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Rudolf Welter: Unterwegs, Teil 8
Rüstung unserer Zeit

Um die Herstellung ihrer Rüstung müssen sich gewisse Männer des zwanzigsten Jahrhunderts nicht kümmern, sie wird in riesigen Industriebetrieben seriell und in großen Auflagen produziert. Wie die kriegerischen Rüstungen der Vergangenheit, hat auch die heutige Rüstung aufklappbare Teile. Als Faustregel gilt: Je kleiner der Penis, desto größer die Rüstung. Was eigentlich nicht logisch ist, besteigt doch der Besitzer die Rüstung meistens alleine. Die Rüstungen wiegen so zwischen tausend und tausendfünfhundert Kilogramm, was sehr schwer ist. Der Mann des 20. Jahrhunderts trägt aber seine Rüstung nicht mehr mit sich herum, sondern fährt mit ihm auf Rädern mit. Einiges zur Technik dieser Rüstung: Zum Schutze des Penis und der oberen Körperteile (ohne Kopf und Hirn) sind Luftsäcke vorhanden, die sich explosionsartig füllen, wenn der Rüstungsträger mit einem Gegner auf der Kampfbahn zusammen stößt. Einmal in die Rüstung eingestiegen und festgebunden, hat der Kämpfer die Möglichkeit, Teile der Rüstung automatisch durch Knopfdruck zu öffnen. Dies geschieht etwa dann, wenn der Kämpfer einem andern liebe Worte an den Kopf schleudern will. Meistens sind aber die Rüstungen ganz geschlossen, denn das Innere wird mit Tönen berieselt und die Temperatur wird auf angenehmes Niveau gehalten. Können sich die Kämpfer des 20. Jahrhunderts noch vorstellen, wie das einmal war: Eine Rüstung ohne Airconditioning? In der es wohl gegen die fünfzig Grad heiß wurde. Die ehemaligen Rüstungen hatten vermutlich Drainageröhrchen, durch die der Schweiß und andere Körpersäfte abgeführt wurden. Wie einfach haben es da die Kämpfer heute. Aussteigen, Geschäft erledigen, wieder einsteigen und weiter auf der Kampfbahn. Sie tragen übrigens meistens winzig kleine, mit ovalen Gläsern versehene Sonnenbrillen, sind glatt geschoren, haben immer ein Handy zur Hand und sind fein parfümiert.
Es gilt aber zu bedenken, dass die Rüstung des 20. Jahrhunderts ganz andere Aufgaben zu erfüllen hat als früher. Ziel ist nicht mehr das Aufeinanderprallen, sondern das Jagen, das Suchen von Lücken auf der Kampfbahn, das schnelle Ausscheren, vielleicht mit einer harmlosen Streifung an einer anderen Rüstung. Dies alles geschieht niemals mit der Absicht, Frontalzusammenstöße herbeizuführen. Letztere geschehen völlig unbeabsichtigt oder durch höhere Gewalt: "Es hat dem Herrn ganz und gar nicht gefallen, heute unseren Sohn Max, als Folge eines tragischen Unfalles, zu sich heim berufen zu müssen". Und weiter steht in der Todesanzeige: "Leider hat die Rüstung beim Aufprall auf die gegnerische Gartenmauer das Leben unseres lieben Max nicht retten können". So gehen die Hersteller der Rüstungen zurück an ihre computergesteuerten Zeichenmaschinen und entwerfen noch stabilere Rüstungen, die dann in Crashtests mit Puppen (ohne Penis) unter gefahrlosen Bedingungen zerstört werden.


Elemente in Bewegung

Wenn Luft still steht sagen wir es ist windstill
Wenn Luft unterwegs ist sagen wir es luftet
Wenn Luft sehr schnell unterwegs ist sagen wir es stürmt
Oder: es könnte ja noch Feuer dabei sein

Wenn Luft und Feuer still stehen sagen wir das wärmt so schön
Wenn Luft und Feuer unterwegs sind sagen wir jetzt heißt es aufpassen
Wenn Luft und Feuer sehr schnell unterwegs sind sagen wir jetzt ist alles verloren
Oder: wenn doch jetzt nur noch Wasser da wäre

Wenn Luft, Feuer und Wasser still stehen sagen wir jetzt haben wir fast alles zum Leben
Wenn Luft, Feuer und Wasser unterwegs sind sagen wir es gewittert
Wenn Luft, Feuer und Wasser sehr schnell unterwegs sind sagen wir das ist eine Katastrophe
Oder: wenn wir jetzt doch alles mit Erde bedecken könnten

Wenn Luft, Feuer, Wasser und Erde still stehen sagen wir da läßt’s sich gut leben
Wenn Luft, Feuer, Wasser und Erde unterwegs sind sagen wir da ist aber viel los
Wenn Luft, Feuer, Wasser und Erde sehr schnell unterwegs sind sagen wir das ist der Weltuntergang
Oder: jetzt wären wir mit Windstille elementar glücklich


Auch ein Reisetext …

Auch ein Text, der von Reisen handelt, besteht aus Sätzen, Wörtern, Kommas, Punkten, Ausrufezeichen, Fragezeichen oder Gedanken-strichen, all dies fein säuberlich aneinander gereiht. Gedankenstriche werden verwendet, wenn Reisende an einem Ort längere Zeit verweilen wollen. Punkte werden gesetzt, wenn die Reise an einem bestimmten Ort unterbrochen und am nächsten Tag mit einem neuen Satz wieder aufgenommen wird. Ein Reisetext ist mit schönen Worten ausgestattet wie 'gemächlich', 'verweilen', 'ausruhen', 'wohnen' und so weiter. Er kann aber auch unschöne Worte wie 'abgestürzt', 'verunfallt' oder 'ertrunken' enthalten. Oder lange Sätze, mit denen lange Reiseabschnitte beschrieben werden. Er enthält kurze, widerwärtige, unbehagliche, unwirtliche Sätze, um zu beschreiben, wie kurz sich der Reisende aufgehalten hat an einem Ort und wie unwohl es ihm dort war. Kommas trennen Hauptorte von eingeschobenen Nebenorten, wo nur ein Zwischenhalt eingeschaltet wurde. Fragezeichen sind gesetzt, um darauf hinzuweisen, dass der Reisende sich fragt, wie es weitergehen solle, weitergehen könnte. Doppelpunkte braucht er vor einer plötzlich ausgeführten Änderung der Reiseroute: Achtung, ich steig jetzt schnell aus und in einen anderen Zug. Fortsetzungszeichen (…) setzt er, wenn ihm in seinem Gedächtnis Reiseerinnerungen vorübergehend abhanden gekommen sind, und Ausrufezeichen endlich verwendet er, um anzudeuten, dass ihm eine Reise besonders Eindruck gemacht hat!



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