelten mir. Diese feinfühlige erfahrene Frau fand für mich die richtigen Worte, die mir gut taten und ich genoß sie, auch wenn ich wußte, wie stümperhaft ich die KlientInnen verstand, sie ja gar nicht beraten konnte, sondern mir ad hoc irgendwelche Erfindungen einfielen. Denn meine Hilflosigkeit machte mich erfinderisch. Nie ergänzte sie mit ihrem Wissen, nie korrigierte sie oder nahm die Geschichte in ihre Hand! Zumindest habe ich es so in Erinnerung!" Zum systemagazin Adventskalender…
Thursday, December 14. 2006
 Jürgen Wessel ist ein vielseitig begabter Lehrer, Supervisor und Berater. Er arbeitet als selbstständiger Coach im eigenen Beratungsunternehmen. Seine Supervisions-Lehrjahre  verbinden ihn eng mit dem aachener Institut ibs und Heinz Kersting, die das Rüstzeug für seinen Praxisstart vermittelten: "Die eigene hohe Bereitschaft zur Arbeit (über das Kersting’sche Motto hinaus – oder ihm mitunter gar entgegengesetzt) durchaus gewahr, aufgrund der Anfangssituation vermeintlich perfekt vorbereitet, leitete ich die Sitzung nach der Begrüßung mit der Frage ein: „Was möchten Sie heute für sich tun?“ Die Reaktion der Supervisandin kann als weiteres Indiz für das systemische Paradigma der Selbstorganisation oder das von Foerster’sche Modell der nicht-trivialen Maschine herhalten: Sie brach in Tränen aus." Zum systemagazin Adventskalender…
Wednesday, December 13. 2006
 Nicht alle Erinnerungen  an das erste Mal sind lang bzw.: manche können auch ganz kurz erzählt werden. Jochen Schweitzer liefert einen lakonischen short cut mit seinen Notizen über eine Paarberatung im Rahmen eines Sozialprojektes in einem Gießener Armutsstadtteil: "Soweit ich mich erinnere, hatten wir damals vier Gespräche. Zwei fanden im Büro statt, zwei in der Zweizimmerwohnung der beiden - dort immer mit viel Anteilnahme von Nachbarn, die rein und raus kamen. Richtige aufsuchende Familientherapie eben. Wir machten auch schon Co-Therapie, meine Co-Therapeutin hatte auch gerade Psychologie zuende studiert." Zum systemagazin Adventskalender…
|